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Die englische Freundin

Die englische Freundin

Titel: Die englische Freundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Chevalier
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ordentlich um dich kümmert, wäre ich niemals hier rausgekommen. Sieht nicht so aus, als würden sie viel für dich tun. Es ist noch nicht einmal jemand im Haus.«
    Â»Die Haferernte«, murmelte Honor. »Sie müssen sie vor den Gewittern reinbringen, die für morgen angekündigt sind.«
    Belle schmunzelte. »Schätzchen, wie hört sich das denn an – Honor und die Haferernte! Als Nächstes erzählst du mir noch, wie viele Gläser Pfirsiche du eingemacht hast.« Sie legte eine kühle Hand auf Honors Stirn, und Honor fragte sich, wie sich Belle bei dieser Gluthitze so kühl anfühlen konnte. Die Geste erinnerte sie an ihre Mutter, und Honor schloss einen Moment lang die Augen, um das Gefühl zu genießen.
    Â»Du hast immer noch Fieber«, erklärte Belle, »aber es ist nicht mehr hoch. Du wirst es überleben. Also gut, ich freue mich, dass du dich an meinen Rat gehalten und geheiratet hast. Und bei dem Hof hier ist es keine Überraschung, dass du dich für Jack Haymaker entschieden hast. Gut, dafür musstest du die Schwiegermutter in Kauf nehmen. Ich kann mich noch genau an ihren Blick erinnern, als wir am Haus vorbeispaziert sind. Aber, Schätzchen, was ist denn? Schon wieder Tränen?« Honor weinte. Heiße Tränen rollten ihr seitlich über die Wangen und bis in die Ohren hinein. Belle zu sehen, war, als hätte sie in einer Schüssel mit unreifem harten Obst eine süße reife Pflaume entdeckt.
    Â»Jetzt ist aber gut.« Belle legte einen Arm um Honors Schultern und hielt sie fest, bis die letzten Schluchzer verebbt waren. Sie fragte nicht nach dem Grund für die Tränen.
    Â»Rate mal, was in Wellington passiert ist!«, sagte Belle, nachdem Honor sich ein wenig beruhigt hatte. »Die Eisenbahn ist da! Vor zwei Wochen war die Jungfernfahrt von Cleveland aus. Die ganze Stadt war auf den Beinen, um sie einfahren zu sehen, und natürlich haben die meisten Damen einen neuen Hut für den Anlass gebraucht. Hab ich dir nicht gesagt, dass die Eisenbahn gut fürs Geschäft ist?«
    Â»Ich würde sie auch gerne sehen.«
    Â»Du musst sie dir wie das größte und schwärzeste Pferd vorstellen, das jemals geschnaubt hat. Wusstest du, dass sie fünfzehn Meilen in der Stunde fährt? Fünfzehn! Das heißt, nur noch zweieinhalb Stunden bis Cleveland. Bald werde ich einen Ausflug mit ihr machen. Du solltest mitkommen.«
    Honor lächelte.
    Â»Oh, ich habe dir ja ein Hochzeitsgeschenk mitgebracht«, erinnerte sich Belle. »Oder hast du etwa gedacht, ich komme mit leeren Händen?«
    Â»Wir … aber du hättest doch nicht … danke … ich … Jack und ich danken dir …« Honor setzte immer wieder neu an, um die richtigen Worte zu finden. Normalerweise schenkte man sich unter Quäkern nichts, da materiellen Dingen nicht so viel Bedeutung beigemessen werden sollte, doch Honor wollte Belles großzügige Geste nicht zurückweisen. Sie nahm die flache, in Papier gewickelte Schachtel mit der blauen Schleife entgegen.
    Â»Na, mach schon. Pack es aus. Du musst nicht auf deinen Mann warten. Du glaubst doch nicht, dass ich den ganzen weiten Weg zurückgelegt habe, um wieder zu gehen, bevor ich gesehen habe, ob es dir gefällt.«
    Honor zog die Schleife auf und schlug das Papier zurück. Vor ihr lagen zwei mit feiner Spitze eingefasste Kissenbezüge aus Leinen. Auch wenn ihr schöne Dinge nicht wichtig sein sollten, war Honor begeistert.
    Â»Wenn man sein Haupt nachts auf ein hübsches Kissen betten kann«, erklärte Belle, »erträgt man das, was einem tagsüber so zustößt, viel leichter. Du hast einen Ort gefunden, an dem du bleiben kannst, Honor Haymaker. Es geht aufwärts!«

Faithwell, Ohio
    27. des 8. Monats 1850
    Liebe Belle,
    herzlichen Dank für Deinen Besuch an meinem Krankenbett. Mittlerweile geht es mir wieder besser, auch wenn ich mich immer noch ein wenig schwach fühle.
    Ich danke Dir auch für die Kissenbezüge, die Du Jack und mir geschenkt hast. Noch nie habe ich so ein schönes Geschenk bekommen. Ich werde sie immer in Ehren halten, so wie ich die Geste der Freundschaft in Ehren halte, deren Ausdruck sie sind.
    Deine treue Freundin,
Honor Haymaker

Brombeeren
    Einige Tage später, als sie wieder klarer denken konnte und schon recht munter auf den Beinen war, fiel Honor eine Erwiderung auf Jacks Behauptungen über

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