Die Elfen
der an sie herantrat und freundlich nickte. »Noroelle, die Königin wünscht dich an ihrem Thron zu sehen.«
Die Elfe bemerkte die vielen neugierigen Blicke, verbarg aber ihre Unsicherheit. »Ich werde dir folgen, Alvias.« Dann wandte sie sich an Obilee. »Komm mit!«
»Aber sie will doch nur…«
»Komm mit mir, Obilee!« Noroelle fasste die junge Elfe bei der Hand. »Hör gut zu! Wir werden jetzt vor die Königin treten, und sie wird mich fragen, wer du bist.«
»Aber die Königin kennt mich doch, oder? Sie kennt doch jeden hier.«
»Du wurdest ihr aber noch nicht vorgestellt. Wenn ich deinen Namen genannt habe, gehörst du zur Hofgesellschaft.«
»Aber was muss ich sagen?«
»Nichts. Es sei denn, die Königin fragt dich etwas.«
Alvias schwieg; weder ein Schmunzeln noch Argwohn waren in seiner Miene zu sehen. So folgten Noroelle und Obilee dem Meister zum Thron der Königin. All jene, an denen sie vorübergingen, begegneten Noroelle mit respektvollen Worten und Gesten. Vor der Königin angekommen, trat Meister Alvias zur Seite, während Noroelle und Obilee ihr Haupt senkten.
»Sei gegrüßt, Noroelle.« Emerelle schaute zu Obilee und fragte: »Wen bringst du mir?«
Noroelle wandte sich halb um und deutete mit eleganter Geste auf die junge Elfe. »Dies ist Obilee. Sie ist die Tochter Halvarics und Orones aus Alvemer.«
Emerelle lächelte die junge Elfe an. »Damit stammst du aus der Sippe der großen Danee. Du bist ihre Urenkelin. Wir alle werden deinen Weg beobachten. Bei Noroelle bist du in guten Händen. - Noroelle, mir ist zu Ohren gekommen, dass dich ein Band mit der Elfenjagd verbindet.«
»So ist es.«
»Du bist die Minneherrin von Farodin und Nuramon.«
»Ja, das ist wahr.«
»Eine Elfenjagd, bei der Minneherrin und Königin sich nicht einig sind, ist von Beginn an zum Scheitern verurteilt. So frage ich dich: Wirst du als Minneherrin deine Liebsten zur Elfenjagd freigeben?«
Noroelle musste an die Furcht denken, die in der Nacht ihre Träume begleitet hatte; sie hatte Farodin und Nuramon leiden sehen. Trotz ihres Stolzes auf die beiden wäre es ihr lieb gewesen, wenn sie nicht an der Jagd hätten teilnehmen müssten. Aber die Frage der Königin war nur eine Geste. Noroelle stand es nicht frei, Emerelle den Wunsch abzuschlagen. Wenn die Königin um die Hilfe ihrer Liebsten bat, dann konnte sie ihr diese nicht verwehren. Sie seufzte leise und merkte, dass Schweigen im Saal eingekehrt war. Allein das Rauschen des Wassers war noch zu vernehmen. »Ich werde sie dir für die Elfenjagd überlassen«, sagte Noroelle schließlich. »Was du ihnen aufträgst, das werden sie für mich tun.«
Emerelle erhob sich und trat an Noroelle heran. Sie sagte: »So sind Königin und Minneherrin vereint.« Dann fasste sie Noroelle und Obilee bei den Händen und führte sie die Stufen hinauf neben ihren Thron, um sich wieder zu setzen.
Noroelle hatte oft hier gestanden, doch wie jedes Mal fühlte sie sich fehl am Platze. In den Augen vieler stand Bewunderung, in manchen aber auch leiser Spott. Weder das eine noch das andere behagte ihr.
Die Königin bedeutete Noroelle mit einer knappen Geste, sich zu ihr hinabzubeugen. »Vertrau mir, Noroelle«, flüsterte sie in ihr Ohr. »Ich habe viele auf die Jagd geschickt. Und Farodin und Nuramon werden wiederkehren.«
»Ich danke dir, Emerelle. Und ich vertraue dir.«
Meister Alvias trat nun an die Königin heran. »Emerelle, sie warten vor dem Tor.«
Die Königin nickte Alvias zu. Dieser wandte sich um, breitete die Arme aus und rief mit wohltönender Stimme: »Die Elfenjagd steht vor dem Tor.« Er wies mit dem Finger auf die andere Seite des Saales. »Einmal entfesselt, werden sie ihrem Ziel nachjagen, bis sie ihre Aufgabe erledigt haben oder aber gescheitert sind. Wenn wir dieses Tor öffnen, dann gibt es für die Jagd kein Zurück mehr.« Er schritt durch die breite Gasse, die sich in der Mitte des Saales formte. »Wie immer müsst ihr die Königin beraten.« Er musterte einige der Anwesenden, offenbar stellvertretend für alle. Dann sprach er weiter: »Erwägt die Lage. Eine mächtige Bestie! In den Menschengefilden! Nahe unseren Grenzen! Soll die Königin das Tor geschlossen halten und damit hinnehmen, dass dort draußen etwas umherstreift, das auch uns einst gefährlich werden könnte? Oder soll sie das Tor öffnen, auf dass wir die Menschen des Fjordlandes von der Bestie befreien? Beide Pfade können Glück oder Verderben bedeuten. Bleibt das Tor geschlossen,
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