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Die Elfen

Die Elfen

Titel: Die Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen , James Sullivan
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rief der Zwerg.
    Seite an Seite mit Alwerich trat er in den Fels.
    Waren so einst die Alben auf ihren Pfaden gereist, sehenden Auges und durch die Elemente?
    Nuramon spürte, wie er über die Schwelle des Albensterns schritt. Die Umgebung veränderte sich, das helle Gestein wandelte sich in rotbraunes. Zwei Schritte später drang Nuramons Gesicht aus dem Fels. Vor ihm lag ein Gang zwischen zwei zimtfarbenen Wänden. Sie befanden sich in einer engen Schlucht, in die das Sonnenlicht nur zögerlich hinabdrang. Der Boden war aus welligem Sand. Es mochte ein ehemaliges Flussbett sein, das seit einer Ewigkeit niemand mehr durchschritten hatte.
    Nuramon schaute sich um. Alwerich war nicht an seiner Seite. Erschrocken wandte er sich um. Dann endlich drang ein dümmlich grinsendes Gesicht aus dem Fels, und Alwerich trat hervor.
    »Wo warst du?«, fragte Nuramon den Zwerg.
    »Wenn das hier das Tor ist, dann war ich wohl im Wachhaus. Und dort habe ich das hier gefunden.« Alwerich öffnete seine Hand. Darin lag eine kleine Drachenfigur aus grünem Stein. »Das ist ein zwergisches Jadeamulett, ein Glücksbringer.«
    Nuramon schüttelte den Kopf. Der Zwerg, der eben noch vor dem Tor zurückgewichen war, bewegte sich nun in ihm, als wäre es ein Korridor in seinem eigenen Heim.
    Alwerich strich an den Wänden der Spalte entlang. »Felsgestein wie dieses habe ich noch nie gesehen. Wo sind wir?«
    Nuramon wusste es nicht mit Sicherheit. Die Luft war so klar wie in den Gebirgen der Menschenwelt, jedoch nicht so rein wie die in Albenmark. »Ich schätze, wir sind noch in der Welt der Menschen. Aber ich weiß es nicht .« Nuramon brach ab, denn er hörte etwas in der Ferne. Er schaute auf. Da waren Rufe, die von weit her in die Schlucht drangen. Sie klangen wie Tierlaute. »Wo immer wir auch sind: Hoffen wir, dass Dareen noch hier ist.«
    Sie folgten der schmalen Schlucht. Nuramon ging voraus; der Sand war hier so fein, dass selbst er darin Spuren hinterließ. Es widerstrebte ihm, mit jedem Schritt die Harmonie des feinen Wellenmusters zu zerstören. Doch ein Blick zurück machte ihm klar, dass seine Spuren mit den tiefen Stiefelabdrücken Alwerichs nicht zu vergleichen waren. Der Zwerg schien nicht einmal zu merken, was er da tat.
    Der Pfad stieg langsam an. Am blauen Himmel kreiste ein großer Vogel, der Nuramon fremd war, aber mit einem Falken Ähnlichkeit hatte. Dies war gewiss nicht die Zerbrochene Welt, hier gab es zu viel Leben. Es musste ein Ort in der Menschenwelt sein.
    Die schmale Schlucht öffnete sich bald in einen kleinen Talkessel. Rechts, nahe der Felswand, lag ein See, in dessen Mitte sich ein Stein erhob, aus dem Wasser sprudelte. An den Ufern des Sees wuchsen Gras, Bäume, Blumen und Sträucher mit sternenförmigen Blüten. Auf der anderen Seite des Tals, in der Steilwand, gähnte der Eingang zu einer Höhle. Dort mochte die Grotte der Sterne liegen, von der im Schlüssellied die Rede war!
    Schweigend traten Nuramon und Alwerich näher. Sie wollten das Orakel nicht stören. Nuramon betrachtete den See. Er fragte sich, wohin das Wasser floss, und musste an Noroelles See und dessen besonderen Zauber denken.
    Dies war also das Heim der Dareen. Nuramon hatte noch nie ein echtes Orakel gesehen, obwohl es noch einige wenige in Albenmark gab. Doch kaum einer suchte ihre Nähe, denn sie waren schweigsam geworden. Er fragte sich, wie Dareen wohl aussah. Vielleicht zählte sie zu jenen Völkern, die auch heute noch in Albenmark lebten. Vielleicht war sie eine Elfe, eine Fee, eine Nixe, vielleicht sogar eine Kentaurin.
    Kaum hatten sie den See hinter sich gelassen, als im Höhleneingang eine Frau erschien, eine Elfe in einem schlichten sandfarbenen Gewand. Das schwarze Haar fiel ihr in langen Wellen auf die Schultern. Regungslos stand sie da und sah ihnen entgegen.
    Zögerlich näherten sich Nuramon und Alwerich ihr. Und als sie vor ihr standen, wagte Nuramon nicht, auch nur ein Wort an sie zu richten. Der Blick der Elfe schien ihn zu durchdringen, ihre schwarzen Augen zogen ihn in den Bann.
    »Ich sehe die Kinder von Licht und Schatten Hand in Hand«, sprach sie mit klarer Stimme. »Es ist lange her, dass ihr zu mir kamt. Ich bin Dareen, das Orakel.«
    Nuramon schaute zu seinem Gefährten hinab, der wie verzaubert auf die Elfe starrte. Als er sich wieder Dareen zuwandte, war er erschrocken, plötzlich eine Zwergin vor Augen zu haben, die eine gewisse Ähnlichkeit mit der Elfe aufwies, die ihm zuvor erschienen war. »Ich zeige

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