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Die Elfen

Die Elfen

Titel: Die Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen , James Sullivan
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sie niemand finden würde. Aber das waren nur Träume.
    Noroelle blickte zu Obilee. Sie war noch so jung. Dass sie ihre Vertraute gewesen war, würde ihr gewiss schaden. »Ich wünsche mir nur eines von dir«, sagte sie schließlich. »Sieh meine Schande nicht in Obilee. Sie ist unschuldig, und ihr steht eine große Zukunft bevor. Nimm sie in dein Gefolge auf. Lass sie hier für Alvemer sprechen. Mit der Gewissheit, dass dieser Wunsch sich erfüllt, gehe ich beruhigt in die Unendlichkeit.«
    Emerelles Gesichtszüge veränderten sich, und ihre Augen glänzten. Die unnahbare Kälte wich von ihrem Antlitz. »Den Wunsch werde ich dir erfüllen. Nutze diesen Tag, um Abschied zu nehmen. Ich komme heute Nacht an deinen See. Dann werden wir fortgehen.«
    »Danke, meine Königin.«
    »Nun geh!«
    »Ohne die Krieger?«
    »Ja, Noroelle. Nimm Obilee und verbringe diesen letzten Tag ganz so, wie du es willst.«
    Obilee kam zu Noroelle und schloss sie in die Arme. Dann gingen sie Seite an Seite zwischen den Höflingen hindurch. Noroelle wusste, dass sie nie wieder in diesen Saal zurückkehren würde. Mit jedem Schritt nahm sie Abschied. Ihr Blick badete in dem Meer von Gesichtern, Bekannten und Unbekannten. Selbst denen, die sie bei ihrem Eintreten mit Verachtung gestraft hatten, stand nun Mitleid ins Antlitz geschrieben.

ABSCHIED VON ALBENMARK

    Noroelle nahm drei Zaubersteine, die all die Jahre hier auf dem Grund des Sees gelegen hatten, und kehrte zu Obilee zurück. Die junge Elfe saß am Ufer und ließ ihre nackten Füße vom Wasser umspielen. Noroelle legte die drei Steine auf den flachen Fels neben Obilee. Dann trocknete sie sich und legte ihr grünes Kleid an. Es war jenes, das sie beim Auszug ihrer Liebsten getragen hatte.
    Obilee schien froh, es an ihr zu sehen. Sie betrachtete die funkelnden Zaubersteine. »Sie sind wunderschön.«
    Noroelle hatte einen Diamanten, einen Almandin und einen Smaragd gewählt. »Der Diamant ist für dich.«
    »Für mich? Aber du hast doch gesagt, ich soll sie für…«
    »Ja. Aber es sind drei. Dieser eine gehört dir. Nimm ihn!«
    Noroelle hatte nicht viel Zeit gehabt, um Obilee die Geheimnisse der Zauberei zu lehren. Der Stein würde ihrer Schülerin gute Dienste leisten. Er war wie für sie geschaffen.
    Obilee hielt den Kristall gegen das schwache Licht des schwindenden Tages. »Ich werde einen Anhänger für eine Kette daraus machen. Oder verliert er dann seinen Zauber?«
    »Nein, das wird er nicht.«
    »O Noroelle. Ich weiß nicht, ob ich ohne dich zurechtkomme.«
    »Das wirst du. Und die Fauneneiche wird dir helfen. Sie wird dich das lehren, was sie mich einst lehrte. Ollowain wird dich im Schwertkampf unterweisen, denn du bist eine Erbin der Danee.« Noroelle hatte alle nötigen Vorbereitungen getroffen. Ihrer Vertrauten würde es gut ergehen.
    Auch an alles andere hatte sie gedacht. Für sich selbst hatte sie einige wenige Dinge in einen Beutel gepackt. Mehr würde sie nicht brauchen. Für ihre Familie in Alvemer hatte sie Worte gefunden, die Obilee persönlich überbringen würde. »Du hast dir alles gemerkt, das ich dir gesagt habe?«, fragte Noroelle die junge Elfe.
    »Ja. Ich werde deine Worte niemals vergessen. Selbst deine Gesten und den Tonfall deiner Stimme habe ich mir gemerkt. Es wird so sein, als sprächest du selbst.«
    »Das ist gut, Obilee.« Noroelle schaute in die tief stehende Sonne. »Nun wird die Königin bald kommen. Und sie wird ihren Albenstein bei sich tragen.«
    »Wirklich?«
    »Ja. Sie braucht seine Macht, um eine Barriere zu schaffen. Sonst könnte ich den Ort allzu leicht wieder verlassen.«
    Obilee senkte den Kopf. »Ich will dich begleiten, wohin du auch gehst.«
    »Gebrauche deinen Verstand, Obilee! Ich bin auf ewig verbannt. Warum solltest du dein Leben fortwerfen?«
    »Aber dann wärst du wenigstens nicht allein.«
    »Das ist wahr. Doch dann würde ich nicht weinen, weil ich allein wäre, sondern um deinetwillen.« Noroelle trat einen Schritt zurück. Die Verzweiflung in Obilees Antlitz rührte sie. »Die Königin würde niemals zulassen, dass mich jemand in meine Verbannung begleitete.«
    »Ich könnte sie darum bitten.«
    »Versteh doch… Der Gedanke, dass du hier bist, wird mich trösten. Wenn du an mich denkst, dann wirst du gewiss manches Mal verzweifelt sein, aber stell dir einfach vor, dass ich an allem, was du tust, Anteil habe.«
    »Auch wenn ich bleibe, wird die Trauer wie ein alles erstickender Schatten über meinem Leben liegen!«
    »Dann

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