Die Enden der Parabel
nachschmeißt, der schon zur Laufplanke seiner grauen Mutter John E. Badass unterwegs ist, auf der die Achterdeckswache jetzt etwas munterer aussieht und sogar eine Kartenrunde in der Schiffswäscherei unterbrochen wird, damit sich alle die große Razzia anschauen können. Die Zecher an Land beginnen sich träge und ohne jeden Richtungssinn zu zerstreuen. Aus dem Dunkel jenseits des bleichen Lichts ergießt sich ein Schwall von
Mädchen, zitternd, aufgeregt, zerzaust, um St. John Bladdery unter der Bedeckung hell-pastellener Synthe-tiks und liebestoller Schreie vom Platz zu hexen. Bodine und Krypton hüftschlängeln und fluchen sich ihren Weg durchs Gewühl, stolpern über Wachende und Schläfer, stoppen beim Mistkübel, um Slothrop aufzusammeln, der sich aus einem Haufen Eierschalen, Bierbüchsen, grausigen Hühnerfragmenten in gelblichem Gallert, Kaffeesatz und Papierknäueln erhebt, anhaftende Reste von sich tropft, seine Maske lüpft und lächelnd Bodine begrüßt, howdy! "Raketenmensch? Ach du meine Fresse, er ist es wirklich! Was ist denn passiert, alter Kumpel?"
"Bin angeschmiert worden, muß dringend zu Putzi." Lastwagen sind auf der Bildfläche erschienen, in deren plachenbedeckte
Schatten die MPs jetzt jedermann zu verladen beginnen, der sich langsamer bewegt als sie selbst. Dazwischen tauchen auf dem Pier zwei Zivilisten auf, einer bärtig, beide brüllend: "Ein Schweinekostüm! Ein Schweinekostüm, dort! Seht!" und "Sie! Slothrop! Bleiben Sie, wo Sie sind!"
Davon weit entfernt, rollt sich Slothrop unter lautem Scheppern und Knirschen aus der Tonne und hetzt in totem Rennen Bodine und Krypton nach, letztes Hühnerfett und Eierschalen verspritzend. Ein Verkaufswagen vom Roten Kreuz, Lkw mit Theke, parkt weiter unten am Pier, auf Höhe der nächsten vier parallel vertäuten Schiffe. Sein Licht fällt in einem sauberen Rechteck auf das Pflaster, der helle Hintergrund aus Zuckerstangen, Zigaretten, Sandwichpaketen umrahmt ein hübsches Mädchen mit Deanna-Durbin-Frisur.
"Kaffee, Jungs?" lächelt sie. "Wie wär's mit ein paar Sandwiches? Allerdings gibt's nur noch Schinken", und als sie Slothrop sieht: "Um Gottes willen ... tut mir leid ..." "Zündschlüssel", Bodine bringt ein Cagney-Grinsen und einen vernickelten Revolver zum Vorschein, "aber etwas plötzlich" und spannt den Hahn.
Reserviertes Stirnrunzeln, schulterwattiertes Achselzucken: "Steckt, Sportsfreund." Albert Krypton klettert durch das Verkaufsfenster, um ihr Gesellschaft zu leisten, während Slothrop und Bodine in die Fahrerkabine hüpfen und gerade in einer engen quietschenden U-Wende anfahren, als die beiden Zivilisten angekeucht kommen. "Wer, zum Teufel, is 'n das wieder?" Slothrop starrt durch das Fenster zurück auf die brüllenden, kleiner werdenden Silhouetten. "Habt ihr diesen Knaben mit dem Pik-As auf der Wange gesehen?"
Bodine schlägt einen Bogen um den Tumult vor der John E. Badass und zeigt jedermann den gebührenden Vogel. Slothrop kauert sich tief in seinen Sitz, zieht die Schweinemaske hoch wie ein Ritter sein Visier, greift hinüber, um sich eine Packung Zigaretten aus Bodines Jumpertaschen zu angeln, zündet sich eine an und ist erschöpft, nur von dem Wunsch beseelt, ein Auge Schlaf zu kriegen... Hinter seinem Rücken kreischt plötzlich das Rotkreuzmädchen auf: "Mein Gott, was ist das!" "Schau", erklärt Krypton geduldig, "du kippst dir vorsichtig was auf den Finger, so, okay, dann hältst du dir ein Nasenloch zu u-und -"
"Das ist doch Kokain!" Die Stimme des Mädchens schraubt sich zu einer alarmierenden Intensität empor. "Das ist Heroin isses! Heroin! Ihr seid Rauschgiftsüchtigel Und ihr habt mich gekidnappt! Allmächtiger! Das ist ein Rotkreuz-Verkaufswagen hier, merkt ihr das nicht? Er gehört dem Roten Kreuz! Das könnt ihr doch nicht machen! Ich bin vom Roten Kreuz! Helft mir, irgend jemand! Das sind Rauschgiftsüchtige! Oh, bitte, Hilfe! Haltet an und laßt mich raus! Nehmt den Wagen, wenn ihr wollt, nehmt alles, was drin ist, aber bitte, bitte -" "Halt du mal einen Augenblick das Steuer." Bodine dreht sich um und richtet seinen glänzenden Revolver auf das Mädchen.
"Sie können mich nicht erschießen", kreischt sie, "Sie schmutziger Verbrecher, wer glauben Sie, daß Sie sind! Rotkreuzeigentum stehlen! Warum gehn Sie denn nicht einfach -irgendwohin und - schnupfen Ihr Rauschgift und - lassen uns in Frieden!" "Hör zu, Fotze", mahnt Seaman Bodine in ruhigem und vernünftigem Tonfall, "du liegst vollkommen
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