Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)
»Er muss gewusst haben, dass es so weit kommen würde. Deswegen mussten ihm alle Edelleute in Marlborough die Treue schwören, und deswegen wollte er William von Schottland schnellstmöglich unterwerfen.«
»Wir können uns von Rom keine Vorschriften machen lassen«, warf Longespee entrüstet ein. »Bezüglich der Frage des Erzbischofs von Canterbury hat der König ausgesprochen vernünftig gehandelt.«
»Es war richtig, dass er seinen Kandidaten verteidigt hat«, stimmte Hugh zu. »Aber er war zu keinerlei Zugeständnissen bereit. Er ist oft selbst sein schlimmster Feind.«
»Er wird sich zur Wehr setzen. Davon bin ich überzeugt.« Longespee machte auf dem Absatz kehrt und stolzierte zur Halle zurück.
Hugh blickte seufzend zu dem Fenster der Kammer über der Halle empor, dessen Läden die Frauen gerade schlossen. Zumindest würde Longespee zweifellos so rasch wie möglich aufbrechen, was für ihn persönlich eine positive Folge dieser Angelegenheit war. Aber dass der König jetzt auch noch exkommuniziert worden war, war, als risse man von einem ohnehin schon beschädigten Karren ein Rad ab. Er würde sich nicht mehr lange auf der Straße halten können – was auch Longespee klar sein musste.
Mahelt saß mit Hugh in ihrer Kammer auf dem Bett, während das Baby neben ihnen in seiner Wiege schlummerte.
»Was würde passieren, wenn der König aus dem Weg geräumt werden würde?«, fragte sie nachdenklich. Sie hielt einen von Matthews klaren Granatsteinen ins Licht und erschauerte, weil es ihr plötzlich so vorkam, als blicke sie durch einen Blutklumpen. »Wer würde dann die Krone tragen?«
»Nun, Johns kleiner Sohn wäre die Galionsfigur, aber jemand würde sämtliche Entscheidungen treffen müssen«, gab Hugh zurück. »Oder der König von Frankreich würde bei uns einfallen. Einige Männer sähen ihn vielleicht ganz gern auf dem Thron, besonders die im Norden.«
»Und du?«
»Und was ist mit deinem Vater?« Hugh nahm ihr den Granat aus der Hand und hielt ihn so wie sie eben in die Höhe, um das Licht zu filtern.
»Das habe ich nicht gefragt.«
»Nein, aber ich habe dir eine Antwort gegeben. Würdest du einen französischen König willkommen heißen, der seinen eigenen Günstlingen die höchsten Ämter zuschanzt? Möchtest du zusehen, wie die Edelleute darum streiten, wer an Johns Stelle herrschen soll? John zu beseitigen würde die Lage auch nicht verbessern, glaub es mir.« Er gab ihr den Granat zurück. »Möchtest du, dass Blut an deinen Händen klebt?«
»Nein, aber wenn ich daran denke, wie viel Blut an Johns Händen klebt und was er anderen alles angetan hat … meiner Familie … es würde vielleicht nicht einfacher für uns, aber besser …«
Hugh rückte näher an sie heran, flocht langsam ihr Haar auf und ließ die dicken Strähnen durch die Finger gleiten.
»John ist immer noch der herrschende König. Dein Vater erkennt das an, und du bist seine Tochter.«
Mahelt warf den Kopf zurück, sodass ihr Haar über seine Hand floss.
»Man hat mir klargemacht, dass ich jetzt eine Bigod bin.« Ihre Stimmung schlug um, sie drückte ihn auf den Rücken und setzte sich mit funkelnden Augen auf ihn. »Eine pflichtbewusste, gehorsame Bigod-Ehefrau. Was verlangst du von mir?«
Hugh ließ die Hände unter ihr Kleid gleiten und strich über ihre Waden und Schenkel.
»Dass du deine Pflicht tust«, murmelte er erstickt.
Mahelt lachte atemlos auf, befreite ihn rasch von seiner Hose und nahm ihn in sich auf. Es war unerhört, dass eine Frau beim Liebesakt auf dem Mann saß; es galt als Sünde, weil es die Weltordnung auf den Kopf stellte, aber Hugh fand dieses gewagte Benehmen ungeheuer erregend, und es hielt das Überraschungselement in ihrer Beziehung am Leben. Man wusste nie, womit man zu rechnen hatte. Sein Vater würde sich natürlich nie zu so etwas hinreißen lassen, und er wusste mit absoluter Sicherheit, dass Longespee zutiefst schockiert wäre, und dieses Wissen fachte sein Verlangen noch mehr an.
Mahelt schloss die Augen und klammerte sich laut aufstöhnend an ihm fest, als sie den Höhepunkt erreichte. Sowie dieser abgeklungen war, schob Hugh sie unter Aufbietung all seiner Willenskraft von sich herunter, um sich nicht in ihr zu ergießen. Es mochte eine weitere furchtbare Sünde sein, seinen Samen so zu vergeuden, aber er hatte gesehen, was mit Frauen geschah, die zu schnell nacheinander Kinder bekamen, und er würde nicht zulassen, dass es Mahelt ebenso erging, da beschwor er
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