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Die Elfen

Die Elfen

Titel: Die Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen , James Sullivan
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Wir leben nicht in Not, Mandred. Also frage ich mich, was kommen wird. Erst finden wir eine schwer verletzte Elfe, nachdem über dreißig Jahre lang niemand im ganzen Königreich mehr einen Elfen gesehen hat. Und dann kommst du, mit einem Elfengefährten, so schön und unnahbar, als wäre er ein Sendbote des Todes. Ich bin in tiefer Sorge, Mandred. Wird es einen neuen Trollkrieg geben?«
    Der Jarl schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Ich habe keine Fehde mit den Trollen. Ich habe noch nie einen gesehen.«
    Njauldred deutete auf das Bild von Alfadas und Gornbor. »Sie sind schrecklich. Einer von ihnen ist so stark wie zehn Männer, heißt es. Sei froh, wenn du niemals einem begegnest. Ein Mann allein kann nicht gegen einen Troll bestehen. Nur Alfadas konnte das.«
    »Was ist mit dieser Elfe? Woher kommt sie?«
    Der König zuckte mit den Schultern. »Das kann niemand sagen. Sie ist schwer verwundet. Sieht aus, als hätte ein Bär sie angefallen. Als sie gefunden wurde, war sie fast erfroren. Sie hat hohes Fieber und spricht im Schlaf, aber wir verstehen sie nicht. Ich hoffe, dein Gefährte ist ein mächtiger Zauberer. Nur starke Magie kann die Elfe noch retten. Meine Tochter Ragna ist eine begabte Heilkundige. Sie hat der Elfe die Schmerzen genommen und das Fieber gesenkt. Doch die Wunden wollen nicht heilen, seit Wochen nicht. Sie ist schwächer und schwächer geworden. Ragna fürchtet, dass sie noch in dieser Nacht sterben wird. Aber jetzt ist ja dein Gefährte da.«
    Mandred wünschte, es wäre Nuramon, der nun am Bett der Elfe säße. Er hätte sie selbst aus den Goldenen Hallen der Götter zurückholen können. Aber Farodin… Der blonde Elf war ein Krieger, kein Heiler. »Kannst du mich zu der Elfe bringen?«
    »Gewiss.« Der König sah ihn mit großen Augen an. »Bist du auch ein Heiler?«
    »Nein.« Mandred lächelte. Der König dachte wohl, wer die Jahrhunderte überdauerte, der müsste alles können.
    Sie verließen die Halle und betraten einen Seitenflügel des Herrschersitzes. Mandred bewunderte die kunstvoll geknüpften Bildteppiche, die die kahlen Steinwände schmückten. Njauldred führte ihn eine enge Stiege hinauf zu einem Flur, von dem mehrere Türen abgingen. Eine flache Feuerschale vertrieb die Kälte, die sich in den Steinmauern eingenistet hatte. Vor der letzten Tür standen ein Krieger und die junge Frau im Lederkleid, die Mandred schon in der Festhalle gesehen hatte.
    Ragna breitete in hilfloser Geste die Arme aus. »Er lässt niemanden hinein. Anfangs konnte man Stimmen hören. Jetzt ist es aber schon sehr lange still in der Kammer.«
    »Und da war dieses Licht«, sagte der Krieger ehrfürchtig. »Warum erzählst du nicht davon, Ragna? Ein silbernes Licht fiel unter der Tür hindurch. Und es roch seltsam. Wie nach Blüten.«
    »Seitdem kam kein Geräusch mehr aus der Kammer?«, fragte der König.
    »Nichts«, bekräftigte der Wachsoldat.
    Mandred trat an die Tür.
    »Das solltest du nicht tun«, sagte Ragna. »Er hat sehr deutlich gemacht, dass er niemanden in der Kammer duldet. In den Sagas der Skalden sind Elfen höflicher.«
    Der Jarl griff nach dem Türknauf. »Er wird mich neben sich dulden.« Ganz sicher war er sich nicht. »Von euch sollte aber keiner nachfolgen.«
    Mandred trat ein und schloss sofort die Tür hinter sich. Er stand in einer kleinen Dachkammer. Ein großer Teil des Raumes wurde von der Bettstatt eingenommen. Ein schöner Bildteppich war über die Balken der Dachschräge gespannt. Er zeigte eine Jagdszene mit Keilern. In der Kammer duftete es nach Blumen.
    Eine dicke Wolldecke und mehrere Schaffelle lagen auf dem Bett. Eine kleine Kuhle zeichnete sich in der Matratze ab. Farodin kniete vor dem Bett, das Gesicht in den Händen vergraben. Eine Elfe konnte Mandred nirgends sehen. Und es gab keinen Platz in der kleinen Kammer, wo sie sich hätte verbergen können.
    »Farodin?«
    Langsam hob der Elf den Kopf. »Sie ist ins Mondlicht gegangen. Es war ihre Bestimmung, die Nachricht weiterzu geben.«
    »Du meinst, sie ist tot?«
    »Nein, das ist nicht dasselbe.« Farodin richtete sich auf. Sein Gesicht war ausdruckslos. »Sie ist jetzt dort, wohin alle Albenkinder irgendwann gehen. Ihre Bürde hat sie mir überlassen.« Er zog sein Schwert und prüfte mit dem Daumen die Klinge.
    Mandred hatte seinen Gefährten noch nie in einer solchen Stimmung erlebt. Er wagte es nicht, Farodin anzusprechen. Ein Blutstropfen rann über die Schneide des Elfenschwertes.
    »Trolle!«, sagte

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