Die Elfen
beherrschte. Wie hatte das nur geschehen können?
Voller Unrast trieb er die Stute den Hügel hinab. Er musste zu Alfadas! Wie würde sein Sohn nun aussehen? Ob er wohl Kinder hatte? Vielleicht sogar schon Enkel?
Ohne von den Wachen aufgehalten zu werden, passierten sie das schwer befestigte Stadttor. Es musste Markttag sein. Die Straßen waren voller Menschen. überall drängten sich Stände dicht an die Häuser. Ein herrlicher Duft nach Äpfeln lag in der Luft. Mandred war abgesessen und führte seine Stute am Zügel. Jedem, der ihm entgegenkam, stierte er ins Gesicht und suchte nach bekannten Zügen.
Selbst die Kleider der Leute hatten sich in der Zeit seiner Abwesenheit verändert! Fast alle hier trugen gutes Tuch. Es herrschte Festtagsstimmung. Firnstayn war reich geworden. Doch er fand sich nicht mehr zurecht. Kein Haus, das er gekannt hatte, stand noch.
Schließlich hielt Mandred die Ungewissheit nicht länger aus. Er hielt einen grauhaarigen Mann an. Der Alte trug ein weißes Hemd mit bunten Stickereien auf den Schultern. Ein schwerer Halsreif mit silbernen Pferdeköpfen an den Enden wies ihn als bedeutend aus.
»Wo finde ich Jarl Alfadas?«, fragte Mandred aufgeregt. »Was ist hier geschehen?«
Der Alte runzelte die Stirn. Er kniff ein wenig die blauen Augen zusammen und versuchte ganz offensichtlich abzuschätzen, mit was für einem Schelm er es zu tun hatte. »Jarl Alfadas? Ich kenne keinen Jarl, der diesen Namen trägt.«
»Wer herrscht in dieser Stadt?«
»Du kommst wohl von weit her, Krieger. Hast du nie von König Njauldred Klingenbrecher gehört?«
»König?« Mandred verschluckte sich fast. »In Firnstayn herrscht ein König?«
»Veralber mich nicht!«, schimpfte der Alte ärgerlich und wollte schon gehen, als Mandred ihn am Ärmel festhielt.
»Sieh mich an! Hast du mich schon einmal gesehen?« Mandred schüttelte den Kopf, sodass ihm die dünnen Zöpfe ins Gesicht schlugen. »Ich bin Mandred Torgridson, und ich bin gekommen, um nach meinem Sohn Alfadas zu sehen.«
Rings herum waren Leute stehen geblieben. Einige Männer hatten die Hand am Schwert, offenbar bereit einzugreifen, falls der Fremde den Alten noch mehr bedrängte. Dieser indes war leichenblass geworden. Hätte er ein Gespenst gesehen, er hätte nicht erschrockener wirken können. »Mandred Torgridson«, wiederholte er tonlos.
Der Name wurde von den Umstehenden aufgegriffen. Wie ein Lauffeuer eilte er durch das Gedränge und war bald in aller Munde.
»Du bist gewiss gekommen, die verwundete Elfe zu holen«, stieß der Alte schließlich hervor. »Sie ist im Langhaus des Königs. Er hat Heiler und Hexen von weither herbeigerufen .«
»Ich bin hier wegen Alfadas, meinem .« Farodin legte ihm besänftigend die Hand auf die Schulter.
»Von welcher Elfe sprecht Ihr?«
»Jäger haben sie am Larnpass gefunden. Sie war mehr tot als lebendig. Man hat sie hierher in die Königsstadt gebracht, weil niemand ihr zu helfen vermochte.« Der Alte kniff die Augen zusammen. Plötzlich streckte er die Hand vor und strich Farodin über die Wange. »Du bist . Ich meine, Ihr seid . Ihr seid auch ein .«
»Wo finden wir die Halle des Königs?«, fragte Farodin höflich, aber bestimmt.
Der Greis ließ es sich nicht nehmen, sie persönlich durch die Stadt zu geleiten. Irgendwo in der Menge rief jemand: »Jarl Mandred ist zurückgekehrt!« Darauf wurde das Gedränge und Geschiebe ringsherum noch größer.
Manche gafften ihn und Farodin nur an. Andere versuchten Mandred zu berühren, so als wollten sie sich davon überzeugen, dass er kein Geist war.
Endlich erreichten sie den Hügel, auf dem die Königshalle stand. Eine breite Treppe, flankiert von Löwenstatuen, führte hinauf zum Sitz des Herrschers. Erst als die beiden die Stufen hinaufstiegen, blieb die Menge zurück.
Mandred fühlte sich zerrissen zwischen widerstreitenden Gefühlen. Es ärgerte ihn, dass der Alte ihm nicht gesagt hatte, was mit Alfadas war. Auf der anderen Seite war er aber auch stolz. Er war berühmt! Jeder in der Stadt schien seinen Namen zu kennen. Sicher gab es ein Heldenlied über seinen Kampf mit dem Manneber!
Sie hatten beinahe die Festhalle erreicht, da drehte sich Mandred um und blickte auf den Platz. Jeder dort unten schien zu ihm hinaufzusehen. Jeglicher Handel war zum Erliegen gekommen.
Der Jarl zog die Axt und streckte die Arme gen Himmel. »Ich grüße das Volk von Firnstayn! Hier steht Mandred Torgridson, der zurückgekehrt ist, um seinen Erben zu
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