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Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)

Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)

Titel: Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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zu müssen! Sie streckte die geöffnete linke Hand aus, um dem Mann zu signalisieren, dass sie nicht schießen würde und er seinen Weg fortsetzen solle, doch der entschied sich für das genaue Gegenteil. Er riss seinen alten Vorderlader hoch und legte auf Cassidy an. Verzweifelt ließ sie sich rückwärts auf den Boden fallen, noch immer die Pistole auf ihn gerichtet. Als er gerade das Feuer eröffnen wollte, donnerte ein Schuss aus dem Dorfzentrum heran und durchschlug seinen ungeschützten Schädel im Nackenbereich, wodurch er leblos zusammenbrach.
    Stan griff sofort nach der Waffe des Scavengers und seufzte erleichtert. Cassidys Herz peitschte das Blut rasend schnell durch ihren Hals, so dass sie für einen Augenblick das Gefühl hatte, ihr würde ebenfalls der Kopf platzen. Erst als Angel herbeigelaufen kam, ihr Gewehr trotz der gebotenen Eile sanft auf den Boden legte und das zitternde Mädchen an sich drückte, vermochte sie sich langsam zu beruhigen.
      »Verdammt!«, rief Victor, der das Unterholz nach Butch absuchte. »Er lebt noch!«
    »Du kriegst mein Auto nicht!«, keuchte der zurück. Er sah übel zugerichtet aus und hustete eine ganze Weile, doch das meiste schien Schmutz zu sein. Durch einen glücklichen Zufall war er in seinem waghalsigen Fluchtmanöver unter eine Baumwurzel gerollt, die ihn vor den Splittern der Granate geschützt hatte.
    »Haben wir gewonnen?«, fragte er leicht benommen, als Victor ihm auf die Beine half.
    »Ja, haben wir«, antwortete Angel erleichtert.
    »Okay, dann hätte ich jetzt gern eine Pause!«
     
    ***
     
Allmählich erschien die Sonne am Horizont. Der Morgen war der angenehmste Teil eines Steppentages, die Kälte der Nacht verschwand, das Land begann wie in einem Märchen zu leuchten und man konnte kilometerweit sehen, ohne sich vor dem Licht schützen zu müssen. Aber es war eine grausame Schönheit, denn schon nach wenigen Stunden brannte der grelle Feuerball am Himmel erneut erbarmungslos auf den vertrockneten Planeten.
    Butch hockte am Waldrand neben seinem Gewehr, ein Verband am Arm ließ auf die einzig ernsthafte Verwundung der letzten Nacht schließen. Cassidy verarztete ihn, wie ihr Bruder es sie gelehrt hatte. Bei ihren heimlichen Ausflügen in die Steppe waren Verletzungen nicht ausgeblieben und sie wusste daher, was sie tat. Die Kompresse saß fest und die Wunde blutete nicht mehr. Die anderen halfen Stan die Leichen der Dorfbewohner auf einen Haufen zu schaffen, um sie zu verbrennen; auch die Scavenger warfen sie ins Feuer. Nichts sollte für die Geier übrig bleiben und später an diesen Ort erinnern.
    Angel untersuchte den Brunnen, doch die Vultures hatten jeden Müll, den sie finden konnten, hineingeworfen. Steine, Zeltplanen, Kleidungsreste, Schrott, egal was; Hauptsache die Quelle wurde unbrauchbar. Sie mussten somit ihre eigenen Wasservorräte nutzen. Butch holte unterdessen den Wagen vom anderen Ende des Waldes in das Dorf.
    Selbst nach der Plünderung durch die Vultures ließen sich noch einige tauschfähige Gegenstände aus Cassidys Siedlung bergen. Eine stabile Holzfälleraxt, ein Waschbrett und sogar eine benzinbetriebene Kettensäge. Über die freuten sie sich ganz besonders, denn sie war viel wert. Als sämtliche Leichen auf einem Haufen lagen und in Flammen aufgingen, versammelte sich die Gruppe. Eine Feldflasche mit Wasser machte schweigend die Runde. Angel hatte ihren jungen Schützling in den Arm genommen. Niemand sagte etwas, nur das Knistern des Feuers unterbrach die bedrückende Stille.
    »Wir können dich ein Stück mitnehmen«, begann die dunkelhaarige Frau und sah Stan dabei mitleidig an. »Wir wollten nach Silver Valley, als wir die Kleine hier fanden. Ist die größte Siedlung in der Gegend, mal abgesehen von den Gangs. Dort könntet ihr neu anfangen.«
    Der hagere Mann starrte in den Haufen brennender Leichen, seufzte kurz auf und nickte Angel zu. Seine grauen Haaransätze deuteten darauf hin, dass ein Neuanfang für ihn äußerst schwierig werden könnte, doch das Schicksal ließ ihm kaum eine Wahl. Einer nach dem anderen wendete sich von den Flammen ab, bis Cassidy allein eine letzte Träne vergoss und ihrer Mutter versprach, ihre verschollene Familie nicht im Stich zu lassen. Angels Team verstaute die Ausrüstung auf dem Pick-up und Butch überprüfte zur Sicherheit noch einmal die Bremsleitungen. Silver Valley lag zwei Tagesreisen in Richtung Süden und sie wollten ein ganzes Stück von Cassidys Dorf entfernt sein, bevor die

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