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Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition)

Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition)

Titel: Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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sauer aufgestoßen war. In der Optik schwammen schwarze, spinnenähnliche Tierchen mit sechs Beinen, die um ein Vielfaches länger waren als der glitschig aussehende Rumpf. Wie Fühler von Insekten wirbelten sie auf der Suche nach Nahrung herum.
    Reflexartig zuckte Angel zurück und griff sich an den Hals, als hätte sie Angst, etwas davon verschlucken zu können.
    »Baaahhh ...«, fluchte sie angewidert.
    »Sie leben im menschlichen Liquor«, erklärte Dr. Sheridan. »Das ist die Flüssigkeit, in der Gehirn und Rückenmark schwimmen.«
    »Und die habt ihr einfach auf euer Volk losgelassen!?«
    »Nicht ohne gewisse Vorsichtsmaßnahmen zu treffen«, entgegnete ihr Jade. »Ist die Demonstration bereit, Doktor?«
    »Natürlich, Herrin«, sagte er und wies ihr den Weg in einen Nebenraum, der an ein polizeiliches Verhörzimmer erinnerte. Durch eine Glasscheibe getrennt hockte auf der anderen Seite ein Häufchen Elend von einem Menschen in der Ecke und kaute auf einem abgenagten Rinderknochen herum. Auf Jades Seite war es stockdunkel.
    »Das ist ein Spiegelfenster«, erklärte sie. »Solange bei uns das Licht aus ist, sieht er sein eigenes Spiegelbild anstelle von uns. Momentan ist er völlig harmlos.« Sie nickte dem Doktor zu, der hinter ihnen am Lichtschalter stand und ihn daraufhin umlegte. »Jetzt kann er uns sehen.«
    Die ausgemergelte Gestalt drehte den Kopf zum Fenster und wirkte im ersten Augenblick neugierig, zeigte aber keine Anzeichen von Aggressivität. Auf einmal trommelte Jade an das Fenster.
    »Hey! Hierher du Missgeburt!«, rief sie durch einen Lautsprecher in den Verhörraum hinein, doch anstelle anzugreifen, rollte sich der Neces in der Fötusstellung zusammen und versuchte wimmernd seinen Kopf zu verstecken. Jade wandte sich an Angel und ließ das Licht wieder abschalten. »Wie du siehst, sind sie einzeln in ihrem Normalzustand nahezu ungefährlich. Er würde dich nur angreifen, wenn du seinem Nistplatz zu nahe kommst oder ihn direkt bedrohst; wie ein wildes Tier. Aber jetzt pass auf.« Sie drehte sich zu Dr. Sheridan um. »Das Gas einlassen!«
    Angel starrte mit morbider Faszination auf die jämmerliche Gestalt, die sich noch immer schutzsuchend in der Ecke verkroch. Ihre Opfer hatten häufig ähnliche Verhaltensweisen gezeigt, nachdem ihre Siedlungen von den Vultures bis auf die Grundmauern niedergebrannt worden waren. Doch mit einem leisen Zischen aus einer Düse an der Decke änderte sich die eingeschüchterte Körperhaltung auf einmal und der Fluchtinstinkt schwand binnen weniger Sekunden. Der Neces robbte aus seiner Ecke heraus, stand auf und begann damit, den Raum abzusuchen. Er erkannte sein eigenes Spiegelbild, erinnerte sich aber offenbar daran, dass es eine Täuschung war, und wollte das Fenster genauer analysieren. Eine Wand aus dicken Eisenstäben hielt ihn einen Meter davor zurück.
    »Das Licht wieder an!«, befahl Jade.
    Kaum schalteten sich die Deckenleuchten ein, kreischte der Neces vor Wut auf und stemmte sich mit aller Kraft gegen die Stahlstreben. Als das nichts brachte, schlug er mit den Händen und seinem abgenagten Knochen darauf ein, bis er auch diesen Misserfolg verstand. Nun griff er nach dem einzigen Metallstuhl im Raum und schmetterte ihn gegen das Gitter, bis nur noch ein verbogenes Geflecht davon übrig war und er ihn in seinem Rausch quer durch das Zimmer schleuderte.
    »Genug!«, rief Jade, um die Schreie aus dem Nebenraum zu übertönen. Dr. Sheridan schaltete das Licht in ihrem Raum wieder aus, doch diesmal ließ sich der aufgebrachte Neces nicht täuschen, sondern versuchte den festgeschraubten Stahltisch aus dem Boden zu reißen. Ebenso schnell, wie er verrückt gespielt hatte, ließ er plötzlich davon ab und sackte bewusstlos zusammen. Zwei kräftige Laborarbeiter mit Gasmasken traten ein und schleiften ihn durch einen abgeriegelten Korridor zurück in seine Zelle.
    »Und damit wollt ihr euch schützen!?«, brach es aus Angel heraus. »Der hätte uns doch alle in der Luft zerrissen!«
    »Kontrollierte Aggression«, begann Dr. Sheridan mit zusammengefalteten Händen zu erklären. Als Jade ihm zunickte, verschränkte er die Arme hinter dem Rücken und fuhr wie ein Professor bei einer Vorlesung fort. »Wir können inzwischen steuern, wann die Neces zu rasenden Bestien werden, die jeden Gegner ohne den geringsten Selbsterhaltungstrieb attackieren. Eine kleine, zeit- oder ferngesteuerte Kapsel des Aggressors in eins ihrer Nester gefeuert und schon drehen sie auf

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