Die Enden der Parabel
Luft da-vonfegen wie gequirlten Äthertörtchenteig, hörbar nur dank zufällig darin gefangener Bruchstücke von irdischem Schall, Stimmen weit auf dem Meer unsere Position ist zwo sieben Grad zwo sechs Minuten Nord, die Schreie einer Frau in irgendeiner schrillen Sprache, das Zischen von Ozeanwellen in einer steifen Brise, eine Stimme, die auf japanisch rezitiert:
Hi wa Ri ni katazu, Ri wa Ho ni katazu, Ho wa Ken ni katazu, Ken wa Ten ni katazu,
was der Wahlspruch einer Kamikaze-Einheit ist, eines Ohka-Kommandos, und bedeutet:
Ungerechtigkeit kann das Prinzip nicht besiegen, Prinzip kann das Gesetz nicht besiegen, Gesetz kann die Macht nicht besiegen, Macht kann den Himmel nicht besiegen.
Hi, Ri, Ho, Ken, Ten reißt's das Japs-Geleier durch den solaren Strudel fort und läßt den Kenosha Kid allein an seinem festgeschraubten Tisch zurück, um den das Brüllen der Sonne verstummt ist. Er hört, zum erstenmal in seinem Leben, den mächtigen Strom seines Blutes, die Titanentrommel seines Herzens. Komm in den Schein der Glühbirne und setz dich zu ihm, zu diesem Fremden an dem öffentlichen Tisch. Bald kommt die Putzkolonne. Sieh zu, ob du mit in den Schatten schlüpfen kannst. Selbst eine unvollständige Sonnenfinsternis ist besser, als es niemals zu erfahren - besser, als dich für den Rest deines Lebens unter dem großen Vakuum des Alls zu ducken, das man dir weisgemacht hat, und unter einer Sonne, deren Schweigen du niemals zu hören kriegst.
Was, wenn's kein Vakuum gibt? Oder, falls es eines gibt, wenn sie es gegen dich verwenden? Was wäre, wenn sie es zweckmäßig fänden, eine Insel des Lebens mitten in grenzenloser Leere zu propagieren? Nicht nur die Erde im All, sondern auch dein individuelles Leben in der Zeit? Was wäre, wenn es in ihrem Interesse liegen sollte, dich so etwas glauben zu lassen?
"Der gibt jetzt eine Zeitlang Ruhe", sagen sie zueinander: "Ich habe ihn gerade auf den Düsteren Traum gesetzt." sie trinken miteinander, schießen sich sehr, sehr synthetische Drogen in Blut und Haut, jagen sich unglaubliche elektronische Schwingungsformen in die Schädel, direkt ins Stammhirn, und spielen einander Zynismen zu, tändelnd, mit offenem Lachen - du weißt Bescheid, nicht wahr? steht in den alterslosen Augen... sie sprechen davon, einen Soundso genommen und "auf den Traum gesetzt" zu haben, sie benutzen den Ausdruck auch für ihresgleichen, in steriler Leutseligkeit, wenn schlechte Nachrichten überbracht werden oder wenn, bei den jährlichen Grillparties, ein Kollege einer ihrer endlosen Gedankenspielereien auf den Leim geht - "Jungejunge, den haben wir ganz schön auf den Traum gesetzt!" Du weißt Bescheid, nicht wahr? GUT GEGEBEN
Ichizo kommt aus der Hütte, sieht Takeshi, der gerade in einer Tonne unter ein paar Palmenblättern ein Bad nimmt und dabei "doo-doo-doo, doo-doo" singt, eine heftig näselnde Koto-Melo-die - Ichizo kreischt auf, rast zurück, kommt mit einem japanischen Hotchkiss-MG wieder zum Vorschein, Modell 92, das er unter mächtigem Jiujitsugrunzen und Augenrollen zusammenzubauen beginnt. Etwa zu dem Zeitpunkt, da er den Munitionsgurt ausrollt und bereit ist, Takeshi samt Faß in ein Sieb zu verwandeln:
takeshi: Augenblick mal, Augenblick, was soll das?
Ichizo: Ach, du bist's! I-ich dachte, es wäre General Mac Arthur, in sei'm - Ruderboot! Interessante Waffe, dieses Hotchkiss. Es segelt unter vielen Flaggen und fügt sich ethnisch ein, wo immer es hinkommt. Amerikanische Hotchkiss waren es, die die waffenlosen Indianer von Wounded Knee massakrierten. Die rassigen französischen 8-mm-Hotchkiss, auf der leichteren Seite, machen haw-haw-haw-haw, wenn sie abgefeuert werden, geradeso nasal und anmutsvoll wie eine Leinwandgöttin. Bei unserem Cousin John Bull wurden nach dem Ersten Weltkrieg eine ganze Menge überschwerer britischer Hotchkiss entweder an Privat verkauft oder eingeschmolzen. Diese eingeschmolzenen MGs pflegen hin und wieder an den merkwürdigsten Orten aufzutauchen. Pirat Prentice sah eins im Jahre 1936, während seines Ausflugs mit Scorpia Mossmoon, in Chelsea in der Wohnung von James Jello, dem damaligen König der Boheme-Clowns - einem mediokren König allerdings, aus einer Linie, die zu ekelhaften Inzuchtleiden neigte, familiärem Schwachsinn und sexuellen Eigentümlichkeiten, die zu den unpassendsten Augenblicken in das Blickfeld der Öffentlichkeit zu geraten pflegten (ein entblößter Penis, der an einem rasierklingenklaren und regensauberen Morgen in
Weitere Kostenlose Bücher