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Die elfte Jungfrau

Titel: Die elfte Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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wollte Euch fragen, ob... also, könnte Bruder Jakob … Hat er...«
    »Frau Almut, Ihr wollt mich fragen, ob mir bekannt ist, ob unser Bruder Jakob ständig oder gelegentlich dem Irrwitz anheimfällt?«
    »Ja, so ungefähr. Verzeiht, wenn ich Euch damit beleidige.«
    »Das tut Ihr nicht. Doch weshalb glaubt Ihr, Bruder Jakob könne gelegentlich von Sinnen sein?«
    »Die Eitelkeit.«
    »O ja.«
    »Ihr wisst es?«
    »Natürlich.«
    »Er glaubt, er habe es vor Euch geheimgehalten.«
    »Unfug.«
    »Er hat eine panische Angst vor der Entdeckung.«
    Der Abt erhob sich und durchmaß den Raum mit einigen Schritten. Am Fenster blieb er stehen und schaute nach draußen auf den Hof, wo ein leichter Frühlingsschauer das Pflaster netzte. Unbeeindruckt davon aber säuberten zwei Mönche die Fugen von Moos und Unkraut. Eine weiße Taube landete auf dem Gesims und schüttelte verdrossen das feuchte Gefieder aus.
    Theodoricus seufzte. Dann fragte er: »Und was noch?«
    »Er ist gerne mit Frauen zusammen.«
    »Richtig.« Nach einer weiteren Runde durch das Zimmer blieb der Abt vor Almut stehen und stellte fest: »Leicht macht Ihr es einem nie, nicht wahr?«
    »Nein, ehrwürdiger Vater, aber ich mache es mir auch selbst nicht leicht. Wie dumm von mir, ›denn was kriegt der Mensch von all seiner Mühe und dem Streben seines Herzens, womit er sich abmüht unter der Sonne?‹«
    »Hat unser Pater Ivo Euch den Kohelet gelehrt?«
    »Nein, unsere Clara, aber mit Pater Ivo habe ich anregende Gespräche darüber geführt.«
    »Das kann ich mir lebhaft vorstellen. Es gibt in diesem Buch einige Stellen, die recht gut seine Gesinnung wiedergeben. Ihr lächelt, Frau Almut?«
    »›Ach, es ist doch alles eitel …«
    »... und ein Haschen nach dem Wind‹. Aber sagt das nicht. Wir wollen uns jetzt lieber dem eitlen Bruder Jakob widmen. Was kann ich Eurer Meinung nach in diesem Fall tun?«
    »Mit ihm reden.«
    »Werde ich. Worauf soll ich besonderes Augenmerk legen?«
    »Auf sein Verhalten allgemein. Er schien in blanke Panik zu verfallen, als ich von einer möglichen Entdeckung seiner Neigung sprach. Ja, und welches von den Mädchen er gekannt hat, und ob er eine Novizin namens Pia, die bei den Machabäerinnen lebt, kennt.«
    »Das werde ich tun. Aber diese Pia gehört nicht zu den Opfern.«
    »Nein, aber ich befürchte, sie könnte leicht eines der nächsten sein.«
    Almut schilderte ihre neuesten Erkenntnisse und übte auch milde Kritik an der Haltung der Äbtissin.
    »Mutter Mabilia ist eine dumme Schnepfe!«, war Theodoricus’ schlichter Kommentar. »Ich werde sie persönlich ermahnen.«
    »Danke. Mag sein, es kann das Mädchen retten, wenn es streng gehalten wird.«
    »Hoffen wir es.«
    »Und nun, ehrwürdiger Vater, habe ich noch ein drittes, völlig anderes Anliegen an Euch.«
    »Von ähnlich delikater Natur?«
    »Es ist im Grunde ein erfreuliches Ereignis, aber ich muss Euch die Entscheidung überlassen, was Ihr daraus macht. Ich fand am Fastnachtsmontag einen kranken Mann auf der Straße …«
    »Nicht zum ersten Mal …«
    »Nein, aber dieser erlitt einen Herzanfall. Glücklicherweise konnte Meister Krudener ihm helfen. Seine Gesundheit ist derzeit wiederhergestellt, doch er ist sehr alt und befürchtet, nicht mehr lange zu leben. Er heißt Gauwin vom Spiegel und wohnt seit einigen Tagen wieder in seinem Haus am Alten Markt. Er wusste nicht, dass sein Sohn noch lebt, geschweige denn, dass er als Pater Ivo ganz in seiner Nähe weilte.«
    »Kind Gottes!« Der phlegmatische Theodoricus fuhr aus seinem Sessel hoch und starrte Almut an. »Kind Gottes, der Alte vom Spiegel ist wieder in der Stadt?! Und er wusste nichts von Ivo?«
    »Er glaubte, ihn auf dem Scheiterhaufen verloren zu haben.«
    »Allmächtiger!«
    »Würdet Ihr … könntet Ihr Pater Ivo eine Nachricht senden? Damit er ihn treffen kann, ehrwürdiger Vater.«
    »Stehenden Fußes, Frau Almut. Ihr seht mich tief erschüttert.«
    »Ich denke, der Herr vom Spiegel wird Euch selbst besuchen kommen.«
    Der Abt ging zum Kaminfeuer, blieb stehen, schüttelte den Kopf und kam wieder zurück.
    »Die Wege Gottes sind wahrhaftig wunderbar. Nun, ich erhielt Nachricht von Ivo, die Dinge auf dem Gut würden schlecht laufen, und es stünde eine Reihe von Entscheidungen an. Es hat ein nachlässiger Verwalter Misswirtschaft getrieben und muss ausgetauscht werden. Notwendige Anschaffungen sind zu machen, und die Aufzeichnungen, die sehr schlampig geführt wurden, gehören überarbeitet. Grund

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