Die Enden der Parabel
ohne Verlust eines einzigen Kristalls ins Ziel katapultiert ... dann fliegt ein ganzes Klümpchen in die Luft wie ein Stück Popcorn und ngkok landet exakt im Nasenschwarzen, das inwendig glatt ist wie ein Kinderpopo, kein Flimmerhärchen mehr in Sicht seit dem Begräbnis Liebknechts, wenn nicht noch länger ... dann beidhändiger Löffelwechsel, zwei-, dreimal hin und her, rascher, als sich Elfenbein je durch die Luft bewegte... und blitzartiges Wegsaugen ausgelegter Straßen, natürlich ohne Hilfe eines Röhrchens. "Der Klang selbst ist ein Spiel, wenn du überhaupt so weit folgen kannst, du adenoidaler Schmalspurvisionär! Das ist der Grund, warum ich Spohr, Rossini, Spontini höre. Ich wähle mir mein Spiel, eins voller Licht und Freundlichkeit. Du bist mit diesem
Stratosphärenzeugs geschlagen und rationalisierst seine Langweiligkeit weg, indem du's nennst. Du weißt ja gar nicht, was Erleuchtung ist, Kerl, du bist ja blinder als ich."
Slothrop schienden den Pfad zu einem Wildbach hinunter, wo er seine Mundharmonika über Nacht im Wasser eingeweicht hat, festgekeilt zwischen ein paar Steinen in einem ruhigeren Seitenarm.
"Dein Im strömenden Wasser erscheinen die Löcher der alten Hohner, die Slothrop gefunden hat, Stück für Stück verzerrt, die kleinen Vierecke verbogen zu Notenköpfen, ein visueller Blues, der vom klaren Bach gespielt wird. Es gibt Harmonika- und Sackpfeifenspieler in allen Flüssen, wo immer Wasser sich bewegt. Wie's dieser Rilke prophezeit hat:
Und wenn dich das Irdische vergaß, zu der stillen Erde sag: Ich rinne. Zu dem raschen Wasser sprich: Ich bin.
Noch immer ist es möglich, selbst noch so fern von allem, etwas vom Geist der verlorenen Harmonikaspieler wiederzufinden und hörbar zu machen. Da er nun das Wasser aus seinem Instrument schlägt, da die Zungen gegen sein Bein singen, den einsamen Blues beim ersten Takt vom Bruchstück dieses Morgens aufnehmen, ist Slothrop, jetzt einfach an der Harmonika nuckelnd, näher dran als je zuvor, ein spirituelles Medium zu sein, und er weiß es noch nicht mal.
Slothrop ist nicht sofort auf die Harmonika gestoßen. In seinen ersten Tagen in diesem Bergland entdeckte er einen Dudelsack, den irgendein Highlander-Regiment im April zurückgelassen hatte. Er hat den Dreh wirklich raus, sich solche Sachen aufzustöbern. Das imperiale Instrument erwies sich als ein Kinderspiel. Nach einer Woche meisterte er schon diese träumerische Melodie, die Dick Powell auf der Leinwand gesungen hat, "In the Shadows Let Me Come and Sing to You", und das spielte er dann die meiste Zeit auf seinem Dudelsack, WHANGdediddle de-dee, WHANG de dum - de-doooooo... wieder und wieder. Bald bemerkte er, daß man ihm Nahrungsmittel in der Nähe des Unterstandes zu hinterlegen begann, den er sich gebaut hatte: Mangoldwurzeln, einen Korb voll Kirschen, sogar frischen Fisch. Nie sah er, wer ihm die Gaben brachte. Man schien ihn entweder für den Geist eines Dudelsackpfeifers zu halten oder einfach für den reinen Schall persönlich, und er verstand genug von Einsamkeiten und nächtlichen Stimmen, um sich zusammenzureimen, was hier im Gange war. Er hörte mit dem Dudelsack-spielen auf und fand am nächsten Tag die Mundharmonika. Es ist zufällig dieselbe, die er im Jahre 1938 oder 39 durch die Toilette des Roseland Ballrooms verloren hat, aber das ist schon zu lange her, als daß er sich noch dran erinnern könnte. Man läßt ihn in Ruhe. Falls andere ihn oder sein Feuer gesehen haben, so haben sie zumindest nicht versucht, sich ihm zu nähern. Er läßt Haar und Bart wachsen, er trägt ein Kattunhemd und Hosen, die Bodine in der Wäscherei der John E. Badass für ihn organisiert hat. Oft aber läuft er ganze Tage nackt herum, läßt Ameisen an seinen Beinen emporkrabbeln, Schmetterlinge auf seinen Schultern ausruhen, beobachtet das Leben auf dem Berg, lernt Würger und Auerhahn, Dachs und Murmeltier kennen. Jede Menge Richtungen, die er einschlagen sollte, doch für den Augenblick bleibt er lieber hier, wo er ist. Jeder der Orte, durch die ihn seine Reise geführt hat, Cuxhaven, Berlin, Nizza, Zürich, dürfte mittlerweile überwacht werden. Er könnte immer noch einen Versuch machen, den Springer zu finden, oder Blod-gett Waxwing. Woher nur hat er diese Obsession, Papiere zu bekommen? Was, zum Teufel, sind denn Papiere schon? Er könnte es mit einem der Ostseehäfen versuchen, könnte dort auf Frau Gnahb warten und dann übersetzen nach Dänemark oder Schweden. Bei all den
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