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Die Elfen

Die Elfen

Titel: Die Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen , James Sullivan
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Faust und streckte die Finger dann wieder. »Er hat mich geheilt!«, rief er mit sich überschlagender Stimme. »Geheilt!« Der Grauhaarige warf sich vor dem Priester zu Boden und küsste ihm den Saum des Gewandes.
    Guillaume wirkte verlegen. Er nahm den Alten bei den Schultern und richtete ihn wieder auf.
    Er kann zaubern wie seine Mutter, dachte Nuramon. Die Königin hatte sich geirrt. Noroelles Sohn war kein Dämonenkind. Ganz im Gegenteil. Er war ein Heiler.
    Plötzlich drang ein Schrei durch die Menge. »Guillaume! Guillaume! Hier ist einer umgefallen!«
    »Er ist tot!«, rief eine Frau mit schriller Stimme.
    »Bringt ihn zu mir«, befahl der Heiler ruhig.
    Zwei stämmige Männer mit Lederschürzen trugen eine hagere Gestalt zum Brunnen. Einen Mann in einem grauen Umhang! Guillaume schlug die weite Kapuze zurück. Vor dem Heiler lag Gelvuun.
    Verwirrt blickte Nuramon zu Farodin. Dieser gab ihm durch eine Geste zu verstehen, dass sie abwarten sollten. Dann flüsterte er: »Hoffentlich macht Mandred keinen Unsinn!«
    Jetzt ging ein Raunen durch die vorderen Reihen. Guillaume hatte Gelvuuns Haar zurückgestrichen. Deutlich waren die spitzen Ohren zu erkennen. Gelvuun, der sonst immer so mürrisch war, erschien nun friedlich wie ein schlafendes Kind.
    Guillaume beugte sich über ihn. Der Priester wirkte aufgewühlt. Ob es nur der Anblick des Elfen war oder aber etwas anderes, vermochte Nuramon nicht zu sagen. Dann schaute sich Guillaume um, und Nuramon spürte, wie der Blick von Noroelles Sohn ihn streifte. Eiskalt lief es ihm über den Rücken. Die Augen des Heilers waren von leuchtendem Blau.
    Der Prediger erhob sich und sprach: »Dieser Mann steht nicht unter dem Schutze Tjureds. Er ist ein Albenkind und kein Mensch. Ihm kann niemand mehr helfen. Er ist zu spät hierher gekommen. Und ich kann nicht erkennen, woran er erkrankt war. Es scheint, als hätte sein Herz einfach aufgehört zu schlagen. Aber es heißt, dass auch den Albenkindern ein Dasein jenseits des Lebens bestimmt sei. So betet für seine Seele. Ich werde seinen Körper mit allen Ehren bestatten, auch wenn er niemals zu Tjured gebetet hat. Die Gnade unseres Herrn ist unermesslich. Er wird sich auch dieses Elfen erbarmen.«
    Noch einmal streifte Guillaumes Blick Nuramon. Es war etwas Lähmendes in diesen wunderschönen blauen Augen.
    »Komm, Nuramon«, flüsterte Farodin. »Wir müssen fort.«
    Sein Gefährte packte ihn und zog ihn mit sich durch das dichte Gedränge. Nuramon konnte das Gesicht und die Augen nicht aus seinem Kopf verbannen. Es war Noroelles Gesicht, es waren Noroelles Augen, die diesem Mann dort gehörten.
    Mit einem Mal wurde er geschüttelt. »Wach auf!«, sagte Farodin harsch. Nuramon sah sich erstaunt um. Sie hatten den Platz verlassen und waren nun wieder in einer der engen Gassen. Er hatte nicht bemerkt, wie weit sie gegangen waren. »Das war Noroelles Gesicht!«, sagte er.
    »Ich weiß. Komm!«
    Sie fanden Nomja und die Pferde. Mandred und Alfadas kamen wenige Augenblicke später auf den Hof. Sie führten Yilvina zwischen sich. Die junge Elfe war blass und schien sich kaum aus eigener Kraft auf den Beinen halten zu können.
    Mandred war ganz außer sich. »Habt ihr das gesehen? Verdammt! Was ist geschehen?«
    Farodin schaute sich um. »Wo ist Ollowain?«
    Alfadas deutete zum Eingang des Hofs. »Da kommt er!«
    Dem Schwertmeister stand die Angst ins Gesicht geschrieben. »Kommt! Wir sind hier nicht mehr sicher.« Er blickte zurück zur Straße. »Lasst uns Abstand zu diesem Dämonenkind gewinnen. Los! Auf die Pferde und raus aus der Stadt!«
    »Was ist mit Gelvuun geschehen?«, fragte Nomja.
    Nuramon schwieg. Er dachte an die fremde Macht, die nach seinem Innersten gegriffen hatte, an die blauen Augen und daran, wie sehr Guillaume ihn mit jeder seiner Gesten an Noroelle erinnerte. Nun war Gelvuun tot, und Yilvina sah so elend aus, als wäre sie dem Tode nur knapp entgangen.
    »Was ist geschehen?«, fragte nun auch Ollowain und wandte sich an die blasse Elfe.
    Yilvina rang um Atem. »Er hat sich weiter vorgedrängt… Bis fast an den Rand der Menge. In dem Augenblick, als der Priester die Hand des alten Mannes ergriff .« Sie blickte zum Himmel. Tränen standen ihr in den Augen. »Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. Es war, als griffe eine Kralle in meine Brust hinein, um mir das Herz zu zerreißen.« Sie fing an zu schluchzen. »Es war . Ich konnte den Tod spüren . Den ewigen Tod, ohne Hoffnung auf Wiedergeburt oder

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