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Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Titel: Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Es ist hier auch die Rede von einer verborgenen Kleiderkammer der Königin.« Skanga hörte das Rascheln von Buchseiten.
    »Hier steht es:
Am hintersten Ende sah ich jenes weiße Kleid, das sie auf dem Begräbnis Falrachs getragen hatte. Seitdem hatte sie es nicht mehr berührt.
Ich glaube, dieses Kleid ist das Zeugnis einer alten Liebe. Dort, wo die Weidenpuppe mit diesem Kleid steht, muss ich suchen! Im Turm der Königin. Ganz oben unter dem Dach. Dort verbirgt sie ihre Schätze.«
    »Ich glaube nicht, dass ich meinen alten Knochen den Aufstieg auf den Turm zumute will.«
    »Ich hatte ohnehin die Absicht, allein zu gehen.«
    »Birga wird dich begleiten, werte Freundin. Das ist mein letztes Wort. Die Trolle sind die Herren von Burg Elfenlicht. Du wirst nichts an dich nehmen, ohne dass Birga es sieht. Und versuche nicht, sie zu hintergehen!«
    Endlich sah Skanga einen Anflug von Zorn in Alathaias Aura. Es war nur ein kurzes Aufflackern. Die Elfe verstand es meisterlich, ihre Gefühle zu beherrschen. Der Fürstin war sicherlich bewusst, dass sie in ihrer Aura lesen konnte. Und wie viel ihre blinden Augen noch sahen.
    »Was für ein Vertrauensbeweis, dass du mir deine Schülerin überlässt! Du schmeichelst mir, Skanga.« Sie verneigte sich. »Wenn du nichts dagegen hast, werde ich mich nun auf die Suche nach dem Diebesgut machen.« »Geht!«
    Skanga lauschte auf die Schritte der beiden, die bald in der Ferne der weiten Palasthallen verklangen. Karfunkelsteine! Was wollte die Fürstin damit? Skanga kannte sie nur aus Märchen. Da hieß es, dass ein Karfunkelstein im Augenblick des Todes eines Drachens entstand. Sein Lebenswille, seine Magie, sein Bewusstsein, alles, was ihn ausmachte, zog sich in seinem Herzen zusammen und wurde zu einem Stein. Angeblich unterschieden sich diese Steine in nichts von belanglosen Feldsteinen an einem Wegrand. Sie waren etwas kleiner als eine Koboldfaust. Ihnen schien keinerlei Magie innezuwohnen. Und gingen sie einmal zwischen anderen Steinen verloren, dann war es fast unmöglich, sie wiederzufinden.
    Skanga erinnerte sich an eine Geschichte, in der es hieß, man könne mit Karfunkelsteinen Warzen behandeln. Sicher wusste auch Birga davon. Hoffentlich war sie nicht so töricht zu versuchen, Alathaia einen der Steine zu stehlen.

DIE TRAUMWÄCHTER
    Als Emerelle auf dem Felskamm hoch über dem Dorf stand, wusste sie, dass sie zu spät kam. Scharen grauhäutiger Kobolde stürmten Oblons Dorf. Sollten das die angeblichen Trolle sein? Das Erschrecken traf sie so tief, dass die Zeit aus reiner Gehässigkeit langsamer zu verstreichen schien, damit sie jede Einzelheit des Unabwendwendbaren in sich aufnehmen konnte. Sie sah die merkwürdigen Fratzen auf den Schilden der Krieger. Sah all die kauernden Kobolde, die das Unheil wehrlos über sich ergehen ließen. Doch nicht dies war es, was sie so tief berührt hatte. Sie sah Falrach zu Boden gehen. Als sein Sturz endete, begann ihrer. Sie sprang! Ohne zu denken, stürzte sie sich die Klippe hinab. Dabei breitete sie die Arme aus wie Flügel, nur dass sie kein Vogel war. Der Wind verfing sich nicht so sehr in ihrem flatternden Gewand, als dass er sie getragen hätte. Obwohl sie sich mit aller Kraft abgestoßen hatte, traf sie fast unmittelbar ein scharfer Schmerz am linken Fuß. Sie hatte eine vorspringende Felskante gestreift.
    Der Schlag verwandelte den Flug mit ausgebreiteten Armen in ein trudelndes Chaos. Und noch einmal strafte sie die Zeit. Sie war wie einer jener wunderlichen Gummiklumpen gewesen, mit denen die Baumwanderer aus den tiefsten Dschungeln Vahan Calyds handelten. Jener Klumpen, die man zu erstaunlicher Länge auseinanderziehen konnte. Hatte sich die Zeit eben noch zu einem endlosen Augenblick des Schreckens gedehnt, so schnellte sie nun in sich zusammen. Alles ging zu schnell, um einen klaren Gedanken zu fassen. Der Grund am Fuß der Klippen sprang ihr entgegen. Das rechte Wort der Macht wollte ihr nur mit quälender Langsamkeit über die Lippen kommen. Der Schmerz im Fuß drohte ihr einen Aufschrei statt eines Zaubers zu entreißen. Endlich stieß sie dieses widerspenstige Wort hervor, das sich an ihre Zunge krallte wie eine Zecke in zarte Nackenhaut. Die letzte Silbe und der Aufschlag kamen fast zugleich. Nun war es ihr Körper, der in sich zusammenschnellte. Der einen Schlag erfuhr, der sie jeden Knochen, jede Muskelfaser, jede zum Zerreißen gespannte Sehne fühlen ließ. Sie kam mit den Füßen zuerst auf und versuchte den

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