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Die Elfen

Die Elfen

Titel: Die Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen , James Sullivan
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Fürst der Nordlande hatte einen Sitz, der sich auch nur mit dem kleinsten der Türme dieser Burg messen konnte. Selbst die goldene Halle von König Horsa wirkte unbedeutend, verglichen mit dieser Pracht. Wie mächtig musste die Frau sein, die über dieses Land herrschte! Und wie reich musste sie sein… So reich, dass es sie wohl nur ein Fingerschnippen kosten würde, alle Langhäuser seines Dorfes mit goldenen Schindeln decken zu lassen. Er sollte das bedenken, wenn er die Höhe des Wergeides für seine toten Jagdgefährten festsetzte.
    Mandred war insgeheim überrascht, wie langsam sie sich der Burg näherten. Obwohl die Pferde schnell wie der Wind über das Land dahinflogen, wurde die Burg am Horizont kaum größer. Sie kamen an einem Baum vorbei, der so alt wie die Berge zu sein schien. Sein Stamm war mächtig wie ein Turm, und in seinen weit ausladenden Ästen waren seltsame Dinge zu sehen. Es schien, als hätte das lebende Holz runde Hütten aus ineinander geflochtenen Ästen geschaffen. Seilbrücken spannten sich durch die Baumkrone und verbanden die Hütten miteinander. Halb verborgen zwischen den Zweigen erkannte Mandred Gestalten. Waren es Elfen, so wie Ollowain? Oder noch ein anderes, seltsames Volk?
    Plötzlich erhob sich wie auf ein unhörbares Kommando ein Schwarm Vögel aus dem Baum. Ihr Gefieder schimmerte in allen Farben des Regenbogens. Sie flogen dicht über Mandred hinweg, beschrieben einen weiten Bogen am Himmel und kreisten dann über den zwei Reitern. Es mussten tausende sein. Die Luft war erfüllt vom Rauschen ihres Flügelschlags. So wunderbar war das Spiel der Farben auf ihren Federn, dass Mandred den Blick nicht abwenden mochte, bis sich der Schwarm nach und nach auflöste.
    Ollowain war den ganzen Ritt über still geblieben. Er schien in Gedanken versunken zu sein und unbeeindruckt von den Wundern des Herzlandes. Mandred hingegen konnte sich kaum satt sehen.
    Einmal kamen sie an einem flachen See vorbei, auf dessen Grund funkelnde Edelsteine lagen. Was waren das nur für Wesen, dass sie solche Schätze einfach ins Wasser warfen! Allerdings hatte er selbst auch schon den Göttern Opfergaben gebracht. Die Axt des ersten Mannes, den er besiegt hatte, hatte er in einer stillen Vollmondnacht an der Heiligen Quelle tief in den Bergen Norgrimm, dem Gott der Schlachten, zum Geschenk gemacht. Freya und die anderen Frauen ehrten Luth, indem sie kunstvoll gewobene Stoffbänder in die Äste der Dorflinde flochten. So reich wie das Elfenvolk schien, war es nur angemessen, wenn sie ihre Götter mit Edelsteinen beschenkten. Dennoch . Der Reichtum der Elfen erzürnte Mandred. Er wusste zwar nicht, wie er hierher gekommen war, doch so weit konnte dieses Königreich nicht vom Fjordland entfernt sein. Und hier gab es alles im Überfluss, während seinesgleichen im Winter Not litt. Nur ein kleiner Teil dieser Schätze könnte den Hunger für immer vertreiben. Was immer er als Wergeid für seine toten Gefährten forderte, für die Elfen war es gewiss bedeutungslos.
    Er wollte etwas anderes als Gold und Edelsteine. Er wollte Rache. Diese Bestie, der Manneber, sollte tot zu seinen Füßen liegen!
    Mandred beobachtete Ollowain. Ein Krieger seiner Art würde das Ungeheuer sicher mit Leichtigkeit besiegen können. Er seufzte. Alles schien hier leichter zu sein.
    Sie waren in einen lichten Buchenwald gekommen. Der Klang von Flöten hing in der Luft. Irgendwo in den Baumwipfeln ertönte eine Stimme von solcher Klarheit, dass einem das Herz aufging. Obwohl Mandred kein einziges Wort verstand, verflog sein Zorn. Was blieb, war die Trauer um die verlorenen Freunde.
    »Wer singt dort?«, fragte er Ollowain.
    Der weiß gewandete Krieger blickte zu den Baumwipfeln. »Eine Maid aus dem Waldvolk. Sie sind seltsam. Ihr Leben ist eng verbunden mit den Bäumen. Wenn sie nicht gesehen werden wollen, dann vermag niemand sie zu finden - außer vielleicht ihresgleichen. Sie sind berühmt für ihren Gesang und ihren Umgang mit dem Bogen. Wie Schatten bewegen sie sich durch das Geäst. Hüte dich, einen ihrer Wälder zu betreten, wenn du mit ihnen in Fehde stehst, Menschensohn.«
    Beklommen sah Mandred zu den Baumkronen auf. Hin und wieder glaubte er dort oben Schatten zu sehen, und er war froh, als sie den Wald wieder verließen. Lange noch folgte ihnen der warme Flötenklang.
    Die Sonne berührte schon die Berge am Horizont, als sie das weite Tal erreichten, über dem die Burg der Königin thronte. Entlang eines kleinen Bachlaufs

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