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Die englische Freundin

Die englische Freundin

Titel: Die englische Freundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Chevalier
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Schliche zu kommen und herauszufinden, wo sie die Flüchtlinge versteckte.
    Da hustete das Mädchen, ihr kleiner Körper bebte neben Honor. Das Husten war nicht laut, aber deutlich vernehmbar. Honor hatte das Gefühl, als bohre sich ein Eiszapfen in ihren Magen. Sie hörte Donovans Stimme und dann Belle, die ihm antwortete. War ihr Name gefallen?
    Wieder hustete das Mädchen. Als sie aufhörte, hustete Honor ebenfalls und versuchte dabei das rasselnde Keuchen des Mädchens zu imitieren. Schritte kamen die Treppe hoch. Das Kind hinter ihrem Rücken zitterte vor Angst, und auch sie selbst spürte Panik in sich aufsteigen. Was sollte sie nur tun?
    Da hörte sie Belles Stimme. »Donovan, hast du allen Ernstes vor, sie beim Stillen zu stören?«
    Jetzt wusste Honor, was zu tun war. Sie griff nach Comfort, schüttelte sie sanft und zog den warmen runden Körper des Babys eng an sich. Dann knöpfte sie ihr Nachthemd auf und legte die prall geschwollene Brust frei, aus der bereits Milch tropfte. Comfort bewegte noch halb im Schlaf das Köpfchen, öffnete den Mund und begann zu trinken. Sie saugte so fest, dass Honor vor Schmerz und Erleichterung tief durchatmete.
    Oben durchsuchte Donovan zuerst Belles kleines Schlafzimmer, dann wanderte der Lichtstrahl seiner Laterne zu ihnen herüber und fiel auf Honor und Comfort. Honor betete, dass das Mädchen hinter ihr jetzt nicht husten musste. Donovan schaute auf sie hinab. Er bemühte sich deutlich, den Blick nicht von Honors Gesicht auf das Baby und Honors Brust gleiten zu lassen, was ihm aber nicht gelang. Ein sehnsüchtiger Ausdruck trat in sein Gesicht, auch wenn er noch so sehr dagegen ankämpfte. Mit dem Stillen erreichte Honor genau das, was sie sich erhofft hatte: Donovan trat nicht näher ins Zimmer, um die Stoffhaufen zu durchwühlen, die Belle dort hortete, oder unters Bett zu schauen.
    Â»Entschuldige«, sagte er, blieb aber weiter im Türrahmen stehen. Seine Augen wanderten über den Quilt. »Das ist der Quilt von meiner Ma«, sagte er. »Wie hast du das Muster noch mal genannt? Du hast es mir damals gesagt, als wir uns zum ersten Mal begegnet sind.«
    Â»Stern von Bethlehem.«
    Â»Genau.« Donovan blickte Honor einen Moment lang in die Augen, dann nickte er und ging wieder zurück nach unten.
    Honor und das Mädchen blieben ganz still und wagten nicht, sich von der Stelle zu rühren. Nur Comforts kleiner Körper wand sich beim Trinken, und ihre winzigen Hände krallten sich in Honors Nachthemd. Sie hörten, wie Donovan durch die Hintertür nach draußen ging. Jetzt würde sich zeigen, ob er die anderen fand oder nicht. Was sollten sie nur mit dem Mädchen machen, wenn Donovan die anderen beiden mitnahm?, überlegte Honor. Vielleicht hatte die Kleine denselben Gedanken, denn plötzlich begann sie bitterlich zu schluchzen.
    Â»Oh nein, bitte nicht. Du darfst nicht weinen, psst, nicht jetzt.« Mühsam löste sich Honor von Comfort und setzte sich auf. Sie lehnte sich ans Kopfteil des Bettes, legte Comfort wieder an die Brust und schlang ihren freien Arm um das Mädchen. »Du darfst jetzt nicht weinen. Wir müssen dafür beten, dass Gott sie beschützt.« Sie schloss die Augen und lauschte.
    Er fand sie nicht. Eine halbe Stunde später kam Belle nach oben und setzte sich vorsichtig, um das wieder eingeschlafene Baby nicht zu wecken, zu Honor auf die Bettkante. »Er ist weg. Du kannst jetzt schlafen. Und du auch, meine Kleine«, sagte sie zu dem Mädchen, das sich eng an Honor schmiegte.
    Â»Belle, wie bekommen wir sie nur wieder sicher aus dem Haus heraus?«
    Â»Das lass nur meine Sorge sein, Schätzchen. Ich habe immer ein paar Tricks im Ärmel.«
    In der Nacht wachte Comfort noch zwei Mal auf und verlangte nach der Brust, doch das schwarze kleine Mädchen schlief durch. Erst als die aufgehende Sonne Honor weckte, war sie verschwunden.
    Unten in der Küche buk Belle Pfannkuchen mit Speck, und zwar viel mehr, als sie und Honor jemals würden essen können. Sie nickte zum Schuppen hin. »Der Kleinen geht’s besser. Beinahe hätte sie mich sogar angelächelt.« Sie stapelte die Pfannkuchen und Speckstreifen auf einen Teller und schob ihn durch das Loch.
    Nach dem Frühstück verließ Belle das Haus, verriet Honor aber nicht, wo sie hinging. Honor hütete indessen den Laden. Als Belle zurückkam, reichte sie Honor

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