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Die Elfen

Die Elfen

Titel: Die Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen , James Sullivan
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länger sich selbst vor Augen, sondern eine andere Frau, viel schöner als sie sich je empfunden hatte, so erhaben wie die Königin und mit einer Anmut versehen, wie man sie den Alben nachsagte. Auch wenn sie sich selbst nicht in diesem Licht sah, wusste sie, dass Nuramons Worte direkt von Herzen kamen.
    Als ihre Liebsten verstummten, wandte sie den Blick unsicher vom Wasser ab und schaute zu Nuramon, dann zu Farodin. »Warum habt ihr aufgehört?«
    Farodin schaute hinauf zum Blätterdach. »Die Vögel sind unruhig. Ihnen ist offenbar nicht länger zum Singen zumute.«
    Noroelle wandte sich zu Nuramon. »War das wirklich mein Gesicht, das ich im Wasser sah? Oder war es deine Zauberei?«
    Nuramon lächelte. »Ich habe nicht gezaubert, nur gesungen. Aber dass du es nicht zu unterscheiden wusstest, schmeichelt mir.«
    Farodin erhob sich plötzlich, und auch Nuramon stand auf und blickte über den See und die Wiesen hinweg in die Ferne. Da ertönte ein tiefes Hornsignal über dem Land.
    Nun erhob sich auch Noroelle. »Die Königin? Was mag geschehen sein?«, fragte sie.
    Farodin war mit wenigen Schritten neben Noroelle und legte ihr die Hand auf die Schulter. »Mach dir keine Sorgen, Noroelle.«
    Nuramon war herangekommen und flüsterte ihr ins Ohr: »Es ist gewiss nichts, was nicht von einer Schar Elfen gelöst werden kann.«
    Noroelle seufzte. »Es war wohl zu schön, um den ganzen Tag anzuhalten.« Sie sah, wie die Vögel sich in die Luft erhoben und kurz darauf der Burg der Königin entgegenflogen, die jenseits der Wiesen und der Wälder auf einem Hügel lag. »Beim letzten Mal hat die Königin dich zur Elfenjagd berufen. Ich sorge mich um dich, Farodin.«
    »Bin ich nicht jedes Mal zurückgekehrt? Und hat nicht Nuramon dir stets die Zeit versüßt?«
    Noroelle löste sich von Farodin und wandte sich beiden zu. »Und wenn ihr nun gemeinsam fort müsstet?«
    »Man wird mir keine solche Pflicht anvertrauen«, wandte Nuramon ein. »Das war immer so, und so wird es auch immer sein.«
    Farodin schwieg, Noroelle aber sagte: »Die Anerkennung, die man dir verwehrt, werde ich dir geben, Nuramon. Aber nun geht! Holt eure Pferde und reitet voraus! Ich werde nachkommen und euch heute Abend bei Hofe sehen.«
    Farodin fasste Noroelles Hand, küsste diese und verabschiedete sich. Nuramons Abschied bestand in einem liebevollen Lächeln. Dann ging er zu Felbion, seinem Schimmel. Farodin saß bereits auf seinem Braunen. Noroelle winkte ihnen noch einmal zu.
    Die Elfe beobachtete ihre beiden Liebsten, wie sie abseits der Feenblüten über die Wiese ritten, dem Wald und der jenseits davon liegenden Burg entgegen. Sie trank ein wenig Wasser aus der Quelle und machte sich dann auf den Weg. Barfüßig schritt sie über die Wiesen.
    Sie wollte zur Fauneneiche gehen. Unter ihr konnte sie so klare Gedanken fassen wie nirgends sonst. Die Eiche hielt ihrerseits Zwiesprache mit ihr und hatte sie in jungen Jahren viel Zauberei gelehrt.
    Auf ihrem Weg dachte sie über Farodin und Nuramon nach.

ERWACHEN

    Es ist erstaunlich warm, dachte Mandred, als er erwachte. Ganz in der Nähe erklang Vogelgezwitscher. In die Halle der Helden war er gewiss nicht eingegangen. Vögel gab es dort keine… Und überhaupt sollte der Honigduft von schwerem Met in der Luft hängen und der Geruch von harzigem Fichtenholz, das in der Feuergrube glühte!
    Er hätte nur die Augen aufschlagen müssen, um zu wissen, wo er war. Aber Mandred zögerte es hinaus. Er lag auf etwas Weichem. Nichts schmerzte. Hände und Füße kribbelten leicht, aber das war nicht unangenehm. Er wollte gar nicht wissen, wo er war. Er wollte einfach nur den Augenblick genießen, in dem er sich so wohl fühlte. So war es also, wenn man tot war.
    »Ich weiß, dass du wach bist.« Die Stimme klang, als ob es ihr schwer fiele, Worte zu formen.
    Mandred schlug die Augen auf. Er lag unter einem Baum, dessen Äste sich wie eine weite Kuppel über ihn wölbten. Neben ihm kniete ein Fremder und tastete mit starken Händen seinen Körper ab. Die Äste reichten bis dicht über seinen Kopf; sein Gesicht blieb im Spiel von Licht und Schatten verborgen.
    Mandred blinzelte, um deutlicher sehen zu können.
    Irgendetwas stimmte hier nicht. Die Schatten schienen um das fremde Gesicht zu wirbeln, so als wollten sie es voller Absicht verbergen.
    »Wo bin ich?«
    »In Sicherheit«, entgegnete der Fremde knapp.
    Mandred wollte sich aufrichten. Da bemerkte er, dass seine Hände und Beine auf den Boden gebunden waren.

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