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Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Titel: Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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verbannt, wo er weitere Nachkommen zeugen sollte und sich ansonsten aus allen Staatsgeschäften herauszuhalten hatte.
    Die Langlebigkeit des Königs sorgte für endloses Gerede im Volk. Die Heiden ahnten ganz richtig, dass er verflucht sei. Allerdings vermuteten sie, Cabezan habe die alten Götter beleidigt. Vielleicht weil er seine Männer in den Steinernen Wald geschickt hatte oder weil er zu freundlich zu den ungewaschenen Eiferern war, die das Wort Tjureds in die Welt trugen und alle anderen Götter verdammten.
    Die Tjuredpriester hingegen, unter denen er, Jules, so hohes Ansehen genoss, deuteten Cabezans Unfähigkeit zu sterben, ganz anders. Sie glaubten, ihr Gott würde das Leben des Königs so lange währen lassen, bis dieser sich zu den Lehren ihrer Kirche bekehren ließ. Dann erst würde der gnädige Tod ihn finden und ihn von all seinem Leid erlösen. Cabezan entschied sich für keines der beiden Lager. Obwohl er sein Leben zweifellos schon lange nicht mehr genoss, hielt er umso sturer daran fest, je länger es währte. Niemand bei Hof war vor den verrückten Ängsten des Königs sicher. Überall vermutete er Verschwörer, die ihn ermorden lassen wollten, um seinen Thron zu stehlen. Seine Leibwache, die Stierköpfe, wie man sie nach ihrem Wappen nannte, waren Henker! Sie führten jeden seiner Befehle aus, ohne sich mit Fragen der Moral zu belasten. Giftmord, die Kabalen seiner Enkelinnen, sowie Machtkämpfe unter den Stierköpfen und hohen Beamten des Königreichs schafften eine Atmosphäre bei Hof, in der jeder gegen jeden stand und ein Leben einen Hundedreck wert war. Wenn Elodia dorthin gebracht wurde, dann war ihr ein schreckliches Ende gewiss. Und auch ihrem kleinen Bruder, denn Jules wusste natürlich, warum so viele Knaben an den Hof gebracht wurden und dann spurlos verschwanden.

DER GEISTERSEHER
    Komm zu uns, Falrach!« Es war eine Stimme, der man nicht widerstehen konnte. Wie ein Gift durchdrang sie ihn. Das Gefühl, zu fallen, endete.
    Seine Augenlider gehorchten ihm wieder. Er kniff sie zusammen, um sich dem Anblick der Toten zu verschließen. Es half nicht. Selbst mit geschlossenen Augen nahm er noch alles wahr. Er konnte sehen, so absurd das auch sein musste. »Komm zu uns!«
    Niemals würde er gehorchen. Er wusste nicht, welchen Zauber Oblon herbeigerufen hatte. Aber er war sich sicher: der Stimme zu folgen, würde ihn ins Verderben stürzen. Verzweifelt riss er wieder die Augen auf. Die Hütte um ihn herum hatte sich verändert. Oblon war verschwunden. Ein kleines Feuer brannte, ohne Wärme auszustrahlen. Entlang der Hüttenwände saßen die Ahnen.
    Falrach konnte sich umsehen. Die Lähmung seiner Glieder war ganz gewichen. Oblons Ahnen sahen nicht mehr tot aus. Und auch nicht richtig lebendig. Ihre Augen waren erfüllt von kaltem, blauem Licht, die Gesichter immer noch dunkel und verschrumpelt. Aber jetzt bewegten sie sich. Nicht verstohlen, wie eben noch. Sie machten kein Geheimnis daraus, tot zu sein und zugleich auch nicht. Manche tuschelten leise miteinander.
    Ein altes Koboldweib mit schwerer Muschelkette um den Hals erhob sich. Sie stützte sich auf einen mit verschlungenen Brandmustern bedeckten, hellen Stab. »Da bist du nun also, Falrach. Du bist kein Geist, wie ich sehe.« Sie neigte sanft das Haupt. Aber nicht zu ihm. Er sah sich um. Dicht hinter ihm erhob sich Gestalt gewordene Dunkelheit. Ein Schattenriss mit vage verschwimmenden Rändern. Von ihm ging die Kälte aus, die die Wärme des Feuers auslöschte.
    Niemand blickte mehr auf ihn. Alle Kobolde sahen den Schatten an. Manche rückten zum Eingang der Hütte hin. Andere beugten demütig das Haupt. Nur die Alte schien ungerührt zu bleiben.
    »Das ist der Schatten, der auf deinem neuen Leben liegt, Falrach. Ollowain. Er ist tot. Er ist wahrhaftig tot! Auf eine andere Art, als wir es sind. Ausgelöscht. Zerstört für immer. Nur seine Lebenskraft blieb zurück. Gefangen in der Hülle seines Körpers. Sein Wille zu sein. Bald wird er den Willen ausformen, dich zu zerstören. Du musst diesen Schatten loswerden, Falrach. Er ruft Unheil auf dich herab. Und auch auf jene, die bei dir sind. Du musst dieses Dorf verlassen. Sonst trifft das Unheil auch unsere Enkel.« Falrach war überzeugt zu träumen. Es gab keine Geister! Und wenn er je wieder erwachen sollte, dann würde er Oblon töten, ohne auch nur einen Herzschlag zu zögern. Diese hinterlistige, kleine Schlange!
    »Du irrst dich, Elf. Er ist nicht dein Feind. Er hat dich auf

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