Die Eltern-Trickkiste
Sophia zu Besuch sei. Die liebe Sauerkraut. Gesagt, getan. Sophia schmeckte es, und von Stella verlangte ich, dass sie zumindest ein Probierhäppchen koste. Siehe da: Sie futterte drei Portionen!
ALLES AUFESSEN?
Das kommt darauf an
WER SEINEM KIND DEN TELLER FÜLLT, sollte respektieren, wenn es satt ist, bevor es aufgegessen hat. Es gilt, die individuelle innere Satt-Grenze zu kultivieren! Es ist schön, wenn ein Mensch sie hat und sich nach ihr richtet. Anders ist es, wenn das Kind geübt ist, sich sein Essen selbst zu nehmen. Dann gilt die Faustregel: »Was du dir auf den Teller füllst, isst du auch.« Bleiben Sie hart, wenn die letzte Gabel Erbsen plötzlich verweigert wird, sonst kann das zur Angewohnheit werden. Will Ihr Kind partout und vielleicht unter Tränen einen größeren Rest nicht aufessen, bieten Sie als Ausweg an: »Du darfst den Rest ausnahmsweise stehen lassen und am Abend essen. Aber vorher gibt’s nichts anderes.« Ein Nebeneffekt ist, dass das Kind den sorgsamen Umgang mit Lebensmitteln lernt. Es begreift: Ich nehme mir so viel, wie ich brauche.
AUSSPUCKEN ERLAUBT
Anreiz, um Unbekanntes zu testen
KINDER SIND MEISTENS sehr skeptisch, wenn etwas ihnen völlig Unbekanntes auf dem Tisch steht: Hirschfleisch, Kohlrouladen, Pesto, Tintenfisch oder Ähnliches. Wenn wir Erwachsenen ehrlich sind, ginge es uns genauso, sollte uns jemand Hummus, Pferdefleisch oder Gehirn vorsetzen. Um Kinder zu animieren, völlig Fremdes zu probieren, können Sie die im vorigen Tipp geschilderte Probierhäppchen-Methode variieren, und zwar durch folgendes Angebot: »Wenn du das Probierstück überhaupt nicht magst, darfst du es in deine Serviette/die Spüle spucken.« Das macht es Ihrem Kind leichter, in seinen Augen Obskures zu testen.
MENGEN-TRAINING
Das Kind nimmt sich selbst
BEIM KLEINKIND IST ES LOGISCH, dass die Eltern es füttern, bis es satt ist. Irgendwann will es selbst essen und bald darauf auch selbst seinen Teller füllen. Manche Mütter bleiben dabei, Portionen zuzuteilen – sogar der ganzen Familie. Es werden nur fertig befüllte Teller vorgesetzt und die Reste in der Küche gehütet. Wie soll ein Kind so lernen, Mengen in Relation zum Appetit abzuschätzen? Zumal Untersuchungen gezeigt haben, dass Menschen übers Sattsein hinausessen, wenn noch etwas auf dem Teller ist: Probanden mit Suppentellern, die so präpariert waren, dass sie sich »heimlich« nachfüllten, aßen mehr als solche Testpersonen, die Suppe aus normalen Tellern löffelten.
Natürlich braucht Tochter oder Sohn anfangs Ihre elterliche Anleitung beim Mengen-Training.
Die goldene Regel lautet: »Nimm dir nur das, was du sicher essen kannst. Im Zweifelsfall nimm etwas weniger, als du denkst, denn du kannst dir ja einen Nachschlag holen.«
Bremsen Sie also Ihr Kind beim Vollhäufen des Tellers, sofern Sie den Eindruck haben, seine Augen sind größer als sein Magen. Erklären Sie, dass Nachnehmen möglich ist und Reste auf dem Teller aufgegessen werden müssen. So bekommt Ihr Kind mit der Zeit ein Gespür für Mengen, dafür dass Nudeln satter machen als Salat oder Gemüse und dass bisweilen der Appetit größer ist als der Magen. Sich nur so viel Essen zu nehmen, wie man braucht, um satt (und wirklich nur satt) zu sein – das ist ein Lernziel, das im Übrigen auch Fettleibigkeit vorbeugen hilft.
SPIELERISCHES ESSEN
Füttern leicht gemacht
WER DER ERSTE OPA WAR, auf den sich »Ein Löffelchen für Opa« bezog, liegt im Dunkeln. Sicher ist nur: Dieser unbekannte Essmotivator ist ein Klassiker, seit Generationen in vielen Familien erprobt. Wenn sich die Elternhand beim Füttern der verschlossenen Kleinkindschnute nähert, wirkt dieser Satz wie ein Sesam-öffne-dich. Warum? Vielleicht weil das Kind gespannt ist, welcher Name als Nächstes fällt. »Nun ein Löffelchen für Stoffhase Hugo«, »… für Tante Manuela«, »… für den lustigen Briefträger«, »… für Uroma Lucie«. Das Versammeln der verschiedensten Wesen beim Essen ist ein Spaß, den das Kind immer gern mitspielt – es sei denn, es ist wirklich pappsatt.
Auch das Spiel »Der Magen begrüßt« lenkt das Interesse des Kleinkindes einfach und wirkungsvoll aufs Essen, speziell beim Füttern. Der Erwachsene schlüpft in die Rolle des Magens und begrüßt, was vom Sprössling hinuntergeschluckt wird: »Da kommt ja mein Freund, das Salatblatt!« Oder: »Hui, endlich mal wieder Kartoffeln!« Oder: »Was sind das denn für komische Körner?« Ablehnende Varianten wie
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