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Die Elfen von New York

Die Elfen von New York

Titel: Die Elfen von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Millar
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fröhlicher.« Draußen auf der Straße probierte Kerry zufrieden ihre neuen Handschuhe an.
    Nach ihrem Streit mit Heather war die Fee über die Straße geflogen und hatte dort das Glück gehabt, Kerry zu begegnen, einem der wenigen menschlichen Wesen in New York außer Dinnie, das Feen sehen konnte.
    Keiner, der Kerry kannte, mit ihrem langen silberblauen Haar, ihren Hippiekleidern, ihrem Blumenalphabet und ihrem brennenden Wunsch, die New York Dolls Gitarrensoli zu spielen, würde überrascht sein, daß sie die Gabe besaß, Feen zu sehen. Überraschend war höchstens, daß ihr nicht schon früher welche begegnet waren.
    Sie hatte sich sofort mit Morag angefreundet, und nun gingen die beiden regelmäßig zusammen klauen. Kerry gab Morag zu essen, besorgte ihr Whiskey, lauschte ihrem Fiedelspiel und ihren Geschichten. Sie erklärte ihr auch die Verzwicktheit ihres Blumenalphabets und die Gründe, warum sie die New York Dolls anbetete und warum sie entschlossen war, sich an Cal zu rächen, einem treulosen und verräterischen ersten Gitarristen, der mit seiner Band in dem alten Kino auf der anderen Straßenseite probte.
    »Meine Rache an Cal wird schrecklich und vernichtend sein«, erzählte sie der Fee. »Er wird es bitter bereuen, daß er mir versprochen hat, mir alle Gitarrensoli aus dem ersten Album der New York Dolls beizubringen, und mich dann so schändlich hat hängen lassen. Dabei habe ich extra mit einem schrecklichen, langweiligen Roadie gebumst, damit er mir eine Gitarre gibt.«
    »Recht so«, stimmte Morag zu. »Zahl’s ihm heim!«
    Kerry hatte verschiedene Arten von Rache im Sinn, aber ihr Hauptplan war, Cals Beitrag für den Wettbewerb der 4. Straße zu vereiteln.
    »Die wollen drüben im alten Kino Shakespeares ›Sommernachtstraum‹ aufführen«, erklärte sie. »Er führt Regie und bildet sich ein, daß er den ersten Preis gewinnt. Aber das wird er nicht. Weil ich nämlich gewinne. Meine aufrüttelnde neue Version des uralten keltischen Blumenalphabets, zum ersten Mal seit Jahrhunderten neu zusammengestellt, wird den ersten Preis gewinnen. Und das ist gut so, denn ich liebe Blumen.
    Als ich klein war, habe ich immer Blumen mit ins Bett genommen.«
    »Ich auch«, sagte Morag.
    In der 4. Straße fragte sie ein Obdachloser nach Geld.
    »Tut mir leid, ich habe keins«, sagte Kerry. »Aber nimm dies hier.«
    »Was hast du ihm gegeben?« fragte Morag.
    »Eine Postkarte von Botticellis ›Venus und Mars‹«, erklärte Kerry ihr. »Ein wunderschönes Gemälde.«
    Morag war sich nicht sicher, ob das einem hungernden Bettler weiterhalf, aber Kerry behauptete, das Bild würde ihm sehr, sehr gut tun.
    »Wenn mehr Menschen schöne Bilder von Botticelli hätten, wäre es um die Welt viel besser bestellt. Die Blumenarrangements in meinem Haar sind ›Primavera‹ nachempfunden, dem größten Gemälde der Welt.«
    »Hab ich recht verstanden?« fragte Spiro, das Chefeichhörnchen vom Central Park, das, aufgeschreckt durch die Berichte seiner Untergebenen, den seltsamen neuen Wesen einen Besuch abstattete.
    »Ihr nennt euch Feen. Für fast alle menschlichen Wesen seid ihr unsichtbar. Ihr kommt aus einer Gegend, die Cornwall heißt. Dort habt ihr glücklich gelebt, bis ein technikbesessener Elf namens Magris die Dampfmaschine erfand und in eurer Feengesellschaft eine industrielle Revolution auslöste. Tala, euer König, begann, die bis dahin glücklichen und zufriedenen Feen von den Feldern und Gärten in Arbeitshäuser zu versetzen, und verwandelte über Nacht sein Reich in eine unglückliche und unterdrückte Feengesellschaft, mit Polizei, Reiseverbot und allem Drum und Dran. Habe ich soweit richtig verstanden?«
    Brannoc und die anderen nickten.
    »Woraufhin ihr, die ihr vor allem musizieren und Pilze essen wollt und nicht vorhabt, zwölf Stunden am Tag in einer Fabrik zu schuften, euch mit Hilfe zweier irischer Feen nach Irland abgesetzt habt. Unterwegs seid ihr zwei schottischen Feen begegnet, die behaupteten, man habe sie erst aus ihrer Heimatstadt gejagt, weil sie Songs von den Ramones auf ihren Fiedeln gespielt hätten, und danach ganz des Landes verwiesen – wegen eines anderen Vergehens, über das sie lieber schweigen wollten, und dann habt ihr eine Wiese mit Fliegenpilzen entdeckt und alle aufgegessen. Statt weiterzuflüchten,«
    »Wir waren müde.«
    »Na gut. Und dann habt ihr furchtbar viel Whiskey und Bier getrunken, seid danach auf einem Lastwagen gelandet, und das nächste, was ihr wißt, ist, daß

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