Die Elfen
entgegnete Nuramon.
»Und? Hast du dein Gedächtnis gefunden?«
»Ich erinnere mich an unseren Kampf mit dem Drachen.«
Wengalf nickte stolz. »Emerelle hat gut daran getan, dich zu uns zu schicken.«
»Du sollst uns willkommen sein, mein Freund«, sagte Nuramon.
»Willkommen?« Er blickte an ihm vorbei. »Nun, wenn ich die Streitmacht sehe, die sich dort sammelt, dann scheinen wir nicht so willkommen zu sein, wie du es sagst.«
Nuramon blickte über die Schulter. Tatsächlich war vor dem Lager die Reiterei aufgezogen. »Mach dir keine Sorgen. Es ist nur so, dass sie die Kinder der Dunkelalben fürchten. Nur wenige wissen um eure wahre Geschichte.«
»Und offenbar glauben sie, wir hätten Angst vor Pferden«, warf Thorwis ein. »Die werden sich wundern, wie sehr sich die Zeiten ändern können!«
Nuramon erinnerte sich an seinen letzten Besuch bei den Zwergen. Alwerich und seine Gefährten hatten schon einen gewissen Respekt vor Felbion gezeigt. »Sie stehen nicht dort, um euch anzugreifen, Wengalf.«
»Wenn sie wollen, dass wir ihnen beistehen, dann sollten sie uns freies Geleit zum Feind geben.«
Thorwis mischte sich ein. »Der Orakelspruch Dareens führt uns hierher. Hier soll die letzte Schlacht dieses Zeitalters geschlagen werden, und kein Zwerg soll in der Anderen Welt oder der Zerbrochenen Welt zurückbleiben.«
»Wir sind nicht gekommen, um uns der Königin zu unterwerfen«, setzte Wengalf nach.
»Ich weiß nichts von irgendwelchen Zeitaltern«, erwiderte Nuramon mit freundlicher Stimme. »Ich weiß nur, dass unsere einzige Hoffnung darin besteht, Verbündete zu sein. Die Königin hat die Träger der Albensteine um sich gesammelt. Sie wünscht sich, ihr würdet euch uns anschließen.«
Wengalf tauschte einen langen Blick mit Thorwis.
Dann sprach er: »Nuramon, wir sind Freunde. Und ich will dich eines fragen: Können wir der Königin vertrauen?«
Das war eine schwierige Frage. »Das kann ich euch nicht beantworten. Doch ich kann euch sagen, dass meine Gefährten und ich einen Albenstein besaßen. Mit diesem hätten wir meine Geliebte befreien können. Und doch haben wir ihn Emerelle überlassen.«
Wengalf winkte Thorwis beiseite. »Entschuldige uns!«, sagte er und ließ Nuramon mit Alwerich stehen. Er hätte gern gewusst, was sie miteinander sprachen, doch so wandte er sich an Alwerich. »Wie ist es dir ergangen, Freund?«, fragte er. »Hast auch du deine Erinnerung gefunden?«
Der Zwerg lächelte. »Ja. Und was ich fand, war viel mehr, als ich durch meine Bücher erfahren konnte. Nun, da du dich auch erinnerst, möchte ich dir danken für all die Male, die du mir das Leben gerettet hast.«
Nuramon ging in die Hocke und legte Alwerich die Hand auf die Schulter. »Verzeih mir, aber ich bin noch sehr durcheinander. Doch ich sehe den Tag klar vor mir, an dem ich dich in der Schlucht fand. Ich habe dich geheilt. Und ich erinnere mich an Solstane, und wie glücklich sie war, dich unversehrt zu sehen. Wo ist Solstane?«
»Sie und die anderen warten in den alten Hallen auf unsere Rückkehr… auf die eine oder andere Weise.«
»Lebendig wäre ihr gewiss lieber.«
»Du kennst uns ja. Der Tod bedeutet uns noch weniger als den Elfen. Besonders wenn man die große Erinnerung errungen hat.«
Wengalf und Thorwis kehrten zurück. »Wenn du und deine Gefährten so selbstlos seid, den Albenstein für eine größere Sache zu opfern«, hob der König an, »dann werden wir Zwerge nicht zurückstehen. Es soll nicht an uns scheitern. Führe uns zu Emerelle! Sei uns ein guter Freund und deiner Königin ein treuer Diener!«
»Dann folgt mir!«, sagte Nuramon und wandte sich um. Felbion aber flüsterte er zu: »Lauf voraus!«, und sogleich lief das Ross los.
Wengalf gab den Befehl, dass das Heer warten solle, ebenso die Leibwache des Königs. Der Anführer der Garde sträubte sich, doch Wengalf blieb hart. »Keine Wache! Nur Thorwis und Alwerich sollen mich begleiten. Drei Zwerge, von einem Elfen geführt!« Er winkte Alwerich herbei. »Nimm dir das Banner!«
Einer der Bannerträger des Königs reichte Alwerich sein Feldzeichen.
»Die sollen genau sehen, mit wem sie es zu tun haben«, erklärte Wengalf.
Seite an Seite machten sie sich auf den Weg. Und wieder überkam Nuramon ein merkwürdiges Gefühl. Diesmal schritt er zu Fuß auf die Reiterei der Elfen zu. Und obwohl er wiederum keinen Angriff erwartete, war es beeindruckend, solcher Macht entgegenzutreten. Seine Begleiter schienen keine Angst zu
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