Die Enden der Parabel
nach dem Ersten Weltkrieg hatte sich Bland mit den maßgeblichen Leuten im Amt des Alien Property Custodian angefreundet, deren Aufgabe darin bestand, die konfiszierten deutschen Vermögen in den USA in die Wirtschaft zurückzupumpen. Eine Menge Geld im Mittelwesten fiel darunter, was Bland in die "Affäre Flipper" und auf diesem Umweg mit den Freimaurern verwickelte. Über ein Konstrukt, das sich Chemical Foundation nannte - die Decknamen waren damals noch bar jeder Eleganz -, scheint der APC Bland einige von Laszlo Jamfs frühen Patenten, dazu die amerikanische Niederlassung einer Berliner Firma, der Glitherius Lacke & Farben, verkauft zu haben. Wenige Jahre später, 1925, kaufte die I. G., die sich damals gerade zusammenschloß, 50 Prozent der American Glitherius von Bland zurück, der seinen Restanteil an der Firma vor allem der Patente wegen behielt. Bland bekam Bargeld, Sicherheiten und die Sperrminorität bei einer Berliner Glitherius-Tochter, die von einem Juden namens Pflaumbaum geführt wurde, jaja, der nämliche Pflaumbaum, für den Franz Pökler arbeitete, bis die Fabrik niederbrannte und Pökler wieder auf der Straße stand. (In der Tat gab es manche, die Blands Hand in diesem Unglück zu erkennen vermeinten, wenn auch der Jude für schuldig erklärt, vor Gericht untergebuttert und so lange eingelocht wurde, bis seine Existenz ruiniert war, um dann, als sich die Zeit erfüllte, nach Osten geschickt zu werden wie so viele seiner Rasse. Wir müßten ferner eine Verbindung zwischen Bland und den Leuten vom Ufa-Filmverleih aufzeigen, die Pökler mit ihren Kinoplakaten nach Reinickendorf geschickt hatten, in jener Nacht, in der es zur fatalen Begegnung mit Kurt Mondaugen und dem Verein für Raumschiffahrt kam - ganz abgesehen von unabhängigen Kontakten zu Achtfaden, Närrisch und den anderen Leuten vom S-Gerät -, bevor wir eine paranoide Struktur hätten, die diesen Namen verdiente.
Leider, leider war der Stand der Technik im Jahr 1945 nirgends auch nur annähernd ausreichend für diese Art von Daten-Rückverfolgung. Und selbst, wenn er's gewesen wäre, hätten Bland oder seine Nachfolger und Zessionare mit Leichtigkeit ganze Wagenladungen von Programmierern kaufen und einschleusen können, die dafür gesorgt hätten, daß die ausgedruckten Informationen harmlos blieben. Jene, die wie Sloth-rop am brennendsten an der Aufdeckung der Wahrheit interessiert waren, wurden zurückgeworfen auf Träume, übersinnliche Eingebungen, Omen, Kryptographien, Drogenepistemologien, tanzend alle auf einem Boden aus Schrecken, Widersprüchlichkeit, Absurdität.)
Nach dem Pflaumbaum-Brand mußten die Kraftlinien zwischen Bland und seinen deutschen Partnern neu verhandelt werden. Es zog sich über einige Jahre hin. Bland kreuzte im St. Louis der Depression auf und unterhielt sich mit einem gewissen Alfonso Tracy, Princeton-Jahrgang 06, St. Louis Country Club, der gerade im Begriff stand, groß in die Petrochemie einzusteigen: Mrs. Tracy huschte gehetzt durchs Haus, beladen mit Metern von Stoffen und Armladungen voller Blumen, mitten in der Vorbereitung für den alljährlichen Veiled Prophet Ball, während Tracys Gedanken voll und ganz vom Auftauchen einiger Individuen aus Chicago okkupiert zu sein schienen, die protzige Nadelstreifenanzüge, zweifarbige Schuhe, weichkrempige Fedoras trugen und einen Akzent vom Stakkato einer Thompson sprachen. "Oh, wie ich einen guten Elektroniker brauche", stöhnte Tra-cy. "Was kann man machen gegen die Spaghettifresser? Die ganze Ladung war hin, und sie wollen sie nicht zurücknehmen. Wenn ich aussteige, werden sie mich umlegen. Sie werden Mabel vergewaltigen, sie werden in einer finsteren Nacht nach Prince-ton gehen u-und meinen Sohn kastrieren! Weißt du, was ich glaube, Lyle? Das ist ein Komplott!" Vendettas, juwelengeschmückte Fehdehandschuhe, subtile Gifte infiltrieren diesen wohlerzogenen Salon, in dem Herbert Hoover auf dem Klavier und ein rosa Rosenstrauß in einer Nie-man-Marcus-Vase stehen, dessen Bauhausmöbel an die Alabasterbauten einer Modellstadt erinnern (jeden Augenblick erwartet man kleine HO-Züge, die unter dem Sekretär hervorgesurrt kommen, Kessel- und Kühlwagen unterwegs über das aschengraue Flachland des Teppichs ...). Dazu Alfonso Tracys langes Gesicht, die tiefen Falten, die sich zu beiden Seiten der Nase und rund um den Schnurrbart eingegraben haben, niedergedrückt von Sorgen, seit drei Jahrzehnten ohne unbeschwertes Lächeln ("Selbst Laurel & Hardy wirken
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