Die Elfen
Kraft eines Bären. Er baute die besten Schiffe am Fjord und schuf für seine Nachbarn Bildnisse des Schicksalswebers. Da kam einmal der alte Hvaldred, Sohn des Heldred, und erzählte ihm die Geschichte von den Eisenbärten des Luth, die jenseits von Firnstayn hoch oben in den Bergen standen und den Weg zur Höhle des Schicksalswebers wiesen. Und Hvaldred erzählte ihm auch, dass den Eisenbärten des Luth Schande getan ward. Die Höhle sei entweiht, sagten die Weisen Männer. Dort könne niemand mehr dem Weber opfern.
Da wurde Svanlaib zornig und sprach: »Ich werde nach Firnstayn fahren, hinauf ins Gebirge gehen und dort als Erster Sühne für die Untat fordern.« So schlug er aus einem Eichenstamme ein neues Bildnis des Schicksalswebers. Und alle in Tarbor opferten dem Luth, sodass dem Weber aus Holz ein Eisenbart wuchs.
Svanlaib nahm seine Sachen, begab sich nach Firnstayn und trug das Bild des Luth auf seinem Rücken hinauf durch Schnee und Eis. Da sah er die Eisenbärte und opferte ihnen, wie es der Brauch verlangte. Er folgte dem Weg, den ihm die Eisenbärte wiesen, und gelangte zur Höhle des Luth. Die fand er verschlossen vom Atem des Firn. Da machte er ein zorniges Gesicht, und über sein Haupt hob er den Eisenbart, den er geschaffen hatte. Und Luth zerschlug des Winters Wand, wo Heldenkräfte nichts vermochten.
Svanlaib wartete; er wagte nicht, die Höhle zu betreten. Da hörte er Stimmen und Schritte kommen. Hervor trat des Torgrid Sohn. Er war jung an Gestalt, und rot war sein Haar. An seiner Seite waren zwei Albenkinder. Es waren Elfen aus der Albenmark.
Da fragte Svanlaib, wer es denn sei, der da aus der Höhle komme. Er kannte des Torgrid Sohn nicht. Der aber sprach: »Ich bin Mandred Aikhjarto, Sohn des Torgrid und der Ragnild!«
Da staunte Svanlaib, denn man erzählte viel von Mandred Torgridson und von dem Manneber, den er gehetzt hatte, und dem Verschwinden von Jäger und Gejagtem. Es hieß, Mandred habe den Eber gepackt und sich mit ihm in eine Gletscherspalte gestürzt. Das alles, um sein Dorf zu retten.
Da fragte Svanlaib den mächtigen Mandred, was geschehen sei. Und Mandred brachte dem Befreier Kunde von dem Tod des Mannes, der ein Eber war. Und er dankte ihm, dass er durch Luths Kraft das Eis des Ebers gebrochen habe. Von den Elfen sagte er, dass sie ihm geholfen hätten. Ihre Namen waren Faredred und Nuredred. Sie waren Brüder und Elfenfürsten, die Mandred zu Diensten waren.
Des Torgrid Sohn nahm nun den Eisenbart, den Svanlaib getragen und geworfen hatte, und stellte ihn an den Platz, wo die verbrannten Reste des geschändeten Eisenmannes gestanden hatten. Luth zu Ehren legte Mandred das Haupt des Ebers zu Füßen des Bildnisses.
Was in der Höhle geschehen war, das blieb Svanlaib verborgen und wurde erst später offenbar. Dort hatte Mandred mit Luth gesprochen, und die Elfen waren seine Zeugen gewesen. Der Schicksalsweber hatte dem Sohn des Torgrid seine Bestimmung offenbart. Und von jenem Tage an hatte die Zeit keine Macht mehr über Mandred. Doch Luth hatte ihm nicht gesagt, welchen Preis er dafür zahlen musste. So kehrte Mandred mit Svanlaib und den Elfenbrüdern zurück nach Firnstayn.
Nach der Erzählung des Skalden Hrolaug, Band 2 der Tempelbibliothek zu Firnstayn, S.16 bis 18
DER PREIS DES WORTES
Der Frühlingshimmel war von so klarem Blau, dass Mandred Tränen in den Augen standen, als er emporblickte. Endlich wieder frei! Ohne ein Gefühl für Tag und Nacht war es schwer zu sagen, wie lange sie in der Höhle gewesen waren. Doch es konnten nur wenige Tage vergangen sein. Allerdings musste irgendein Zauber am Werk gewesen sein, denn wie sonst war zu erklären, dass sie die Höhle im Winter betreten hatten und sie nun im Frühling verließen?
Mandreds Blick folgte einem Adler, der mit majestätisch ausgebreiteten Schwingen in weiten Kreisen hoch über dem Gletscher dahinzog.
Hier oben in den Bergen wich der Winter nie. Und doch wärmte die Sonne das Gesicht, während sie durch verharschten Schnee hinab zum Fjord wanderten.
Seine Gefährten waren still. Am Morgen hatten sie Vanna und den toten Wolf in einer kleinen Höhle abseits von Luths Tal beigesetzt. Die Elfen hingen stumm ihren Gedanken nach. Und Svanlaib… Der Bootsbauer hatte etwas Seltsames an sich. Gewiss, ein Stück weit ließ sich sein Verhalten durch die Ehrfurcht erklären, die er vor den Elfen empfinden musste. Welchem Sterblichen war es schon vergönnt, leibhaftig den Gestalten aus den Sagas der
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