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Die Eltern-Trickkiste

Die Eltern-Trickkiste

Titel: Die Eltern-Trickkiste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gräfe und Unzer <München>
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»besseren« Esser zu bewegen, umso mehr verleiden Sie ihm das Thema. Es kann sogar ein Machtkampf entstehen. Dagegen hat die lässige Einstellung »Wer nicht will, der hat schon« eher zur Folge, dass Ihr Kind die Menge zu sich nimmt, die zu ihm passt. Lassen Sie es seine Portionen selbst bestimmen (siehe >) . Und sollten Sie unsicher sein, ob Ihr Kleines zu wenig oder zu viel isst, fragen Sie andere Mütter mit ähnlich gebauten Kindern oder den Kinderarzt.
    KEINE EXTRAWURST BRATEN
    Den Geschmack weiten
    DAS MOTTO »ES WIRD GEGESSEN, was auf den Tisch kommt« hört sich spießig an. Und es kann zur Tortur werden, wenn dort etwas steht, was das Kind wirklich nicht mag. Aber auch die Umkehrung – also nur das aufzutischen, was das Kind sicher isst – kann zur Qual werden: für die Person, die kocht. Meine Freundin Hildegard kocht mittags drei verschiedene Gerichte, um es allen drei Töchtern recht zu machen. Ob das eine gute Idee ist, ist fraglich. So begreifen sich Kinder womöglich als kleine Paschas, denen nur kredenzt wird, was ihnen mundet. Das kann eine prima Plattform für Machtspielchen sein (Motto: Mal gucken, was Mama macht, wenn ich das, was ich gestern mochte, heute nicht mehr essen will). Vor allem aber lernen Kinder so kaum Neues kennen, weshalb sich ihr Geschmack nicht weiten kann. Er bleibt auf Schmalspurlevel. Essen ist wie eine Sprache: Es verbindet. Wer als Kleinkind nur den kulinarischen Grundwortschatz beigebracht bekommt, hat es später schwer in anderen Familien, Regionen und Ländern. Eltern achten auf frühe Förderung ihres Kindes in Fremdsprachen, Musik, Sport,Kunst… Doch wie steht es mit der Förderung in puncto Essen und Geschmack?
    Sie bilden Ihr Kind also, wenn Sie ihm keine Extrawurst braten, und entlasten sich selbst. Freilich sollte dem Kind nichts aufgezwungen werden, was es partout nicht will. In der Praxis hat sich Folgendes bewährt:
Mag Ihr Kind eigentlich das komplette Gericht, will aber dieses Mal keinen Salat, heißt es: »Okay, aber zwei Blättchen Salat müssen sein«, um das Aroma in Erinnerung zu bringen. Meine Tochter nahm sich manchmal dann sogar nach, weil sie wohl buchstäblich auf den Geschmack gekommen war.
Gehört etwas Fremdes zur Mahlzeit, bietet sich das Probieren mit »Ausspuck-Erlaubnis« an, um Ihr Kind an Unbekanntes heranzuführen.
Wenn Ihr Spross von dem, was auf dem Tisch steht, plötzlich weder Bohnen noch Spiegelei, sondern nur die Kartoffeln essen will, sollte es zu diesen keinesfalls etwas extra geben – allenfalls können sie mit ein wenig (!) Ketchup verfeinert werden. Lehnt Ihr Kind bei nächster Gelegenheit Bohnen und Spiegelei erneut ab, tischen Sie beides am besten eine Weile nicht mehr auf oder nur noch einzeln in Kombination mit beliebten Speisen, damit das Kind gesund satt wird. Nach einigen Monaten empfiehlt sich dann, einen Neustart des verschmähten Essens anzuregen – mit Probierhäppchen.
Und wenn überraschend der Junior oder ein Besuchskind gar nichts von der kredenzten Mahlzeit mag? Beispielsweise bei Linsensuppe? Dann bleibt die Not-Alternative: eine Schnitte Brot. Sie werden überrascht sein, dass Ihr Kind dann doch manchmal lieber das warme Essen kostet.
    PROBIERHÄPPCHEN
    Mini-Menge zum Versuchen
    KINDER HABEN MANCHMAL KEINE LUST auf das, was auf dem Tisch steht. Mit Druck das Essen – und speziell fremde Gerichte – aufzuzwängen bringt nur Widerwillen. Besser ist es, die Neugier zu wecken. Mit einer Mini-Testmenge. Und damit meine ich ein Probierhäppchen im Format eines Fünfcent-Stücks. Ich habe schon als Kind jene Mütter gehasst, die »nur ein Löffelchen« ankündigten und dann den Teller vollhäuften. Sinnvoll ist es, dem Kind das Warum des Probierhäppchens zu erklären: nämlich dass der Geschmack sich ändert. Vielleicht haben Sie das sogar an sich selbst beobachtet? Ich mochte bis Anfang 20 keinen Fisch – jetzt liebe ich ihn. Was gestern verschmäht wurde, kann heute als lecker empfunden werden. Deshalb lohnt es sich, bei wiederkehrenden ungeliebten Speisen »alle Jahre wieder« ein Probierhäppchen aufzutischen. »Es wäre doch ärgerlich«, können Sie, dem Kind tief in die Augen blickend, erklären, »wenn du jetzt etwas Leckeres verpasst, nur weil du es vor einem Vierteljahr nicht mochtest.«
     
    Stella mochte kein Sauerkraut. Als ich es nach etlichen Monaten wieder mal kochen wollte, zog sie ein Gesicht und meinte, wenn es dieses Gemüse geben müsse, dann besser am nächsten Tag, wenn ihre Freundin

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