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Die Elfen von New York

Die Elfen von New York

Titel: Die Elfen von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Millar
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ihr die Fifth Avenue hochgefahren wurdet, wahrscheinlich, nachdem ihr zuvor in einem Frachtflugzeug hergekommen seid. Ist das die Geschichte?«
    Die Feen nickten unglücklich. Der Central Park war besser als die wilden Straßen dahinter, aber trotzdem nicht wie zu Hause.
    »Na, laßt den Kopf nicht hängen«, sagte Spiro. »Das ist doch nicht so schlimm. Immerhin seid ihr in Amerika gelandet. Ihr sprecht mehr oder weniger unsere Sprache, könnt euch hier ein Weilchen ausruhen und euch dann wieder zum JFK aufmachen und ein Flugzeug nach Hause nehmen.«
    »Wir können nicht zurück. Tala, der König, will unseren Tod.«
    »Tja, dann sitzt ihr hier fest. Aber was ist so schlimm daran? New York ist eine tolle Stadt, es wird euch hier gefallen.«
    Irgendwo in der Nähe der City Hall machte Magenta Mittagspause. Sie packte die angegessene Pizza aus, die sie unterwegs auf einer Bank gefunden hatte, und biß, vorsichtig um sich blickend, hinein.
    Sie war sich sicher, daß Tissaphernes in der Nähe war. Tissaphernes war der Kommandant der persischen Kavallerie. Magentas Streitmacht bestand hauptsächlich aus Hopliten und Pelasgern. Sie mußte also auf der Hut sein, durfte sich nicht ausmanövrieren lassen. Sie stand auf und wanderte weiter den Broadway hinunter.
    Draußen schien die Sonne. Drinnen betranken sich Kerry und Morag. Das war nicht gut für Kerry, denn durch die Krankheit war ihr Körper geschwächt, aber für ihre Seele war es gut.
    »Zwei in zwei Tagen«, sagte sie und dachte an einen weiteren Obdachlosen, der sich draußen auf dem Bürgersteig hingelegt hatte und gestorben war. Kerry und Morag hatten ein paar Blumen um die Leiche gelegt und den Notarzt gerufen. Jetzt war Kerry müde. Sie legte sich aufs Bett und wollte von Morag wissen, weshalb sie ständig mit Heather streiten mußte.
    »Zum Teil, weil ich eine MacPherson bin und sie eine MacKintosh«, erklärte Morag. »Und seit Urzeiten herrscht zwischen den MacPhersons und den MacKintoshs eine bittere Fehde. Später einmal werde ich dir das alles erzählen. Aber davon mal abgesehen, hatte Heather von Anfang an einen höchst zweifelhaften Charakter.
    Vor langer Zeit, als wir noch Kinder waren, hatten unsere Mütter uns zu einem großen Feen-Dudelsack-und -Fiedelwettbewerb mitgenommen. Das Treffen fand am Fuße des Berg Tomnahurich statt, der nahe bei einer Stadt namens Inverness liegt.
    Meine Mutter erzählte mir, daß das Treffen früher, in den alten Tagen, als die Feenkönigin im Inneren des Berges wohnte, oben auf dem Berg abgehalten wurde. Aber jetzt haben die Menschen dort einen Friedhof angelegt. Thomas, der Reimer, ist dort begraben. Er war ein großer schottischer Prophet und Feenfreund, irgendwann im zehnten Jahrhundert. Oder elften oder zwölften. Genau weiß ich es nicht. Wegen des Friedhofs konnten wir uns nicht mehr auf dem Berg treffen. Es gibt viele Orte, an die wir wegen der Menschen nicht mehr können. Aber die Gegend gefällt uns immer noch. Sie ist schön und als Treffpunkt für alle Feenclans bestens geeignet.
    Ich erinnere mich, daß wir auf dem Weg dorthin an Culloden vorbeikamen. Über Culloden gibt es viele Geschichten, aber sie sind alle sehr schmerzlich für die Schotten, deshalb will ich sie jetzt nicht erzählen. Jedenfalls war das Festival ein wundervolles Ereignis. Alle großen Dudelsackspieler und Fiedler waren dort, dann die Sänger, Jongleure, Akrobaten, Geschichtenerzähler und Rennreiter. Alle waren fröhlich und glücklich.«
    Morag lächelte bei der Erinnerung.
    »Ich war sehr aufgeregt, weil meine Mutter mich für den Junior-Fiedelwettbewerb angemeldet hatte. Es war das erste Mal, daß ich vor jemand spielen würde, der nicht zu meinem Clan gehörte. Ich hatte das ganze Jahr geübt und wollte ›Tullochgorum‹ spielen. Das ist die Melodie, die ich vor kurzem draußen vor deinem Fenster gefiedelt habe. Ich will nicht unbescheiden sein, aber heutzutage wird meine Wiedergabe von ›Tullochgorum‹ im ganzen schottischen Feenreich gerühmt. Es ist ein bekannter schottischer Tanz, sehr lebhaft und sehr schwer zu spielen. Der Ruf einer schottischen Fiedlerin hängt allein davon ab, wie sie ›Tullochgorum‹ spielt. Rabbie Burns, der berühmteste Dichter der Welt, hat ihn die Königin aller Lieder genannt.«
    Sie lachte.
    »Meine Mutter wollte, daß ich etwas Leichteres spiele, aber ich war ein sehr ehrgeiziges Kind, wenn auch recht still. Obwohl all die großen Fiedler da waren, tagsüber bei den Wettbewerben spielten und

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