Die Elfen
hinter ihnen kamen.
»Ihre Luntenschnüre und das Pulver sind nass geworden. Die Feuerrohre nutzen ihnen nichts mehr.«
Im Durcheinander am Ende der Brücke verlor einer der Schützen den Halt und stürzte mit einem gellenden Schrei in die Tiefe. Endlich zogen sich die Männer zurück. An ihrer Stelle kamen nun Schwertkämpfer.
Farodin ließ seine beiden Klingen wirbeln, um seine verspannten Armmuskeln zu lockern. Vorsichtig tastend prüfte der Elf noch einmal den schlüpfrigen Untergrund. Der Stein der Brücke war poliert. Ein falscher Schritt, eine unbedachte Bewegung, und er würde wie der Soldat vorhin in die Tiefe stürzen.
Ein gleißender Lichtstrahl zerteilte das Blau des Himmels und zerfaserte dann plötzlich in hunderte Blitze. Doch kein Donner hallte über das Firmament. Farodin spürte, wie sich jedes Härchen an seinem Leib aufrichtete. Wo die Blitze verblassten, blieben feine schwarze Linien, so als wollte der Himmel zerbrechen.
Die Ordenssoldaten wurden unruhig. Manche von ihnen knieten nieder und begannen laut zu beten. Eine einzelne, klare Stimme erhob sich über alle anderen. Sie sang ein Lied von der Erhabenheit Tjureds, des Heilers allen Übels. Andere Stimmen fielen ein. Und schließlich sangen hunderte das Loblied des Gottes.
Schwarzer Nebel sickerte durch die Risse am Firmament.
Farodin wich ein wenig zurück. Der Zauber der Königin hatte begonnen. Keine zehn Schritte vor ihnen traf einer der Risse auf die Brücke. Der schwarze Nebel schoss nun in wirbelnden Kaskaden den Himmel hinab. So weit Farodin blicken konnte, spannten sich Risse über das Firmament.
Der Nebel fraß den Blick auf das jenseitige Steilufer. Schlagartig verstummte der Gesang. Mitten durch die Schlucht zog sich eine Wand aus wogender Finsternis. In weitem Bogen spannte sich die weiße Brücke und mündete nun in die Leere.
»Es ist also vollbracht«, sagte Orgrim ehrfürchtig.
Farodin schob sein Schwert zurück in die Scheide. Der Krieg war zu Ende. Doch er fühlte sich nicht wie ein Sieger.
DER FLIEGENFISCHER
Mandred lauschte dem Lied der Nachtigallen. Die kleinen Vögel saßen hoch über ihm im Geäst der beiden Linden. Eine leichte Brise ließ die Blätter rascheln. Neben sich hörte Mandred das Plätschern einer Quelle. Nuramon hatte Recht. Dies war der zauberhafteste Ort von Albenmark.
Sein Freund hatte ein Lagerfeuer entzündet und ihn in die Pferdedecken eingewickelt. Dennoch kroch die Kälte immer tiefer in seine Knochen, so wie damals, als er auf das Hartungskliff gestiegen war, um Firnstayn vor dem Manneber zu warnen. Ob wohl alles anders gekommen wäre, wenn er das Signalfeuer hätte entzünden können?
Nuramon hatte einen Boten zur Shalyn Falah geschickt und einen weiteren zur Königin. Mandred hatte sehen können, wie sich der Himmel verdunkelte. Der erste Zauber war also geglückt. Sein Volk war gerettet. Albenmark würde weiter bestehen. Seine Fjordländer würden sich eine raue, stürmische Küste suchen. Einen Ort, an dem es ein wenig so war wie in ihrer verlorenen Heimat. Fast die ganze Nacht vor der Schlacht hatte er im Zelt von Königin Gishild verbracht. Er hatte mit ihr gesprochen und versucht, den Traum von einem neuen Firnstayn an sie weiterzugeben. Er glaubte an ihre Kraft. Sie würde ihrem Volk eine gute Anführerin sein.
Mandred wandte den Kopf ein wenig zur Seite und beobachtete seinen Freund. Nuramon legte gerade einen Scheit Holz auf dem Feuer nach. Leuchtende Funken stiegen zum Nachthimmel auf. Die Flammen vertieften die Schatten in Nuramons Gesicht. Mandred musste lächeln. Sein Gefährte hatte ihm tatsächlich geglaubt, dass er die letzte Nacht mit zwei jungen, hübschen Fjordländerinnen verbracht hatte.
Nuramon blickte auf. Seine Augen leuchteten, als er das Lächeln bemerkte. »Woran denkst du?«
»An die beiden Frauen von letzter Nacht.«
Der Elf seufzte. »Ich glaube, ich werde euch Menschen niemals verstehen.«
Fast tat Mandred der Scherz Leid. Einen Augenblick lang war er versucht, dem Elfen die Wahrheit zu sagen. »Es tut mir Leid, dass ich euch bei eurer letzten Reise nun nicht begleiten kann.« Der Jarl spürte einen metallischen Geschmack im Mund. Es würde jetzt nicht mehr lange dauern. Er spürte keine Schmerzen. Seine Beine waren wie tot, er konnte sie nicht mehr bewegen. Und seine Fingerspitzen prickelten. »Sag keinem, dass es so eine kleine Bleikugel war, die mich umgebracht hat. Das ist kein Tod für einen Helden vom alten Schlag .«
»Du wirst noch nicht
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