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Die Engelsmuehle

Die Engelsmuehle

Titel: Die Engelsmuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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Preises. Mit Ehre oder Loyalität hatte Gareks Job schon lange nichts mehr zu tun. Seine Motivation lag auf der Hand: Er besaß einen sicheren Arbeitsplatz. Sofern er sich keine groben Vergehen erlaubte, war er für den Rest seiner Laufbahn unkündbar.
    Soviel Hogart wusste, sah die Sache bei Eichinger etwas anders aus. Bevor er zur Kripo gewechselt war, fuhr er vier Jahre mit dem Funkwagen auf Streife. In dieser Zeit bekam er von seinem Abteilungskommandanten mehrere inoffizielle Rügen, weil er doppelt so viele Falschparker aufschrieb wie die Kollegen auf dem Revier, wodurch deutlich wurde, dass alle anderen zu wenig arbeiteten. Aber das war nur die halbe Wahrheit, weshalb Eichinger bei den Kollegen keinen guten Stand hatte. Er sortierte aus seinen Strafzetteln und Anzeigen wegen Überziehung der Ladenschlusszeiten nicht jene heraus, die regelmäßig etwas für die Kaffeekasse des Reviers springen ließen. Bald erkannte Eichinger, dass der Fisch vom Kopf stank. Dahingegen hielt sich Garek getreu an das Motto: Wer viel arbeitet, macht viele Fehler, und wer Fehler beging, wurde nicht befördert. Dass Garek aber trotz seines Alters ebenso wie Eichinger immer noch Abteilungsinspektor war, hatte einen anderen Grund, den Hogart nur zu gut verstand. Immerhin kannte er die beiden seit über fünfzehn Jahren.
    Das erste Mal hatte er sie im Felsenkeller in Brunn am Gebirge getroffen, einem privaten Schießstand, als er seinen Waffenschein machte. Damals wurde bei der Kripo noch die alte Walther PP, Kaliber 7.65 mm als Dienstpistole verwendet. Mittlerweile trugen die Beamten aber die Glock 17 im Schnellziehholster. Hogart traf die beiden immer noch regelmäßig dort - Garek öfters, Eichinger ab und zu -, wenn auch nur aus dem Grund, die Kontakte zur Kriposzene zu pflegen. In letzter Zeit war er aber nur noch selten auf dem Schießstand gewesen. Bei seinem Job brauchte er die Waffe nicht wirklich, und bisher hatte er noch nie auf einen Menschen geschossen … bis auf letztes Jahr, als er wegen eines Versicherungsfalls in Prag gewesen war. Seit dem Vorfall lag seine Waffe zwar immer im Handschuhfach seines Wagens, aber er ließ die Finger von der Pistole. Er hatte die Lust verloren, im Felsenkeller zu schießen, selbst wenn es nur auf Pappfiguren war.
     
    Als die Sonne hinter den Häuserdächern versank, begann sich der Platz um Hogart zu lichten. Die Stände wurden der Reihe nach abgebaut und auch Hogart fing an, seine Schallplatten und Autogramme in Schachteln zu verpacken. Irgendwo unter einem Berg von Klarsichtfolien begann sein Handy zu läuten. Kurt.
    Wie jeden Sonntagabend, so musste ihn sein Bruder auch diesmal nerven. Hogart nahm das Gespräch entgegen. »Nein, ich habe deine Filme noch immer nicht verkauft, außer einen, aber den hat der Kunde wieder zurückge…«
    »Darum geht es nicht!«, unterbrach ihn Kurt.
    Seine Stimme klang nicht so entspannt wie sonst. Als Chiropraktiker nahm Kurt am Sonntag keine Patienten an, da er sich den Tag stets für die Familie frei hielt. Zwar lief es mit Sabina im Moment nicht gerade rosig, doch normalerweise trübte das Kurts Laune kein bisschen.
    »Was gibt’s?«
    »Kannst du mir einen Gefallen tun?«, fragte Kurt.
    Stöhnend ließ sich Hogart auf einer Kiste nieder. Wie es schien, war er Weltmeister im Gefallen-Erweisen. »Schieß los!«, murrte er.
    Kurt erzählte ihm, dass Doktor Abel Ostrovsky ihm am Freitag eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen hatte. Der Neurochirurg war Kurts Dozent an der Uni und ehemaliger Primär im Krankenhaus gewesen, wo Kurt nach dem Studium als Arzt in Ausbildung gearbeitet hatte.
    »Wo warst du am Freitagabend eigentlich?«, unterbrach Hogart ihn. »Ich habe versucht, dich zu erreichen.«
    »Sabina war mit Tatjana bei unserer Mutter. Ich war bei einer Patientin. Aber jetzt hör doch mal zu!«, zischte Kurt. »Seit Ostrovskys Anruf versuche ich ihn zu erreichen. Aber er geht weder an sein Handy noch an seinen Festnetzanschluss. Gestern Abend bin ich zu seiner Villa gefahren, doch er war nicht zu Hause.«
    »Kann also nicht so wichtig gewesen sein«, schlussfolgerte Hogart.
    »Die Meldung auf dem Anrufbeantworter klang aber danach. Er sagte, er traue niemandem, und schon gar nicht der Polizei oder den Behörden. Er wolle mit jemand Neutralem sprechen, der auf keinen Fall in eine Verschwörung verwickelt sein kann.«
    Hogart wurde ernst. »Und warum ruft er ausgerechnet dich an?«
    »Ich habe ihm gegenüber einmal erwähnt, dass du

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