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Die Elfen

Die Elfen

Titel: Die Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen , James Sullivan
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Mandred Menschensohn.«
    Mandred spürte, wie ihm das Blut in die Wangen schoss. So eine freche Lüge! »Ein Mannpferd war dein Bote, und im Hof der Burg hat ein Mannbock die Pferde fortgeführt. Woher sonst sollte ein Manneber kommen, wenn nicht aus deinem Reich, Königin! Ich fordere…«
    Das Wasser schoss nun mit lautem Dröhnen die Wände hinab.
    »Du wagst es, unsere Königin eine Lügnerin zu nennen!«, empörte sich Alvias. Eine Schar von Elfen umringte Mandred.
    Der Krieger ballte die Fäuste. »Ich weiß, was ich gesehen habe!«
    »Achtet das Gastrecht!« Die Königin hatte die Stimme kaum erhoben, und doch wurde sie von jedermann gehört. »Ich habe den Menschensohn in diese Halle geladen. Wer ihn anrührt, rührt auch an meiner Ehre! Und du, Mandred, zügele deine Zunge. Ich sage dir: Ein Geschöpf, wie du es beschrieben hast, gibt es nicht in Albenmark. Berichte uns, was dieser Manneber getan hat. Ich weiß sehr wohl darum, dass ihr Menschen die stehenden Steine meidet. Wovor bist du hierher geflohen?«
    Mandred erzählte von der vergeblichen Jagd und der Kraft des Mannebers. Als er endete, hatte sich die Falte zwischen Emerelles Augenbrauen noch vertieft. »Ich bedauere den Tod deiner Gefährten, Mandred. Mögen sie in den Hallen deiner Götter freundliche Aufnahme finden.«
    Der Krieger sah die Herrin verwundert an. Er wartete darauf, dass sie fortfuhr. Ihm ein Angebot machte. Das konnte doch nicht alles gewesen sein! Das Schweigen zog sich in die Länge. Mandred dachte an Freya. Jede Stunde, die er hier verlor, brachte sie in größere Gefahr, falls der Manneber nicht schon längst über Firnstayn hergefallen war.
    Betreten senkte er den Blick. Was zählte sein Stolz, wenn er mit dem Blut der Seinen erkauft war! »Herrin Emerelle, ich . bitte dich um Hilfe bei der Jagd auf das Ungeheuer. Ich . Ich bitte um Verzeihung, wenn ich dich beleidigt haben sollte. Ich bin nur ein einfacher Mann. Mit Worten zu kämpfen ist nicht meine Sache. Ich trage mein Herz auf der Zunge.«
    »Du kommst in meine Burg, Mandred, beleidigst mich vor meinem Hofstaat und fragst nun, ob ich das Leben meiner Jäger in Gefahr zu bringen gedenke, um deiner Sache zu dienen? Du trägst dein Herz wahrlich auf der Zunge, Menschensohn.« Emerelles Hand machte eine kreisende Bewegung über der Silberschale, und sie sah flüchtig in das Wasser. »Was bietest du mir für meine Hilfe? Wird in deinem Volk nicht Blut mit Blut vergolten?«
    Mandred war überrascht von der Königin. Die Fürsten des Fjordlandes hätten offen ihre Forderungen ausgesprochen und nicht wie Krämer gefeilscht. Er kniete nieder. »Befreie mein Land vom Manneber, und du magst über mich verfügen. Ich gehöre dir.«
    Emerelle lachte leise. »Mandred, du bist wahrlich kein Mann, den ich jeden Tag um mich sehen wollte.« Sie schwieg und schaute wieder in die silberne Schüssel. »Ich fordere, was dein Weib Freya unter ihrem Herzen trägt. Das erste Kind, das dir geboren wird, Mandred Menschensohn. Die Freundschaft des Elfenvolkes erlangt man nicht um ein paar wohlfeile Worte. Ich werde das Kind heute in einem Jahr holen.«
    Mandred war wie vom Blitz gerührt. »Mein Kind?« Hilfe suchend blickte er zu den anderen Elfen. Doch in keinem der Gesichter las er Mitgefühl. Wie hieß es in den Kindermärchen? Elfenherzen seien so kalt wie Wintersterne .
    »Nimm einen Dolch und stoß ihn mir ins Herz, Königin. Beende hier und jetzt mein Leben. Diesen Preis zahle ich, ohne zu zögern, wenn du dafür den Meinen hilfst.«
    »Große Worte, Mandred«, entgegnete die Königin kühl. »Doch welchen Nutzen brächte es, dein Blut vor den Stufen meines Thrones zu vergießen?«
    »Welchen Nutzen hast du an einem Kind?«, begehrte Mandred verzweifelt auf.
    »Dieses Kind wird ein Band zwischen Elfen und Menschen knüpfen«, entgegnete sie ruhig. »Es soll unter meinem Volke aufwachsen und wird die besten Lehrmeister haben. Wenn dein Kind alt genug ist, mag es entscheiden, ob es für immer bei uns bleiben will oder ob es zu seinen Menschenbrüdern zurückkehren möchte. Will es zurück, so werden wir ihm reiche Geschenke mitgeben, und ich bin mir gewiss, es würde einen Platz unter den Ersten deines Volkes erobern. Die kostbarste Gabe aber, die es in die Menschenwelt tragen würde, wäre die Freundschaft des Elfenvolkes.«
    Mandred hatte das Gefühl, als hielte diese zierliche Frau sein Herz mit eiserner Hand umschlossen. Wie konnte er sein ungeborenes Kind den Elfen versprechen? Und doch -

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