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Die Enden der Parabel

Titel: Die Enden der Parabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Pynchon
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wieder heißt es Lebewohl für einen der unschlagbaren, legendären Daumen, endgültig heimgekehrt jetzt zum hochsommerlichen Staub, den Taschen voller kichernder Glasmurmeln, den großpfotigen Bassethunden, dem Geruch der stählernen Spielplatzrutschen, die in der Sonne glühen), tja, und jetzt haben diese Cancan-Mädchen ihren Auftritt, die Folies-Bergeres-Mänaden, kommen angetanzt zum Todesstreich mit fettigem Lippenstift-Grinsen rund um flammende Mäuler, begleitet von einem OffenbachGalopp, der nun aus den Lautsprechern dudelt, die in die Maschine eingebaut sind, schwingen ihre Strumpfbandbeine über den Todeskampf dieser traurigen, für immer von ihrer Truppe entfernten Kugel, deren Gefährtinnen in der Rinne vor Mitleidenschaft und Liebe vibrieren, ihren Schmerz mitfühlen, aber hilflos sind, unbeweglich ohne die Feder, die Hand des Spielers, die Männlichkeitsprobleme des
    Betrunkenen, die hohlen Stunden einer grauen Polackenmütze und einer leeren Lunchbüchse, auf die sie angewiesen sind, um ihre eigenen Bahnen zwischen den ragenden Spulen ziehen zu können, den tiefen Löchern, die Ruhe versprechen und dich doch nur schüttelnd wieder ausspucken, immer der Schwerkraft ausgeliefert, ab und zu unendlich flach eingeprägten Spuren anderer Spiele begegnend, berühmter Spiele (zwölf heroische Minuten in Virginia Beach am 4. Juli 1927, ein besoffener Matrose, dessen Schiff im Golf von Leyte unterging ... vom Brett hochgeschleudert, dein erster dreidimensionaler Trip ist immer dein bester, als du wieder runterkamst, war's einfach nicht mehr das gleiche, und immer, wenn du wieder an dem mikroskopisch-kleinen Grübchen vorbeirolltest, das du bei der Landung hinterlassen hattest, kriegtest du einen richtigen Rausch... einige auch ernüchtert, wenige, die ins Herz der Solenoidspule geblickt und die magnetische Schlange, die Energie in ihrer Nacktheit gesehen haben, lange genug, um verändert zu werden, um von den Drahtwindungen der Kraft in diesem Ab- grund ein Gefühl des Vertrautseins mit der Macht zurückzubringen, den polierten Wüsteneien der Seele, das sie für immer von den anderen trennt -vergleicht mit dem Porträt des Michael Fa-raday in der Londoner Tate Gallery, Tantivy Mucker-Maffick hat sich's mal angesehen, um einen seiner frauenlosen, öden Nachmittage auszufüllen, und sich gefragt, wie eigentlich die Augen eines Menschen so funkelnd und dunkel werden können, so sichtbar geprägt von ihren Blicken in die Hallen des Schrek-kens und des Unsichtbaren ...), aber jetzt werden die Stimmen der Kokotten, die den Mord umtanzen, gellender, werden scharf wie eine Messerklinge, die Musik wechselt ihre Tonart, schrillt sich höher und höher, die Hinterteile mit den Straußenfederbüschen stoßen immer heftiger nach rückwärts, die Röcke fliegen röter und intensiver von Mal zu Mal, bedecken immer größere Teile des Feldes, verwirbeln sich zu einem Blutstrudel, zum Finale im Feuerofen, und wie soll unser Katspiel-Kid da je wieder rauskommen?
    Tja, wie's halt so geht, gerade als die Lage am miesesten aussieht, organisiert die Vorsehung einen Kurzschluß - statatatah! gehn die Lichter aus und lassen einen verglimmenden roten Schein auf den glattrasierten Wangen und Gesichtern der beiden Spieler zurück, die sich vor dem mörderischen Kriegstanz der Mädchen krümmen. Der Solenoid zittert sich zum Schweigen, die Chromkugel, befreit, rollt traumatisiert zurück zu den Tröstungen ihrer Freunde. "Die sind alle so?"
    "Oh, was bin ich beschissen worden", ächzt Alfonso Tracy.
    "Das kommt und geht", beruhigt ihn Bland, und hier kriegen wir eine Neuauflage von Gerhardt von Gölls "Schöne Tage für den Schwarzen Markt", mit einigen Zugeständnissen an Zeit, Ort und Farbe:
    Immer gibt's 'nen neuen Dollar, Auf tausendeine Art! Wenn sie im Schlaf, dich überraschen -Steh früher auf, und steck sie in die Taschen! Denk an das Auge, Oben auf der Pyramide, Kid, Wie's zwinkert und singt: "Werd bloß nicht müde!" Wo ein Wille, da ein Weg, Immer findet sich ein Steg: Hast du's zu etwas Grips-ge-bracht, Pfeifen die Züge um Mit-ter-nacht Dir nie die Träume aus dem Kopf, hey! Wirf einen neuen Dollar in die Luft, Kopf oder Zahl, was kommt ist ganz egal... Du kannst 'ne Schlacht verliern,
    Doch dieser sü-ße Krieg: geht weiter
    Bis zum nächsten Dollar, und, zum, nächsten,
    Siiieg, ya, yippy, doo-doo!
    Alle die Außenfeldspieler in ihren weiten Shorts, die Landser in Khaki, die CancanMädchen, die jetzt zur Ruhe gekommen

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