Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Elfen

Die Elfen

Titel: Die Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen , James Sullivan
Vom Netzwerk:
Nachtzinne ereignet hatte, mochte er nichts erzählen. Er trat an den Bug und starrte auf das Meer hinaus.
    In Albenmark war es weniger kalt. Stetiger Wind füllte ihr Segel, und zwei Tage, nachdem sie das Tor passiert hatten, erreichten sie Reilimee, die Weiße Stadt am Meer.
    Landal nahm sie hier in sein Haus auf, und alle Überlebenden schworen, Emerelle gegenüber nicht verlauten zu lassen, dass Farodin und Mandred zurückgekehrt waren.
    Mit jedem Tag in der Weißen Stadt wuchs Farodins Unruhe. Doch Mandreds schwere Verletzung erlaubte es ihnen nicht, so bald schon wieder die Stadt zu verlassen. Und Mandred genoss den Frieden. Jeden Tag kam die krumme Nardinel, um nach ihm zu sehen. Sie hatte sich erstaunlich schnell von ihrer Pfeilwunde erholt. Ihre heilenden Hände fügten mit großem Geschick seine Knochen zusammen, und sie taten noch mehr. Keine Elfe war Mandred je so begegnet wie Nardinel. Schon im Boot hatte sie ihn mit ihrem Leib gewärmt, wenn ihn der Schüttelfrost packte, und auch in Reilimee teilte sie oft sein Lager. Sie sprach nur wenig, und bis zum Tag seines Abschieds vermochte sich Mandred nicht zu erklären, was der Ursprung ihrer Gefühle war.
    Als er zwei Wochen nach seiner Ankunft wieder in See stach, um mit Farodin in die Welt der Menschen zurückzukehren, fand sie kein Wort des Abschieds und keinen Gruß. Stumm drückte sie ihm einen Armreif in die Hand, geflochten aus ihrem langen schwarzen Haar. Dann wandte sie sich ab und war bald im Gewimmel des Hafens verschwunden.
    Ihre seltsame Art der Liebe ließ Mandred mit einem unruhigen Gefühl zurück. Und er freute sich darauf, in seine Welt zu gelangen, wo er die Frauen zumindest manchmal verstand.

DAREEN

    Nuramon hatte das Gefühl, dass eine Ewigkeit vergangen war, seit er an dieser Stelle gestanden und seinen Teil des Rätsels gelöst hatte. Vor ihnen in der Felswand ruhten die Edelsteine: Diamant, Bergkristall, Rubin und Saphir.
    Alwerich konnte die Schrift über dem Bergkristall lesen und sprach die Worte. »Singe das Lied der Dareen, du Kind der Nacht! Singe von ihrer Weisheit, mit deiner Hand in der Dunkelheit! Singe die Worte, die einst du sprachst, und Seite an Seite tretet ein.«
    »Wie lauten deine Worte?«, fragte Nuramon seinen Waffenbruder.
    »Sie lauten: In einer stillen Herbstnacht / Den Alben gleich / Die Sterne in der Grotte / Klar wie nie / Wie sie entstehen.«
    »Erinnerst du dich an meine Worte? Wir müssen unsere Verse verbinden und dann gemeinsam singen. Dann heißt es: Du kamst zu uns in einer stillen Herbstnacht / Deine Stimme kam den Alben gleich / Du zeigtest uns die Sterne in der Grotte / Sie funkelten klar wie nie / Wir konnten sehen, wie sie entstehen.«
    Auf Alwerichs Gesicht entfaltete sich ein Lächeln. »Aus zwei Liedern mach eins! Jetzt verstehe ich.« Er legte die Hand auf den Bergkristall. »Komm, lass uns gemeinsam das Schlüssellied singen!«
    Das Schlüssellied! Der Zwerg hatte das richtige Wort gefunden. Es war der Schlüssel zu der Orakelpforte. Nuramon führte seine Hand zum Diamanten, tauschte noch einen kurzen Blick mit Alwerich, dann begannen sie zu singen.
    Kaum waren ihre Worte verklungen, leuchteten der Diamant und der Bergkristall auf. Aus dem Diamant strömte das gleißende Licht, das Nuramon bereits kannte, während aus dem Bergkristall ein bleiernes Licht drang und durch die Furche dem Rubin in der Mitte entgegenströmte. Im roten Edelstein trafen sich die beiden Lichter und verbanden sich zu einem, das nach unten drang, funkelnd zum Saphir hinabfloss und in ihn mündete. Der blaue Edelstein leuchtete auf und pulsierte, als schlüge darin ein Herz aus Licht.
    Plötzlich waren die Edelsteine, die Furchen und die Schrift vor ihnen verschwunden. Alwerich wich erschrocken zurück. Nuramon schaute nur auf seine Hand, die nun den blanken Fels berührte. Dieser fühlte sich mit einem Mal so weich an, dass er mit der Hand in ihn eindringen konnte. Seine Fingerspitzen waren bereits in der Wand versunken. Als er den Arm in den Fels steckte, merkte er, wie Alwerich an seine Seite zurückkehrte. Der Zwerg schaute verwundert auf Nuramons Arm und wagte dann selbst, seine Hand im Fels verschwinden zu lassen.
    Nuramon wandte sich an Felbion, der ein wenig Abstand gehalten hatte. »Komm mit uns!«
    Statt näher zu kommen, wandte sich das Pferd ab. Felbion wollte offenbar draußen warten. Das sah dem neugierigen Tier nicht ähnlich.
    »Lass uns hineingehen, bevor sich dieses seltsame Tor wieder schließt!«,

Weitere Kostenlose Bücher