Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Elfen

Die Elfen

Titel: Die Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen , James Sullivan
Vom Netzwerk:
sondern davor, einen großen Fehler zu begehen. Er kannte Guillaume nicht und wusste nicht, wie er die Wahrheit aufnehmen würde. Dann aber dachte er an Noroelle. Dies war die einzige Hoffnung, Guillaume vor dem Tod zu bewahren und vielleicht gleichzeitig Noroelle zu retten - selbstverständlich nur, wenn die Königin einsah, dass es ein Fehler wäre, Guillaume zu töten.
    Er klopfte.
    Im Inneren des Hauses regte sich nichts, und Nuramon überlegte, ob er noch einmal klopfen sollte. Gerade als er den Arm hob, hörte er endlich Schritte. Nuramons Herz raste. Gleich würde sich die Tür öffnen, und Noroelles Gesicht würde ihn anschauen. Er warf die Kapuze seines Mantels zurück, sodass Guillaume sofort wüsste, mit wem er es zu tun hatte.
    Ein Riegel wurde zurückgeschoben, dann öffnete sich die Tür. Nuramon hatte sich nicht verschätzt. Es war Guillaume. Der junge Priester wirkte keineswegs überrascht, einem Fremden gegenüberzustehen. Unfähig, auch nur ein Wort hervorzubringen, starrte Nuramon in das Gesicht von Noroelles Sohn. Wie aber würde sich sein Ausdruck verändern, wenn Guillaume alles über seine Herkunft erfuhr?
    »Komm herein, Albenkind«, sagte der Priester mit seiner ruhigen Stimme und lächelte. Dann ging er voran. Offenbar hatte er ihn erwartet.
    Guillaumes Haus war sehr schlicht eingerichtet. Der Raum, in den Nuramon eintrat, nahm das gesamte Erdgeschoss ein. Hier war alles Nötige untergebracht, vom gemauerten Herd bis zum Gebetsschrein. Nur ein Bett war nicht zu sehen. Wahrscheinlich befand sich das Schlafgemach im Obergeschoss, das man über eine Treppe gegenüber der Haustür erreichen konnte.
    »Du bist wegen deines Gefährten gekommen«, sagte Guillaume und setzte sich an den kleinen Tisch in der Mitte des Raumes. Dort brannte eine Öllampe vor einem Holzteller, auf dem noch Fleischreste lagen. Mit einer einladenden Geste deutete Guillaume auf einen zweiten Stuhl am Tischende.
    Nuramon setzte sich schweigend.
    Der Priester schob den Teller beiseite. »Ich fürchte, dein Gefährte wurde bereits auf dem Friedhof beerdigt. Ich hoffe, das schadet seiner Wiedergeburt nicht.«
    »Bei uns heißt es, dass die Seele sich im Augenblick des Todes vom Körper des Albenkindes löst«, erklärte Nuramon. »Wenn es denn einen Seelenweg zwischen deiner Welt und Albenmark geben sollte, dann hat Gelvuun ihn bereits genommen und wartet dort auf seine Wiedergeburt.«
    »Dann war seine Seele schon fort, als ich seinen Körper beerdigte.«
    »Ja. Doch deswegen bin ich nicht hier. Ich bin deinetwegen gekommen.«
    Die Worte schienen Guillaume nicht zu überraschen. »Weil ich ihn getötet habe…«
    Nuramon stutzte. »Woher weißt du es?«
    Der Heiler senkte den Blick. »Ich wusste es, als ich ihn untersuchte. Er sah aus, als hätte er Würgemale am Hals, auf die nur meine Finger passen.« Er hielt inne und musterte Nuramon. »In den Gesichtern von Elfen zu lesen ist nicht leicht. Ich sehe keinen Zorn in deinen Zügen. Aber dennoch bist du gewiss gekommen, um Vergeltung zu fordern.«
    »Nein, auch deswegen bin ich nicht hier.«
    Guillaume starrte ihn fragend an.
    »Ich möchte nur wissen, was du in deiner Zukunft siehst.«
    »Ich bin ein Suchender im Dienste des Tjured. Ich glaube, diese Welt ist voller verborgener Geschenke, doch nur wenige vermögen sie zu finden. So weiß ich, dass die Macht der Götter sich an bestimmten Orten sammelt. Ich kann diese Orte spüren und den unsichtbaren Flüssen folgen, die sie miteinander verbinden.« Er sprach offensichtlich von Albenpfaden, er hielt sie für die Pfade seines Gottes. »Dieses Wissen nutze ich, um Menschen zu heilen und Frieden zu predigen. Ich möchte, dass der Hass verschwindet. Doch nach dem heutigen Tag scheint es, als wäre der Preis zu hoch. Was ist das nur für eine Gabe, die Menschen heilt und Albenkinder tötet?«
    »Ich kann dir darauf eine Antwort geben. Doch überlege es dir gut, ob du sie hören willst.«
    »Du weißt etwas über die Begabung, aus der ich meine Wunder schöpfe?«
    »Ich kenne ihre Herkunft.«
    »Dann bist du klüger als jeder Weise und jeder Priester, dem ich bislang begegnet bin. Bitte erzähle…«
    »Soll ich es wirklich tun? Denn wenn du mich anhörst, dann weißt du auch, aus welchem Grunde ich und meine Gefährten in diese Stadt gekommen sind, wieso ich hier bin und das Wagnis eingehe, in deine Nähe zu kommen.«
    »Kennst du meine Eltern? Meine wahren Eltern?«
    »Ja, ich kenne sie beide.«
    »Dann sprich!«
    »Du bist der

Weitere Kostenlose Bücher