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Die Elfen

Die Elfen

Titel: Die Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen , James Sullivan
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nicht belasten. Doch langsam kehrten seine Kräfte zurück.
    Die beiden Elfen wurden an Bord gezogen. Farodin regte sich nicht. Blicklos starrten seine weit aufgerissenen Augen zu den Sternen. Sein Oberkörper war nackt und blau vor Kälte. Er war übersät mit Schnittwunden und Prellungen.
    Fauchend schlug eines der Brandgeschosse dicht neben dem Boot ins Wasser.
    Elodrin befahl Mandred, Landals Platz auf der hinteren Ruderbank zu übernehmen. Sie wendeten das kleine Boot. Alle legten sich in die Riemen. Ein Brandgeschoss flog dicht über sie hinweg.
    Landal versorgte Farodins Wunden. Er tastete den Leib des Elfen ab und entfernte Splitter aus seinem Rücken. All dies tat er mit verbundenen Augen. Doch jede seiner Bewegungen zeugte von großem Geschick. Schließlich wickelte er Farodin in eine Decke. Plötzlich hielt er inne und hob den Kopf, so als hätte er Mandreds Blick bemerkt. Landal machte eine beschwichtigende Geste. »Du musst dir keine Sorgen machen. Er wird sich wieder erholen.«
    »Aber er ist mit dem Gesicht nach unten im Wasser getrieben. Wie eine . Wie .« Mandred brachte das Wort nicht über die Lippen.
    »Es war die Kälte, die ihn gerettet hat«, erklärte der hagere Elf. »Alles wird langsamer in kaltem Wasser. Der Schlag des Herzens, der Fluss des Blutes. Selbst der Tod. Ich will dir nichts vormachen, Menschensohn. Es geht ihm nicht gut. Er ist zu Tode erschöpft und hat fast ein Dutzend Wunden davongetragen. Aber er wird sich wieder erholen.«
    Ein Signalhorn ertönte. Besorgt blickte Mandred zurück. Eines der wuchtigen Trollschiffe hielt auf die Hafenausfahrt zu. Ruder wurden aus dem Rumpf geschoben und zerwühlten die dunkle See. Selbst auf eine halbe Meile war zu erkennen, dass das Schiff der Trolle mehr Fahrt machte als sie. Dumpfer Trommelschlag hallte über das Wasser. Die Ruder des Trollschiffs bewegten sich bald im selben Rhythmus.
    Mandred und die Elfen ruderten aus Leibeskräften. Doch so sehr sie sich auch mühten, die Trolle holten stetig auf. Schon als die Verfolgungsjagd begonnen hatte, war klar gewesen, wie sie enden musste. Mandred war in Schweiß gebadet. Jede Bewegung bestrafte sein Bein mit pulsierendem Schmerz. Wohl eine halbe Stunde oder länger dauerte die Jagd nun schon. Die Nachtzinne war längst außer Sicht. Hohe Klippen und die Eiswand eines Gletschers flankierten den Fjord.
    Mandred saß mit dem Rücken zum Bug und konnte deutlich sehen, was an Bord des Trollschiffs vor sich ging. Das Vorderkastell, das sich wie ein Turm über das Hauptdeck erhob, war von Fackeln erleuchtet. Dutzende Trolle drängten sich dort. Man hatte Becken mit glühenden Kohlen aufgestellt und bündelweise Pfeile heraufgeschafft. Und als wäre das alles nicht genug, folgte ihnen mit einer Viertelmeile Abstand noch ein zweites Trollschiff.
    Farodin war noch immer nicht zu sich gekommen. Bei der Wut, mit der die Trolle ihnen nachsetzten, hatte er wohl Erfolg gehabt mit seinem tollkühnen Plan, dachte Mandred.
    Ein scharfer Befehl hallte über das Wasser. Die Bogenschützen hoben die Waffen, und im nächsten Augenblick ging ein Hagel von Pfeilen dicht hinter dem Boot der Elfen nieder.
    »Wie weit verfehlen sie uns?«, fragte Elodrin ruhig.
    »Zehn oder fünfzehn Schritt.«
    »Wie sehen die Ufer jetzt aus?«
    Der Gleichmut des Elfen machte Mandred noch rasend. Zwanzigmal oder öfter hatte Elodrin diese Frage gestellt. Was kümmerten sie die Ufer! Dort konnten sie nicht anlanden. Auf dem Landweg würden sie den Trollen noch weniger entkommen. Erneut schlug ein Schauer von Pfeilen hinter ihnen ins Wasser. Diesmal waren sie unter zehn Schritt entfernt.
    »Das Ufer!«, ermahnte ihn Elodrin.
    »Klippen! Immer noch Klippen!«, entgegnete Mandred entnervt. »Der Gletscher liegt jetzt vielleicht sechzig Schritt hinter uns.«
    »Landal, übernimm bitte das Ruder.«
    Der hagere Elf löste Elodrin ab, und dieser ließ sich neben Mandred nieder. Elodrins Gesicht war ausgezehrt. Die vergangenen Stunden hatten ihn seine letzten Kräfte gekostet. Er nahm die Augenbinde ab und legte sie vor sich auf den Boden. Die Augen hielt er fest geschlossen.
    Pfeile klatschten ins Wasser. Mit dumpfem Laut bohrten sich mehrere Geschosse ins Heck.
    Die nächsten Salven würden das offene Boot in ein Totenschiff verwandeln, dachte Mandred verzweifelt.
    »Für einen Menschen bist du recht bemerkenswert, Mandred«, sagte Elodrin freundlich. »Es war sehr unhöflich von mir, dich während unserer Gefangenschaft mit Schweigen zu

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