Die Elfen von New York
enthoben. Man warf ihm vor, zuviel Zeit mit Träumen von des Königs Stieftochter zu vergeuden.
»Hättest du ein bißchen weniger geträumt und ein bißchen besser geplant, dann säßen wir wahrscheinlich nicht hier in Tintagel in der Falle.«
Ihre Lage war bedenklich. In der Burgruine gab es nichts zu essen, und die Rebellen wurden stündlich hungriger. Draußen schoben die zweiundvierzig Söldner – Magris hatte inzwischen beide Söldnertruppen vereinigt – Wache und flogen Patrouillenflüge über die Burg. Im Augenblick gelang es noch, sie durch Aelis , Irreführungszauber abzuhalten, doch dessen Wirkung würde bald nachlassen. Versuchte ein Söldner, die Burg zu betreten, trabte er plötzlich unerklärlicherweise in die falsche Richtung und landete verwirrt und verdutzt wieder genau dort, wo er hergekommen war. Aber die Söldner, die schließlich auch Elfen waren, kannten sich aus mit solchem Zauber und wußten, daß Aelis ihn nicht mehr lange aufrechthalten konnte, besonders wenn sie nichts zu essen bekam.
Werferth sandte dem König die Botschaft, daß die Rebellion bald zu Ende wäre.
Heather und Morag saßen auf dem Ladenschild eines Waffengeschäftes und blickten sich finster an. Heather verkündete laut, es sei schließlich nicht ihre Schuld.
»Ist es doch«, fuhr Morag sie an. »Du und deine unstillbare Sucht, mit jedem Elf, der noch nicht offiziell für tot erklärt wurde, zu flirten!«
Als sie aus der Bar kamen, war ihnen Magenta in die Arme gelaufen und hatte gestanden. Ja, sie hatte die Mohnblume gehabt, die ihr Johnny Thunders durch die chinesischen Feen hatte zukommen lassen. Später, in der Spring Street, hatte sie die Blume aus der Tasche geholt, um ihr wiedergewonnenes Beutestück in Ruhe zu betrachten. Aber da war ein geflügelter römischer Soldat gekommen und hatte sie gefragt, ob er ihr die Blume nicht abhandeln könnte; sie sei das perfekte Geschenk für ein blondes Mädchen, in das er verliebt sei. Er hatte Magenta einen guten Preis gezahlt und sich dann davon gemacht.
»Mit anderen Worten«, schimpfte Morag, »irgendein italienischer Elf hat sie jetzt, weil er hofft, daß du ihn unter deinen Kilt läßt, wenn er sie dir schenkt. Der Ärger, den uns dein Sexualtrieb all die Jahre eingebracht hat, Heather, ist einfach ungeheuerlich.«
»Na, und was ist mit dir und den chinesischen Elfen?« keifte Heather.
»Das sind alles Elfen mit guten Manieren«, fauchte Morag. »Nie würden sie einer kranken jungen Frau eine lebenswichtige Blume klauen und als Masche benutzen, eine durch und durch anständige Besucherin aus Schottland ins Bett zu kriegen.«
»Was willst du überhaupt?« fauchte Heather zurück. »Ich brauch ja bloß zu warten, bis Cesare oder Luigi mit der Blume ankommt, und dann kriegt sie Kerry zurück.«
Brannoc war entsetzt, als er von den Zwischenfällen in der 4. Straße erfuhr; besonders empörte ihn, daß Heather Okailey eine geballert hatte, was aber offenbar nichts weiter ausgemacht hätte, wenn Okailey nicht durch das Kampfgetümmel weitergeschoben und um die Chance gebracht worden wäre, es Heather mit einem ordentlichen Boxhieb heimzuzahlen.
»Hört zu, all unsere Probleme sind gelöst«, verkündete Maeve, die zu den Feen und Elfen in den Park geflattert kam.
»Hast du ein paar irische Feen getroffen?« fragte Padraig begierig.
»Nein«, gestand Maeve. »Leider nicht. Ich weiß nicht, warum, aber auf dieser Insel scheint es tatsächlich keine zu geben.«
»Ich glaube, in Brooklyn und der Bronx gibt es ein paar irische Kolonien«, meinte Ocarco.
»Möglich. Ich hatte aber keine Zeit, auch noch fremde Länder abzusuchen. Na, ist auch gar nicht mehr wichtig, weil ich an meinen Clan daheim geschrieben und meine Leute gebeten habe, übers Meer herzukommen.«
Brannoc sah sie fassungslos an.
»Du hast was getan?«
Ein junges Paar, das auf der Suche nach einem ruhigen Plätzchen mit zwei Flaschen Bier und einer Anchovis-Pizza über die Lichtung kam, scheuchte die Feenversammlung auf und zwang sie, sich in die Büsche zurückzuziehen.
»Ja, ich habe meinen Leuten geschrieben. Der Brief ist schon unterwegs, und in ein paar Tagen müßten sie hier sein!«
Brannoc lachte, daß ihm die Flügel zitterten.
»Sowas Dummes habe ich im Leben noch nicht gehört. Wie soll der Brief denn ankommen? Die Menschenpost befördert doch keine Feenbriefe!«
Maeve war sauer.
»Vielleicht in England nicht, aber in Irland wohl. Die Iren haben große Achtung vor ihren Feen. Ich
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