Die Elfen
Hoffnung verloren zu haben.
Nuramon war enttäuscht. Das Geschenk, das sie Emerelle und Albenmark brachten, hätte größer nicht sein können, und doch war es der Königin nicht möglich, das Urteil aufzuheben. »Wir haben nur eine Bitte«, sagte Nuramon und merkte, wie schwach seine Stimme war. »Öffne uns einen Pfad in die Andere Welt, ehe die Welten sich trennen. Wir werden einen anderen Weg finden, Noroelle zu befreien.«
»Wenn ihr geht, wird es kein Zurück mehr geben«, erklärte Emerelle.
»Du weißt, wie weit wir für Noroelle gehen würden«, erwiderte Farodin.
Die Königin musterte sie lange. »Nie hat es wohl eine solche Liebe gegeben«, sprach sie dann. »Nun gut. Die Albensteine müssen eine Nacht im Großen Wald an der Felsnadel ruhen. Am Morgen werden wir damit beginnen, die beiden Zauber zu weben. Es wird viele Stunden dauern, bis unser Werk vollendet ist. Die Trennung des Landes jenseits der Shalyn Falah erfolgt dann binnen eines Lidschlags. So mögen wir die Schlacht für uns entscheiden. Die Trennung von der Anderen Welt wird erst einen Tag nach dem Zauber geschehen. Und während dieser Zeit werden die Albensteine ihr Werk allein tun. Ich werde euch eine Pforte öffnen, die in die Andere Welt führt, direkt zum Tor eurer Liebsten.«
»Wir danken dir, Königin«, sagte Farodin und beugte sein Haupt vor Emerelle. Dann trat er vor sie und legte den Albenstein in ihre Hände.
Emerelle hob den goldenen Edelstein in die Höhe und zeigte ihn den Kriegern. »Dies ist der Albenstein des Weisen Rajeemil, der einst in die Andere Welt ging, um deren Geheimnisse zu ergründen. Er fand dort das Mondlicht, doch der Albenstein fiel dem Devanthar in die Hände. Und nun wird dieser Stein den Händen von Valemas an vertraut.« Sie gab den Stein Yulivee.
Die Zauberin nahm den Chrysoberyll entgegen, hatte aber keine Augen für ihn. Sie sprach zur Königin: »Emerelle! Du weißt, wie ich dazu stehe. Ich glaube nicht, dass es uns gelingen wird. Du besitzt einen Stein.« Sie deutete mit einer fließenden Geste zu der Schamanin, die hinter Orgrim stand. »Skanga besitzt einen, und ich halte nun einen weiteren in Händen. Damit können wir das Land jenseits der Brücke entrücken, doch niemals wird es uns mit nur drei Steinen gelingen, Albenmark von der Menschenwelt zu trennen. Wir brauchen mindestens noch einen weiteren… und jemanden, der ihn beherrschen kann.«
»Du hast Recht«, sagte Emerelle und schmunzelte. »Doch es wird einen weiteren Stein geben.« Sie deutete voraus. »Wenn der Platz dort besetzt ist, dann werden wir einen weiteren Albenstein haben. Die Frage ist nur, ob wir dessen Träger dazu bringen können, sich dort niederzulassen.«
»Königin, uns läuft die Zeit davon«, sagte Obilee und erhob sich.
Emerelle schüttelte den Kopf. »Nein, denn die Weisen wissen, wann die richtige Stunde gekommen ist. Es geht nur noch darum, zueinander zu finden.«
Plötzlich ertönte ein Hornsignal, begleitet von Rufen. »Ein feindliches Heer in unserem Rücken!«, klang es rings herum im Lager.
Während sich um sie herum Unruhe erhob, sah Nuramon der Königin in die Augen. Sie erwiderte seinen Blick gelassen und lächelte. Es gab keinen Zweifel: Wer immer da kam, überraschte die Königin nicht. Emerelle hob die Hand. »Weichet und macht mir den Blick auf die Hügel frei!«, befahl sie.
Die Reihen der Krieger drängten auseinander, und auch Nuramon und seine beiden Gefährten machten der Königin Platz. Ein gewaltiges graues Heer schob sich über die Hügel und Wiesen der Burg entgegen. Banner ragten aus den Reihen der Krieger; sie waren rot und zeigten einen silbernen Drachen.
»Das sind die Kinder der Dunkelalben!«, sprach Nuramon vor sich hin.
Seine Worte verbreiteten sich unter den Kriegern und sorgten für blankes Entsetzen. »Die alten Feinde sind zurückgekehrt!«, hörte er jemanden rufen. »Die Nacht hat sich mit dem Feind verbündet!«, sprach ein anderer. Mandred und Farodin aber bewahrten Ruhe, denn ihnen hatte Nuramon von den Kindern der Dunkelalben erzählt.
Obilee schüttelte den Kopf, offenbar kannte sie das Geheimnis der Zwerge. »Wie konnten sie sich uns so unbemerkt nähern?«, fragte sie.
Die Königin antwortete ihr nicht. »Nuramon!«, rief sie stattdessen. »Hier ist ein Pferd. Du wirst ihnen entgegenreiten und sie im Namen Albenmarks empfangen.«
Xern führte einen Hengst herbei. Es war Felbion. Sein treuer Hengst hatte all die Jahre gewartet! Es wieherte freudig. »Gibt es
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