Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin
kniff die Augen zu.
Mit dumpfem Schlag prallte der steinerne Keulenkopf neben ihr in den festgestampften Schnee. Sie schluckte. Langsam öffnete sie die Augen wieder. »Ich erkläre dich hiermit für tot, Menschentochter. Ich erwarte von dir, dass du dich künftig wie eine Tote verhalten wirst. Du wirst nie wieder deinen Fuß auf mein Land setzen. Und du wirst nie wieder eine Waffe gegen einen Troll erheben. Wenn du mir das schwörst, werde ich dich und deinen Bruder ziehen lassen. Wenn du diesen Eid aber brichst, dann werde ich mit meinen Heerscharen über das Fjordland hereinbrechen, und all deine Götter werden uns nicht aufhalten können. Wir werden deine Heimat von Firnstayn bis nach Gonthabu plündern und brandschatzen. Hast du das verstanden, Menschentochter?« »Ja«, brachte sie kleinlaut hervor. »Schwörst du, dass du von nun an wie eine Tote sein wirst?« »Ich schwöre es«, stieß sie hervor. Er hob seine Keule an und trat einen Schritt zurück.
»Warum?«, fragte sie kleinlaut.
»Die Elfen haben meine Weiber und meine Welpen bei lebendigem Leib verbrannt. Aber mich nennen sie einen Barbaren, ein wildes Tier. Du trägst einen Welpen in dir, Königin. Ich weiß es von Skanga. Er hat sich seine Mutter nicht aussuchen können. Um seinetwillen lasse ich dich ziehen. Uns Trollen käme es niemals in den Sinn, ein trächtiges Weib in einen Kampf ziehen zu lassen. Aber wir sind ja nur stinkende Barbaren.« Er spuckte neben ihr in den Schnee. »Hast du etwas gelernt, Menschentochter?« »Ja.«
»Bring es deinem Welpen bei, wenn du ihn geworfen hast. Gehe zu deinem Thron zurück und erzähle es den anderen Menschenkindern. Nördlich des Sees, den Skanga zur Grenze bestimmt hat, leben blutrünstige Wilde. Dich und deinen Bruder lasse ich ziehen, damit ihr meine Boten seid. Dieses Mal habe ich Gnade walten lassen. Ein zweites Mal wird das nicht geschehen. Und nun geh!«
DAS VERBORGENE DORF
Für mich bist du das Weib, das mein Volk von den Trollen befreien wird.« Auf dem Rand der Klippe herrschte Stille. Das letzte Grollen der hinabgestürzten Felsen war verklungen. Staub hing in der Luft, verklebte die Nasen und legte sich mit bitterem Geschmack in den Mund.
»Ich war im Zweifel, ob du sehr dumm bist oder sehr mutig«, sagte Emerelle leise. »Jetzt weiß ich es.« Sie lächelte verhalten. »Bring uns in dein Dorf. Ich bin durstig. Und wage es nicht, uns in euren Vorratskammern einzuquartieren.«
Falrach war erleichtert. Sein Körper hatte Ollowain wieder vergessen. Mit dem Lächeln der Königin waren alle Anspannung und zugleich auch alle Kraft gewichen. Er ließ sich auf einem Felsvorsprung nieder. Deutlich spürte er die Hitze des Steins durch seine Hosen.
Einige der Kobolde wagten aufzublicken. Sie schienen dem Frieden noch nicht zu trauen. Lag es daran, dass sie sich vor Emerelle fürchteten, oder daran, dass sie ihren Schamanen nur zu gut kannten?
Oblon klatschte in die Hände. »Aufstehen, ihr feige Bande! Was sollen die beiden Riesen von uns denken? Bisher waren die Trolle ihr größter Schrecken, aber ihr seid sehr viel eindrucksvoller. Ich hoffe, ihr seid nicht nachtragend. Es hatte wirklich nichts mit euch zu tun! Es ging einfach nur um … um Essen!«
Falrach versuchte Emerelles Blick einzufangen. Die Königin lächelte noch immer. Was würde er jetzt für ihre Gedanken geben!
Oblon machte sich auf den Weg. Er führte sie auf einem gewundenen Pfad durch die Felslandschaft. Kaum eine halbe Stunde dauerte es, bis sie ein Tal erreichten, durch das ein kaum knöcheltiefer Bach rann.
Falrach musste all seine Beherrschung aufbieten, um sich nicht mit dem Gesicht voran ins Wasser zu werfen. Seine Zunge lag wie ein Stück Dörrfleisch in seinem Mund. Er hatte das Gefühl, dass sie angeschwollen war. Seine Lippen waren aufgeplatzt. Er versuchte, nicht auf das Wasser zu sehen. Versuchte, das leise Plätschern des Wassers zu überhören. Wann kam wohl jemand, um ihm Wasser anzubieten? Verdammte Koboldbande!
Nahe dem Bach wuchsen einige grüne Grasbüschel. Auf einigen abgeernteten Maisfeldern standen nur noch kümmerliche Strünke. Die Felder waren verlassen. Auf einem Hügel, von einem niedrigen Dornenwall umgeben, erhoben sich halbrunde Lehmhütten. Sie erinnerten ein wenig an Eier, die dicht an dicht in einem Gelege lagen. Eine dünne Rauchfahne stieg zwischen den Hütten auf. Aber auch dort war niemand zu sehen.
Sie kamen an Kakteen mit vernarbter, grüner Haut vorbei. Es schien, dass sie
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