Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die englische Freundin

Die englische Freundin

Titel: Die englische Freundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Chevalier
Vom Netzwerk:
zurückkommen würde, doch anscheinend hatte Jack sich solche Sorgen gemacht, dass er das Angebot des Sklavenjägers, ihn zu Pferd zurück zum Haus zu bringen, angenommen hatte. Honor hörte den Fuchs auf den Hof klappern, und im nächsten Moment kam Jack ins Krankenzimmer gestürzt, kniete vor ihr nieder und fühlte ihr die Stirn. Donovan blieb, den Hut in den Händen, in der Tür stehen. Sein Blick war sofort auf den Becher gefallen, der einzigen Veränderung im Raum in der vergangenen halben Stunde. Honor schaute ihn erschrocken an, doch statt der erwarteten Wut sah sie, wie sich langsam ein Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitete. In Donovans Augen stand Bewunderung, als hätte Honor ihn beim Kartenspielen mit einem gerissenen Trick über den Tisch gezogen. Er drohte ihr mit dem Finger. »Haymaker, du erklärst deiner Frau besser das Gesetz über Sklavenflüchtlinge. Ich hab gehört, der Präsident wird ihm demnächst zustimmen. Wenn es bewilligt ist, werde ich Honor nichts mehr durchgehen lassen – und dir auch nicht. Vielleicht musst du mir dann helfen, wenn ich einen Nigger fangen will.«
    Jack blickte zu ihm hoch. Honor hielt die Anspannung, beide Männer im selben Zimmer und in ihrer Nähe zu haben, nicht mehr aus. »Bitte geh jetzt, Donovan.«
    Donovan grinste. »Du hast dir ein temperamentvolles Frauchen gesucht, Haymaker. Behalt sie besser gut im Auge, denn ich werde es auch tun.« Er zwinkerte Honor zu, setzte seinen Hut auf und verschwand.
    Honor schloss die Augen und betete, dass der Frau die Zeit gereicht hatte, um ein besseres Versteck zu finden.
    Das Hufgetrappel von Donovans Pferd war noch im Hof zu hören, als Jack begann, Honor ins Verhör zu nehmen. »Er … dieser Mann, Donovan … er sagt, er kenne dich. Woher?« Jack bemühte sich um einen neutralen Gesichtsausdruck, was sein Misstrauen aber nur noch offensichtlicher machte.
    Â»Aus Wellington.« Honor griff nach dem Wasserbecher auf ihrem Nachttisch.
    Jack starrte den Becher an. »Hat er dir das Wasser gebracht?«
    Honor antwortete nicht, damit sie nicht lügen musste. Sollte Jack doch denken, was er wollte. Sie nippte am Wasser und stellte den Becher zurück auf den Tisch.
    Â»Aber wie … wie kommst du dazu, einen Mann wie ihn zu kennen?«, fuhr Jack fort. »Einen Sklavenjäger.«
    Honor schloss die Augen, um seinem forschenden Blick auszuweichen. Ich habe nichts zu verbergen, beruhigte sie sich. »Er ist der Bruder der Putzmacherin von Wellington.«
    Â»Und was hat er hier gesucht? Wollte er dich besuchen?«
    Â»Nein.«
    Â»Hat er mit dir über einen Sklavenflüchtling gesprochen? Hat er …« Jack unterbrach sich und seine Augen wurden zu schmalen Schlitzen. »Ist ein Farbiger hier reingekommen und hat dich um Hilfe gebeten? Hast du ihm etwa geholfen?«
    Â»Nein«, konnte Honor wahrheitsgemäß sagen. »Außer Donovan ist kein Mann hier gewesen. Was sollte ein entflohener Sklave hier suchen?«
    Â»In Ohio gibt es viele ausgerissene Sklaven, und es gibt feste Routen mit sicheren Häusern, in denen sie Hilfe finden. Allerdings glaube ich, dass sie die Routen oft ändern, um die Sklavenfänger zu verwirren. Es gibt ein richtiges Netzwerk aus Wegen und Helfern, das sogar einen Namen hat: Underground Railroad – Die Untergrundbahn.«
    Honor hatte den Ausdruck noch nie gehört.
    Â»Die meisten Sklavenflüchtlinge zieht es nach Oberlin«, fuhr Jack fort, »aber hin und wieder verirrt sich einer in unsere Gegend. Wahrscheinlich ist heute auch ein Flüchtling unterwegs, und Donovan ist ihm auf den Fersen. Aber wenn du jemals einen Flüchtling auf unserem Hof siehst, darfst du ihn nicht zum Bleiben auffordern. Du musst ihn weiter nach Oberlin schicken.«
    Â»Und wenn die Flüchtlinge hungrig sind? Oder durstig?« Honor wagte es nicht, zum Becher zu blicken.
    Jack zuckte mit den Schultern. »Natürlich kannst du ihnen Wasser geben, wenn es nötig ist. Aber lass dich in nichts hineinziehen. Es könnte dir – und uns allen – nur Ärger bringen.«
    Honor schlief bald ein. Als Jack am späten Abend wieder vom Feld zurückkam, setzte er sich noch einmal zu Honor ans Bett. »Donovan hat im Wielandwald eine Farbige geschnappt«, sagte er. »Er ist mit ihr hier vorbeigeritten, aber wahrscheinlich hast du geschlafen.«
    Er beobachtete Honor sehr genau, und

Weitere Kostenlose Bücher