Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die englische Freundin

Die englische Freundin

Titel: Die englische Freundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Chevalier
Vom Netzwerk:
überspielte. »Aha, ein Ehemann! Dann hatte also einer Erfolg bei dir.«
    Honor blickte ihn nur an. Eigentlich hätte sie Angst haben müssen, denn sie war ganz allein mit Donovan, doch sie hatte keine Angst. Sie sollte ihn verachten, weil er ein Sklavenjäger war, aber sie verachtete ihn nicht. Auch in ihm ist ein Stück vom Licht, dachte sie, nur finde ich es nicht.
    Â»Brauchst du etwas?« Donovan schaute in den weißen Porzellankrug auf ihrem Nachttisch, über dem zum Schutz vor Fliegen ein Spitzendeckchen lag. »Möchtest du frisches Wasser? Ich kann es dir aus dem Brunnen holen oder aus dem Kühlraum, wenn es dort welches gibt.«
    Â»Nein.« Honor versuchte, nicht zu schreien.
    Â»Wirklich kein Problem.« Ausgerechnet jetzt, wo sie es nicht wollte, gab Donovan sich fürsorglich.
    Â»Doch, etwas könntest du für mich tun«, sagte Honor, um ihn vom Kühlraum abzulenken. Wenn er dort hineinging, wäre die Frau zwischen den Käseregalen verloren. »Erinnerst du dich noch an den Signaturquilt, den du bei unserer ersten Begegnung aus meiner Truhe gezogen hast?«
    Â»Jep.«
    Â»Könntest du ihn mir holen? Er ist oben in meiner Truhe. Diese Decke hier ist so fürchterlich kratzig.«
    Â»Aber klar doch.« Froh, etwas für Honor tun zu können, sprang Donovan aus dem Zimmer. Sie hörte seine Schritte, erst auf der Treppe und dann über ihrem Kopf, als er den Flur entlang zum Schlafzimmer polterte. Honor betete, dass sich die Frau im Kühlraum weiterhin ruhig verhielt und nicht in Panik ausbrach.
    Donovan kam mit dem Quilt über dem Arm zurück und breitete ihn über Honor aus. Er beugte sich vor und tat so, als wolle er die Decke glatt streichen, fuhr dabei aber mit der Hand langsam die Konturen von Honors Körper nach. Seine Augen glühten im sonnengebräunten Gesicht. Honor fiel ein, dass sie an Donovan gedacht hatte, als sie mit Jack im Maisfeld lag, und die Röte stieg ihr ins Gesicht. Sicher ist es das Fieber, das mich durcheinanderbringt, redete sie sich ein, doch sie wusste, dass das nicht stimmte.
    Donovan sah, wie Honor rot wurde, und reagierte selbst mit roten Flecken, die sich auf seinem Hals und den Wangen ausbreiteten. »Ach, verdammt, Honor. Warum hast du nicht wenigstens versucht, einem anderen eine Chance zu geben?« Honor schluckte. Niemals hätte sie sich vorstellen können, so ein Gespräch mit Donovan zu führen. »Freunde heiraten Freunde«, sagte sie, »andernfalls müssen sie die Gemeinschaft verlassen. Außerdem könnte ich niemals mit einem Sklavenjäger zusammen sein.«
    Â»Aber du bist gerade mit einem zusammen.«
    Sie zitterte und blickte ihn hilflos an. »Bitte, geh Jack holen«, flüsterte sie.
    Die Erinnerung an ihren Ehemann schien Donovan zu ernüchtern. »Ich fang nur schnell die Hühner ein, bevor der Fuchs sie holt.«
    Â»Ach, lass die Hühner. Das kann Jack später machen.«
    Â»Nein, ich mache das. Ich will mich nämlich noch ein bisschen umschauen. Deswegen bin ich schließlich hergekommen: Ich suche etwas. Dass ich stattdessen dich hier finde, hätte ich allerdings nicht erwartet.« Donovan hielt inne. »Was meinst du, wie konnten die Hühner überhaupt aus dem Stall kommen?«
    Honor schüttelte nur den Kopf.
    Donovan blickte sie durchdringend an. »Na gut, Honor Bright. Wir sehen uns bald wieder.«
    Er ging nach draußen. Durchs Fenster konnte Honor beobachten, wie er über den Hof schritt, vorbei an dem Brunnen, auf dessen Rand der Blechbecher stand und in der Sonne leuchtete wie ein Signalfeuer. Beim Gedanken an Wasser spürte Honor, wie durstig sie war. Sie schloss die Augen und hörte Donovan pfeifen. Dann schien er das Scheunentor zu öffnen und hineinzugehen, denn das Pfeifen wurde leiser. Wenige Minuten später wurde es wieder lauter, und die Hühner begannen zu gackern. Offenbar trieb Donovan sie zusammen.
    Nach einer Weile hörte sie sein Pferd in Richtung Haferfeld davongaloppieren. Anscheinend war sie kurz eingenickt, denn als sie plötzlich jemanden neben sich spürte, fuhr sie mit einem Ruck hoch und war sofort hellwach. Es war niemand im Zimmer, doch neben ihr auf dem Nachttisch stand ein Becher mit Wasser. Es war kühl und kam frisch aus dem Brunnen. Honor glaubte, noch nie so köstliches Wasser getrunken zu haben.
    Sie hatte nicht damit gerechnet, dass Donovan mit ihrem Mann

Weitere Kostenlose Bücher