Die Elfen
besuchen!«
Jubelrufe brandeten ihm entgegen. Er genoss das Geschrei und die Begeisterung. Als er sich schließlich abwandte, erwartete ihn eine stämmige Gestalt am Ende der Treppe, ein Krieger mit wildem rotem Bart, in dem breite graue Strähnen nisteten. Ein Gefolge gut bewaffneter junger Männer umgab ihn.
»Du also willst Mandred sein«, sagte der ältere Krieger herausfordernd. »Warum sollte ich dir das glauben?«
Der Jarl legte die Hand auf seine Axt. Er hatte nicht übel Lust, dem Kerl ein wenig Respekt einzubläuen. Dann musste er schmunzeln. Der Dickschädel des Alten… Das musste in der Familie liegen. Allerdings…
»Ihr erkennt Mandred Torgridson unschwer daran, dass er in Gesellschaft eines Elfen reist«, mischte sich Farodin ein. Er strich sein langes blondes Haar zurück, sodass man seine spitzen Ohren besser sehen konnte.
Der König runzelte die Stirn. Er wirkte plötzlich ernst, ja, erschrocken, so als hätte er soeben eine schreckliche Nachricht erhalten.
Mandred stand wie versteinert. Wenn dieser alte Mann dort oben sein Enkel war, dann musste Alfadas längst tot sein.
»Bist du Faredred oder Nuredred?«, fragte der König höflich.
»Farodin«, entgegnete der Elf.
Mandred spürte, wie seine Knie zu zittern begannen. Er versteifte sich, versuchte still zu stehen, aber er hatte keine Gewalt mehr über sich. »Alfadas«, sagte er leise. »Alfadas.«
Der König kam die Treppe hinab und schloss Mandred in die Arme. Wieder erklangen laute Jubelrufe vom Platz.
»Fehlt dir etwas?«, fragte Njauldred leise.
Mandred schüttelte den Kopf. »Was ist mit Alfadas?«
Der König schob Mandred einen Arm unter die Achseln und stützte ihn. Für alle anderen musste es wohl wie eine Geste der Freundschaft aussehen. »Wir reden in meiner Halle, nicht hier.«
Langsam stiegen sie die letzten Stufen hinauf. Die Tore der Königshalle standen weit offen. Ihr Inneres wurde von hellem Fackellicht erleuchtet, das sich in goldbeschlagenen Säulen spiegelte. Erbeutete Banner hingen von der hohen Decke. Am gegenüberliegenden Ende der Halle stand auf einem Postament ein Thronsessel aus dunklem Holz.
Mandred bestaunte die Pracht. Nicht einmal die goldene Halle von Horsa Starkschild war so eindrucksvoll gewesen. Eine der Wände war mit türgroßen Schilden geschmückt und mit Steinäxten, die viel zu schwer wirkten, um für Menschenhände gemacht zu sein.
Hinter einer der Säulen trat eine junge, rothaarige Frau hervor. Sie trug ein langes Kleid aus Hirschleder, das ganz mit Knöchelchen, Federn und steinernen Amuletten besetzt war. »Herr, sie wird den Sonnenuntergang nicht mehr erleben. Wir sind machtlos.«
»Dann schafft eine Trage herbei. Wir werden sie hinauf zum Steinkreis bringen. Mandred und sein Gefährte Faredred sind gekommen, sie zu holen.«
»Sie ist auch dazu zu schwach. Selbst auf einer Trage und in warme Decken gehüllt, wird sie den Weg die Klippe hinauf nicht überstehen. Es ist ein Wunder, dass sie überhaupt so lange überlebt hat.«
»Bring mich zu ihr«, forderte Farodin. »Sofort!«
Der König nickte der Frau im Hirschleder kleid zu. Sie nahm Farodin bei der Hand und brachte ihn fort.
Mandred lehnte sich an eine der Säulen. Der Anblick der Halle hatte ihn einen Augenblick lang seine Schwäche vergessen lassen. »Alfadas?«, fragte er flehend und starrte auf die grauen Strähnen im Bart des Königs.
Njauldred klatschte in die Hände und machte eine weit ausholende Geste, die sein Gefolge umfasste. »Bringt Met und zwei Trinkhörner. Und dann lasst mich und meinen Ahnherren allein!«
Ahnherr! Etwas in Mandred zog sich zusammen.
Die jungen Krieger zogen sich zurück. Eine Magd brachte die Trinkhörner und ließ einen großen Tonkrug mit Met zurück. Es waren schöne Hörner, von breiten, goldenen Bändern eingefasst.
»Wie lange ist Alfadas tot?«, fragte Mandred mit tonloser Stimme.
»Trink!«, entgegnete Njauldred nur. »Trink, und ich werde alle deine Fragen beantworten.«
Mandred setzte das Horn an. Der Met war süß und würzig zugleich. Er war köstlich. Als Mandred sich ein zweites Horn einfüllte, erklärte ihm Njauldred ohne Umschweife, dass er der elfte König des Fjordlandes aus der Sippe des Alfadas sei. Er legte Mandred tröstend eine Hand auf die Schulter und begann zu erzählen: »Schon bald nachdem du Firnstayn verlassen hattest, war Alfadas zum Jarl geworden, und nach wenigen Jahren stieg er zum Fürsten auf. Er wurde der Vertraute des Königs und dessen
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