Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Elfen

Die Elfen

Titel: Die Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen , James Sullivan
Vom Netzwerk:
entlang. Ihm war, als säße eine große, wild mit den Flügeln schlagende Möwe in seinem Bauch. Hoffentlich konnte er sich die Tränen verkneifen, wenn Freya kam.
    Ein großer Hund versperrte ihm am Ende des Stegs den Weg. Er knurrte warnend. Noch andere Hunde kamen vom Dorf. Ihnen folgten Männer mit Speeren.
    Mandred knüpfte den Fellbeutel an seiner Saufeder auf und warf den Hunden blutige Fleischklumpen hin. »Hier, meine Feinen. Ich habe euch etwas mit gebracht.« Dann blickte er auf. Er kannte keinen der Männer.
    »Mandred Torgridson ist zurückgekehrt«, verkündete der alte Fischer mit feierlicher Stimme. »Es war eine lange Jagd.« Mit einer herrischen Geste scheuchte er die bewaffneten Dorfbewohner zu Seite. »Macht Platz für Jarl Mandred.«
    Guter Mann, dachte Mandred stumm. Er kannte ihn zwar nicht, aber mit Erek ließ sich etwas anfangen.
    Immer mehr Menschen liefen zusammen, um die Fremden zu begaffen. Mandred warf den Hunden, die um seine Beine tollten, Leberstücke zu und zuletzt auch das Stück Fell, das ihm als Beutel gedient hatte.
    Dass Freya nicht kam, wunderte ihn schon ein wenig. Aber gewiss hatte sie eine dringende Arbeit zu erledigen. Wenn sie Brot buk und kochte, dann brachte sie nichts von ihrem Herd fort.
    Sein Langhaus hatte den Winter gut überstanden. Aber irgendjemand hatte die beiden geschnitzten Pferdeköpfe am Giebel gegen zwei Eberköpfe ausgetauscht.
    Mandred öffnete die schwere Tür aus Eichenholz, schlug den wollenen Vorhang zur Seite und winkte seinen Gefährten einzutreten. In der fensterlosen Halle des Langhauses herrschte trübes Zwielicht. Glut flackerte in der langen Feuergrube in der Mitte der Halle. Eine junge Frau drehte einen Bratspieß, auf dem eine Gans steckte. Sie blickte überrascht auf.
    »Mandred Torgridson ist zurückgekehrt«, verkündete Erek, der sich an Nuramon und Farodin vorbei durch die Tür drängte.
    »Schäm dich, schon vor Sonnenuntergang betrunken zu sein, Erek«, keifte die Frau. »Und nimm deine Saufkumpanen mit. Für sie ist kein Platz in meiner Halle.«
    Mandred sah sich verwundert um. Freya konnte er nirgends entdecken. »Wo ist mein Weib?«
    Der Fischer senkte den Kopf. »Bring uns Met, Gunhild«, zischte er in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. »Und dann ruf die Alten zusammen. Hol den lahmen Beorn herbei und Gudrun und Snorri. Und bring allen Met, verdammt noch mal! Dies ist ein Tag, von dem unsere Urenkel noch erzählen werden.«
    Mandred eilte an der Wand mit den Schlafnischen vorbei und schlug den letzten Vorhang zurück. Auch hier war Freya nicht. Neben ihrer Schlafstatt hing die Wiege von der Decke, die er am Anfang des Winters gezimmert hatte. Sie war leer.
    »Setz dich, Jarl.« Der Fischer nahm ihn behutsam beim Arm und führte ihn zur Feuergrube.
    Mandred ließ sich im Grätschsitz auf einer der Bänke nieder. Was war hier los? Ihm wurde schwindelig.
    »Erinnerst du dich, wie du dem kleinen Erek Ragnarson einmal ein altes Messer geschenkt hast und ihm dann einen Nachmittag lang gezeigt hast, wie man Hasen ausweidet?« Die Stimme des Fischers ging stockend. Seine Augen schimmerten feucht.
    Gunhild stellte einen Metkrug zwischen sie auf die Bank und legte einen köstlich duftenden Brotlaib dazu. Mandred riss ein Stück vom Brot ab und stopfte es sich in den Mund. Es war noch warm. Dann nahm er einen tiefen Schluck Met.
    »Erinnerst du dich?«, beharrte der alte Fischer.
    Mandred nickte. »Ja, warum?«
    »Der Junge… Das… das war ich, Jarl.«
    Mandred setzte den Krug ab.
    »Wir alle haben dich für tot gehalten«, brach es nun aus Erek hervor. »Wir haben sie gefunden… meinen Vater und die anderen. Nur dich nicht . Und das Ungeheuer nicht. Es gibt viele Geschichten darüber, was in diesem Winter geschah . Manche glauben, du hättest den Manneber aufs Eis gelockt und seiest mit ihm in der kalten Tiefe des Fjords versunken. Andere dachten, du wärst in die Berge gegangen. Und es hieß, Luth habe in der Trauer um dich einen eisigen Vorhang vor seine Höhle gezogen. Freya hat nie glauben wollen, dass du tot bist. Den ganzen nächsten Frühling hat sie die Männer immer wieder hinausgetrieben, um nach dir zu suchen. Und sie ist mitgegangen, bis das Kind kam. Ein kräftiger Junge. Er hat ihr Frieden gegeben. Oleif hieß er.«
    Mandred atmete tief aus. Es war Zeit vergangen, das wusste er. Und es war Frühling, obwohl es noch hätte Winter sein sollen. In der Höhle war es immer hell gewesen. Nur das Licht hinter dem Eis war

Weitere Kostenlose Bücher