Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin
hereingelegt hatten.
»Überheblichkeit, Menschentochter, ist der erste Schritt in den Untergang. Dein Leben ist verwirkt. Du wusstest, dass du nicht hierherkommen durftest.« Die Augen des Trolls hatten die Farbe von Bernstein. Er lächelte. Oder bleckte er die Zähne wie ein Raubtier? Er sah furchterregend aus. Und er war mehr als einen Schritt größer als sie. Muskelstränge, dick wie Ankertaue, spannten sich an seinem Arm, als er die Kriegskeule hob.
»Du hast Mut, Menschentochter. Wenn du gut kämpfst und gut stirbst, werde ich meine Krieger nicht in dein Dorf führen. Meine Männer glauben, ihr Menschenkinder hättet den Respekt vor uns verloren. Sie wollen ins Fjordland einfallen und ein paar Dörfer und Städte niederbrennen. Ich werde es ihnen erlauben, wenn du mich enttäuschst.«
Kadlin schloss die Augen und atmete schwer aus. Alles war so gekommen, wie Lambi es ihr vorhergesagt hatte. Sie hätte nicht hierherkommen dürfen! Ein dumpfer Schmerz strahlte von der Wunde an ihrem Hinterkopf. Sie kniete nieder.
Der Troll sah sie verwundert an. Er hob die Keule, wie ein Scharfrichter auf dem Henkersplatz sein Schwert gehoben hätte.
Kadlin griff in den Schnee. Sie rieb eine Handvoll Schnee ins Haar. Die Kälte tat gut.
Das Pochen der Wunde ließ ein wenig nach.
»Kannst du kämpfen?«
Sie nickte dem Troll zu. Etwas regte sich in ihrem Bauch. Deutlich spürte sie einen Fußtritt. Ein dicker Kloß stieg ihr in den Hals. Sie würde ihr Kind ermorden! Und wofür? Für einen Toten!
Kadlin erhob sich. Sie hatte immer noch weiche Knie. Sie spannte ihre Muskeln und versuchte sich an all die Dinge zu erinnern, die Silwyna ihr einst beigebracht hatte. Silwyna, die Elfe, die so oft in das verborgene Tal gekommen war, in dem Kadlin ihre Kindheit verbracht hatte.
Wortlos zog die Königin ihr Schwert und hob es zum Fechtergruß.
Der Troll knurrte etwas, das sie nicht verstand. Dann ließ er die riesige Kriegskeule in weitem Kreis über seinem Kopf wirbeln und griff an. Er unterschätzte sie!
Sie stürmte vor und unterlief die wuchtige Waffe. Auch ihr blieb nicht der Platz, um auszuholen. Sie versuchte ihm in den Unterbauch zu stechen, doch der Hüne reagierte mit einem überraschend flinken Schritt zur Seite, so dass ihre Klinge ins Leere stieß. Kadlin ahnte, was kommen würde, und warf sich flach in den Schnee.
Keinen Augenblick zu spät! Die riesige Keule sauste in einem Rückhandschlag nieder und verfehlte sie nur um wenige Fingerbreit. Die Königin rollte sich auf die Seite und sprang auf die Beine.
Der Troll bleckte erneut die Zähne zu einem Lächeln. »Nicht schlecht, Menschentochter. Wenn du es schaffst, ein wenig von meinem Blut zu vergießen, bevor du stirbst, dann hast du die Deinen vor einem Kriegszug bewahrt.«
Kadlin war noch immer benommen. Helle Lichtpunkte tanzten ihr vor den Augen. Fieberhaft überlegte sie, wie ein so übermächtiger Gegner zu besiegen war. Ein wenig Blut zu vergießen, war ihr nicht genug! Sie wollte ihn töten. Ihr Bruder Ulric hatte einen Troll getötet, als er noch ein Kind gewesen war. Ihr Vater hatte während der Schlachten des Elfenwinters ebenfalls mehrere Trolle erschlagen. Sie würde die Familientradition fortsetzen. Ihre Klinge sollte diesen stinkenden Fleischberg an dessen eigene Lektion zur Überheblichkeit erinnern!
Der Troll hielt seine Keule diesmal flacher. Er ließ sie in langsam pendelnder Bewegung hin und her schwingen. Die Waffe schnitt mit einem satten Zischen durch die Luft. Er kam langsam auf sie zu. Er war wie eine Lawine. Eine Naturgewalt. Selbst ohne Keule könnte er sie mit bloßen Fäusten zerschmettern.
Kadlin atmete aus, so wie Silwyna es sie einst gelehrt hatte, als sie auf Wolfspirsch waren. Und mit dem Atem zugleich floss die Angst aus ihr. Sie täuschte einen Stich an, der auf den rechten Ober- Schenkel des Trolls zielte, und die pendelnde Waffe ihres Gegners geriet aus ihrem Rhythmus. Kadlin änderte die Schlagrichtung, wirbelte um den Hünen herum und versuchte ihn mit einem Rückhandhieb zu treffen. Klirrend schlug Stahl auf steinhartes Holz. Wie hatte der Bastard es geschafft, so schnell zu reagieren? Wer war das, gegen den sie da antrat?
Mit drei Schritten zurück vergrößerte sie rasch den Abstand zu der Keule. Der Troll setzte ihr nicht nach. Sein Blick war einschüchternd siegesgewiss.
»Wie heißt du? Wenn ich ein Duell austrage, weiß ich ganz gerne den Namen desjenigen, den ich zu seinen Ahnen schicke.« »Das ist nicht
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