Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition)
sich zuvor geweigert, der Nocturnal das Kommando zu übergeben, aber nun blieb ihnen keine Alternative.
»Wo zum Henker willst du hin?«, rief Dog ihr nach, als sie wahllos an Kreuzungen abbog, nur um kurz darauf wieder umzukehren und es woanders erneut zu versuchen.
»Auf das Geschrei zu«, erwiderte sie knapp. Das war in den Tunneln wirklich schwer zu orten, was ihre ständigen Kurskorrekturen erklärte.
»Da kommen wir doch gerade her!«
»Nein!«, fauchte Clarissa ihn an. »Die Ragnars ballern sich den Weg frei. Von da hinten kommt Necesgeschrei ohne Schusswechsel! Wer glaubst du wird das sein!?«
»Jade!«, rief Farradye und setzte sich umgehend an die Spitze.
»Und Angel!«, fügte Cassidy hoffnungsvoll hinzu.
Jetzt, wo die gesamte Gruppe den Plan verstanden hatte, ging alles sehr schnell. Zwei Kreuzungen und vier gebrochene Necesgenicke weiter, konnten sie sogar die charakteristischen Geräusche hören, die Jades Katana beim Spalten von Knochen machte. Clarissa stolperte als Erste um die Ecke und hätte sich dabei fast das blutige Schwert in den Hals gerammt, das Jade ihr am ausgestreckten Arm entgegenhielt.
»Herrin!«, japste sie erschrocken.
»Ich hab sie gefunden«, keuchte Jade über die rechte Schulter.
»Dann nichts wie raus hier!«, antwortete Angels kratzige Stimme. Sie riss ihren Speer aus einem toten Neces und kam auf Cassidy zu. »Alles in Ordnung?«
»Ja. Ja!«, schluckte ihre Schülerin. »Ist ... alles ... alles okay!«
»Du hast da was verloren«, sagte Angel und drückte ihr die Einsatzbrille in die Hand.
»Los jetzt!«, trieb Jade sie zur Eile an. »Uns bleiben noch drei Minuten!«
»Drei Minuten bis was?«, wollte Dog wissen.
»Bis Amy die Stadt in die Luft jagt!«
»Amy? Wo kommt ...?«
»Lange Geschichte«, unterbrach ihn Angel. »Keine Zeit! Bewegung!«
Mit einem klaren Ziel vor Augen hetzten sie durch die inzwischen menschenleere Kanalisation. Der Großteil der Neces hatte sich am anderen Ende versammelt, wo die Ragnars sie mit ihrem Gewehrfeuer zusätzlich anlockten. Schon nach einer Minute erreichten sie den rettenden Gullideckel.
»Stopp!«, zischte Angel auf einmal und zeigte auf den Lichtschein am Boden. »Wo ist das Repellent?«
Die grün lackierte Granate mit dem Abwehrmittel war verschwunden.
»Was weiß ich?«, entgegnete ihr Jade. »Wen juckt das? Wir müssen hier raus! Los hoch da!«
Einer nach dem anderen kletterte die rostigen Sprossen nach oben. Dog schob C.T. sogar an und ließ sie fast auf seinen Schultern reiten, egal wie sehr sie sich dagegen sträubte.
Endlich wieder unter freiem Himmel rannten sie ohne Rücksicht auf Neces oder Ragnars nach Süden. Die Biker lieferten sich inzwischen auch ein überirdisches Gefecht mit den Einheimischen und ignorierten die flüchtende Gruppe vollkommen.
»Eure Zeit ist um«, klirrte auf einmal Amys Stimme.
»Wir sind fast raus!«, brüllte Jade zurück, aber sie sah die Drohne schon aus weiter Entfernung anfliegen. »Verdammt nochmal, wir sind fast raus aus der Stadt!« Sie bekam keine Antwort, bemerkte aber ein lauter werdendes Motorengeräusch. »Ragnars!«, rief sie den anderen zu.
»Negativ«, widersprach ihr Amy. Eine Sekunde später bog der Luxusgeländewagen wie von Geisterhand um die Kurve und stoppte mit einer Vollbremsung direkt vor ihren Füßen. »Einsteigen«, befahl Amy und ließ die Türen aufspringen.
Es blieb keine Zeit zum Nachdenken. Angel übernahm den Fahrersitz, Jade den des Beifahrers. Die anderen stapelten sich auf der Rückbank. Die Reifen drehten beim Anfahren durch und hinterließen eine praktische Staubwolke, die ihren Rückzug hervorragend deckte. Für einen Moment hatte Angel sich Sorgen um den rechten Weg gemacht, doch sie brauchte überhaupt nichts tun. Amy steuerte den Wagen auf der optimalsten Route aus dem Dorf heraus.
Die schwarze Kampfdrohne hatte Jacksonville erreicht. Mit Hilfe von Rückspiegeln und dem Heckfenster verfolgte die Gruppe gebannt den Abschuss von zwei Raketen, die sich sofort der Straße zuwendeten und mit tödlicher Präzision auf dem Chemiewaffendepot einschlugen.
»FESTHALTEN!«, rief Jade.
Einem grellen Blitz folgte eine gewaltige Feuersbrunst, die sich in Sekundenbruchteilen über mehrere Straßenzüge ausbreitete. Ein paar Ragnars versuchten wegzulaufen, doch die Druckwelle schmetterte sie zu Boden, kurz bevor die Flammen sie einholten und bei lebendigem Leib verzehrten.
Damit war es aber noch nicht getan. Die Raketen dienten lediglich dem
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