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Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)

Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)

Titel: Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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gingen. Noch immer brannten dutzende Schwelfeuer in den Ruinen, vereinzelt lagen Körperteile auf dem Boden verstreut. Flammen spiegelten sich in kleinen Blutlachen, die sich auf umgestürzten Wellblechen und Zeltplanen sammelten.   Der beißende Gestank von verbranntem Fleisch lag in der Luft und erschwerte das Atmen.
    Cassidy brach bei dem grausamen Anblick ihrer Heimat in Tränen aus. Angel drehte sie instinktiv um und drückte sie tröstend an ihre Brust. Flüsternd versuchte die Frau sie zu beruhigen, doch das Mädchen konnte ihre Gefühle nicht länger unterdrücken und kniete sich weinend auf den Boden. Angel holte ihr Gewehr hervor, öffnete die beiden Schutzkappen und legte an. Ein Fernglas hatte sie nicht, aber das Zielfernrohr war genauso nützlich.
    Eine bedrückende Stille lag in der Luft, lediglich das Knistern der Glut hallte durch die Nacht. Plötzlich zischte Victor leise und deutete auf einen etwas größeren Scheiterhaufen am nördlichen Ende des Dorfes. Angel schwenkte ihr Visier sofort in die angedeutete Richtung und drehte langsam an den Knöpfen der Zieloptik, um die richtige Vergrößerungsstufe einzustellen.
    »Scavenger?«, fragte Butch und stellte die Lafette seines Gewehrs auf.
    »Die kommen niemals allein«, erwiderte Victor und rieb sich nachdenklich die lange Adlernase.
    »Nein. Er kniet vor der Leiche, sieht aus als würde er sich – unterhalten?«, Angel runzelte misstrauisch die Stirn. »Vielleicht ein Überlebender?«
    Cassidys Schluchzen verstummte bei diesen Worten augenblicklich. Sie blickte ihre Retterin unsicher an, denn auf einmal kam ihr der Gedanke, dass sie möglicherweise in die Fänge eines rivalisierenden Gangkommandos geraten war, und dass die abgebrühte Anführerin sie nur wegen ihrer Ortskenntnis mitgenommen haben könnte!
    »Butch, gib uns Deckung!«, befahl Angel flüsternd. »Cassidy, du bleibst hier, bis ich dich rufe! Komm Victor, wir sehn uns das aus der Nähe an!«
    Sie schien Cassidys Gedanken gelesen zu haben, denn sie reichte dem Mädchen die schwere Dragunow wie einen Pfand für ihr Vertrauen und zückte anschließend ihre Pistole, die keinen Schalldämpfer besaß. In gebückter Haltung schlich sie sich zusammen mit ihrem drahtigen Kameraden durch die Überreste des Dorfes. Sie hielten nicht direkt auf ihr Ziel zu, sondern gingen einen Bogen an der Südseite der Siedlung entlang. Angel lief voraus, ständig auf den Schutz von Schutthaufen und zerfallenen Hütten bedacht, während Victor ihr rückwärts folgte. Butch blieb im flachen Gestrüpp auf dem Hang liegend zurück. Er atmete schwer und klemmte mit angespannten Muskeln an seinem Maschinengewehr.
    Nervös sah Cassidy ihrer Retterin nach und hoffte insgeheim auf ihren Bruder, doch sie wusste, dass er sich niemals kampflos ergeben würde. Außerdem war Caiden einfach nicht der Typ für rührende Abschiedszeremonien. Als sie mit zwölf Jahren ihren geliebten Hund verloren hatte, wischte er seiner Schwester mit ernster Miene die Tränen aus dem Gesicht und zwang sie, genau hinzusehen.
    »Alles hat einmal ein Ende, auch du«, sagte er, nachdem sie das treue Tier gemeinsam begraben hatten. »Also vergeude deine Zeit nicht länger mit Kinderspielen!«
    Viele Kinder wären bei solchen Worten wohl erneut in Tränen ausgebrochen, doch Cassidy war an diesem Tag erwachsen geworden. Von Stund an lernte sie von ihrem Bruder und versuchte ihm in allem nachzueifern; sehr zum Missfallen ihrer Eltern. Gelegentlich stahlen sich die beiden sogar davon und streiften tagelang durch die Steppe; zum Beispiel in die benachbarte Siedlung um Handel zu treiben. Wenn sie dann erschöpft, schmutzig und manchmal blutend nach Hause zurückkehrten, war sofort das ganze Dorf in heller Aufregung gewesen. Frauen gehörten nun mal nach einhelliger Meinung an den Kochkessel über dem Lagerfeuer und nicht auf die Jagd.
    »Hände hoch!«, hörte sie Angel auf einmal rufen. Sie hatte sich hinter ihr Ziel geschlichen und war bis auf wenige Meter herangekommen. Victor hockte im Schutz eines verrosteten Autowracks und behielt die Umgebung im Auge. »Langsam aufstehen!«
    Der ausgemergelt wirkende Mann erhob sich, die Hände in Höhe seines Kopfes. Im flackernden Licht der Scheiterhaufen erkannte Angel ein Gewehr, das direkt vor ihm auf dem Boden lag.
    »Drei Schritte zurück und umdrehen!«, befahl sie eindringlich, bereit, ihm jeden Moment einen Kopfschuss zu verpassen.
    »Wer bist du? Was wird das hier?«, fragte sie mit einer ungläubig

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