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Die Engelsmuehle

Die Engelsmuehle

Titel: Die Engelsmuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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verschaffte. Das war’s. Der Mann hatte unauffällig gelebt und keiner Fliege etwas zuleide getan.
    Eine Dreiviertelstunde später erreichten sie Döbling. Die Waldorfgasse, ein enger, von Nussbäumen gesäumter Weg, führte leicht bergauf, was die Stadtgrenze und den Beginn des Wienerwaldes erahnen ließ. Je weiter sie hinauffuhren, desto länger wurden die Grundstücke und desto größer die Villen. Hinter den Hausdächern zeichneten sich die Baumwipfel des Kahlenbergs ab. In einer Kurve hatten sie einen großartigen Ausblick auf Wien. Wer hier wohnte, wusste, wie man lebte - und bestimmt war Primär Ostrovsky kein armer, unbedeutender Mann gewesen.
    Vor dem letzten Grundstück in der Waldorfgasse flatterte das gelbe Band einer Polizeiabsperrung im Wind. Kein Blaulicht, keine Polizeiautos; nur ein paar zivile Fahrzeuge parkten vor dem Gartentor. Die niedrigen Hecken hinter dem Holzzaun waren ebenso ungepflegt wie der Rasen und die Blumenbeete. Ein Gärtner hätte alle Hände voll zu tun gehabt, um die Anlage auf Vordermann zu bringen - und das Gleiche galt für Ostrovskys Villa. Soviel Hogart erkannte, bedurfte das zweistöckige Haus mit seinen zahlreichen Erkern, Dachgiebeln und Gaubenfenstern dringend einer Renovierung. An der Längsseite des Gebäudes standen hohe Tannen, deren Äste bis zu den Fensterläden und den durchhängenden Regenrinnen reichten. Unmittelbar hinter dem Grundstück begann der Wald. Das Zwitschern der Amseln war so nah, der Verkehrslärm so fern.
    »Romantisch.« Hogart öffnete das Gartentor und stieg über die Polizeiabsperrung. Sie gingen über den Kiesweg auf den Eingang zu.
    »Bist du sicher, dass wir das Richtige tun?«, flüsterte Kurt. »Nein.«
    »Was?« . »Sei still!«
    Einige Beamte standen vor der offenen Tür. Aus dem Haus drangen das Knacken der Funkgeräte und die verzerrten Stimmen des Polizeifunks. Hoffentlich hatte die Kripo das Videoband noch nicht gefunden. Aus irgendeinem Grund hatte Ostrovsky gewollt, dass Kurt es als Erster zu sehen bekommen sollte.
    Während einer der Beamten kurz zu Hogart sah und augenblicklich zum Funkgerät griff, bemerkte Hogart, dass weder der Türrahmen noch das Schloss beschädigt waren. Im nächsten Moment kamen Garek und Eichinger aus dem Haus.
    Hogart blieb abrupt stehen. »Scheiße! Wolf und Rolf!«
    Kurt stand hinter ihm. »Ich dachte, du kennst die Ermittler.«
    »Ja, aber ich hatte gehofft, sie wären heute nicht mehr da. Solange die am Tatort sind, sichern sie die Umgebung ab wie eine Atomsperrzone.« Hogart warf seinem Bruder einen kurzen Blick zu. »Wir kommen nie ins Haus.«
    »Und was sagen wir jetzt?«
    »Wir lassen uns etwas einfallen«, zischte Hogart.
    Im nächsten Augenblick standen die Beamten vor ihnen.
    »Rolf Garek, Wolfgang Eichinger - mein Bruder«, stellte Hogart die Ermittler vor.
    Wie immer war Eichinger wie aus dem Ei gepellt und wirkte an diesem Tatort eher wie ein Staatsanwalt als ein Ermittler. Bloß die Tatsache, dass er Latexhandschuhe trug und das Ende seiner Krawatte im Hemd steckte, gab ihn als Ermittler zu erkennen.
    Garek trug immer noch dasselbe Hemd wie am Vortag, was Hogart nicht überraschte. Die dunklen Augenringe ließen vermuten, dass er die Nacht durchgearbeitet hatte. Dementsprechend war der Empfang.
    »Was soll die Scheiße, Hog?«
    Kurt zuckte zusammen.
    »Wir …«, begann Hogart, doch weiter kam er nicht.
    Eichinger machte einen Schritt auf ihn zu. »Was immer du uns erzählen willst, behalt es für dich. Die Sache hier hat nicht das Geringste mit dem Brand in der Gebietskrankenkasse zu tun - und jetzt nimm deinen Bruder schön an der Hand und zieh Leine, wir haben zu tun.«
    Hogart schluckte. Er hatte den Termin um neun Uhr im Büro des Versicherungsdirektors völlig vergessen. Dummerweise hatte er bereits zugesagt, den Fall zu übernehmen. Nun musste er dringend mit Kommerzialrat Rast telefonieren, um das Gespräch zu verschieben.
    »Was ist?«, bellte Eichinger. »Hörst du mir überhaupt zu?«
    »Ich höre dir immer zu.« Noch bevor Hogart mehr darauf erwidern konnte, stürzte ein Beamter aus dem Haus.
    »Sieben Anrufe aufs Handy. Die Nummer wurde nicht unterdrückt. Wir haben jetzt Uhrzeit und …«
    »Nicht jetzt!«, unterbrach Garek den Kollegen.
    »Aber es ist dieselbe Nummer wie auf der Clipbox am Festnetz.«
    »Nicht jetzt!« Garek drehte sich um und schob den Beamten wieder ins Haus zurück. »Stellen Sie fest, wem die Nummer gehört, und wenn ich sage nicht jetzt, dann

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