Die englische Rose
der Fall war. Viele Höhlenmalereien der Aborigines im und am Rande des Wilden Herzens zeigten Krokodile. Einer der seltensten Bäume der Welt, die Livistona, eine große, schlanke Palme, hatte er vereinzelt mitten in der Wüste wachsen sehen.
Eine Oase in der Wüste. Farne, Palmen und Zykadeen, deren Smaragdgrün mit den roten Felsen und dem tiefblauen Himmel kontrastierte.
Es war zwar nicht die natürliche Umgebung für eine Rose, doch Rosen gediehen auch in Kimbaras geschütztem Garten. Es hatte Generationen gedauert und viel Zeit und Geld gekostet, den Boden der Gärten auf Kimbara urbar zu machen. Für die Frauen auf Kimbara war es eine Lebensaufgabe gewesen.
Zu Zeiten seines Großvaters waren die Gärten auf Opal ebenfalls sehr schön gewesen.
Er, Grant, erinnerte sich daran, wie hart seine Mutter gearbeitet hatte, um alles in Schuss zu halten. Und nachdem sie so grausam aus dem Leben gerissen worden war, waren auch die Gärten nach kurzer Zeit verwildert. Aber Ally würde sie wieder herrichten. Ally war sehr tatkräftig. Ally und Francesca. Sie waren nicht nur Cousinen, sondern auch die besten Freundinnen.
Er stellte sich vor, wie Francesca durch die Gärten ging. Francesca in einem Mikroklima. In einer Oase duftender Blumen. Wenn er eine Oase für sie schaffen könnte, würde sie nicht nur überleben, sondern sich prächtig entwickeln. Nur zu, sagte ihm eine innere Stimme. Du kannst nur vorwärts gehen. Du kannst nicht mehr zurück.
Als Grant am Nachmittag auf Opal eintraf, machten die Schauspieler und die Filmcrew gerade eine Pause. All die Fremden in seinem Haus ... Doch sie zahlten gut, und Bush Rescue würde davon profitieren. Fee sah ihn als Erste, als er den Jeep von der Auffahrt lenkte und im Schatten der Bäume stoppte. Sie erwartete ihn oben auf der Treppe.
„Hallo, Grant, Schatz", rief sie. Es war typisch für sie, dass ihr die Hitze trotz des dicken Kostüms, das sie trug, nichts anhaben konnte. „Wir haben dich vermisst. Wie war's?"
Grant neigte den Kopf und gab ihr einen Kuss auf die geschminkte Wange. Dabei blieb etwas Make-up an seinen Lippen haften.
„Oh, Entschuldigung, Schatz." Sie förderte ein Taschentuch zu Tage und tupfte ihm den Mund ab.
„Schon gut, Fee", meinte er lässig. „Das geht von allein ab. Um deine Frage zu beantworten, es ist gut gelaufen. TCR und Cameron Airways werden bald einen Vertrag unterzeichnen. Die Anwälte müssen ihn nur noch ausarbeiten. Wo sind die anderen?"
Fee deutete zum Haus. „Sie machen eine Pause. Es ist ziemlich warm, wie du dir sicher vorstellen kannst, und daher sind alle leicht reizbar. Ich wollte ein bisschen frische Luft schnappen. Ansonsten läuft hier auch alles bestens. Francesca hat uns alle überrascht. Sie ist erstaunlich gut."
„Warum auch nicht? Schließlich ist sie deine Tochter."
Da die anderen sich im Wohnzimmer aufhielten, beschloss er, gleich in sein Zimmer zu gehen, um sich umzuziehen, und dann Francesca und Ngaire zu suchen. Trotzdem sah er ins Wohnzimmer, in der Hoffnung, einen Blick auf Francesca zu erhaschen. Er fragte sich, wie sie in einem historischen Kostüm aussehen mochte. Es war schade, dass er noch vor Beginn der Dreharbeiten hatte abreisen müssen, aber er hatte seine Besprechung mit Drew nicht verlegen können, weil sie zu wichtig gewesen war.
Sie saßen nebeneinander auf dem alten Sofa. Richards verspürte offenbar das Bedürfnis, Francescas Hände zu halten. Er hatte sich zu ihr hinübergebeugt und redete eindringlich auf sie ein, und Francesca hörte ihm aufmerksam zu. In dem dunkelgrauen Kleid, das aus einem eng anliegenden durchgeknöpften Oberteil und einem weiten Rock bestand, war sie die Lucinda schlechthin. Das wunderschöne rote Haar hatte man ihr streng aus dem Gesicht frisiert und hinten zu einer Rolle aufgesteckt. Ihre Aufmachung erinnerte Grant daran, wie man vergeblich versucht hatte, Olivia de Havilland für die Rolle der Melanie in Vom Winde verweht in eine unscheinbare junge Frau zu verwandeln. Sowohl Olivia de Havilland als auch Francesca hatten einen so bezaubernden Gesichtsausdruck.
Und nur weil er der Drehbuchautor war, nahm Richards sich das Recht heraus, Francesca so nahe zu kommen? Er, Grant, hatte geglaubt, überglücklich über das Wiedersehen mit Francesca zu sein und dass sie sich begrüßen würden, als hätten sie sich Jahre nicht gesehen. Stattdessen blickte sie Richards seelenvoll an, der ganz offenkundig verzaubert von ihr war.
Was, zum Teufel, ist hier los? dachte
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