Die englische Rose
gefragt.
„Das hast du dir selbst zuzuschreiben, Fee", hatte David gesagt. „Francesca möchte ihren Teil dazu beitragen. Also lass sie."
Grant beschloss, die Gelegenheit zu ergreifen und mit einem Architekten über sein geplantes Haus zu sprechen, solange er in Brisbane war. Drew empfahl ihm einen hervorragenden Mann, und seine Sekretärin vereinbarte einen Termin bei ihm. Opal Downs und Kimbara wurden in zahlreichen Ausgaben von Historische Heimstätten in Australien erwähnt, und als Grant im Büro des Architekten eintraf, lag der schönste Bildband aufgeschlagen auf dessen Schreibtisch. Sie unterhielten sich eine Weile über den Einfluss der Familie und die Verbindung von Architektur und Umgebung, während Grant seine Vorstellungen darlegte.
Er hatte damit gerechnet, dass Hugh Madison, ein attraktiver, intelligent wirkender Mann Ende vierzig, sich dabei Notizen machte, doch statt dessen setzte dieser sich an den Computer und begann gleich mit den Entwürfen. Es war faszinierend, die vielen verschiedenen Grafiken zu betrachten, aber ihm, Grant, waren Zeichnungen wie die gerahmten Entwürfe» die an den Wänden von Opal hingen, immer noch lieber. Sie einigten sich darauf, dass Madison den geplanten Bauplatz besichtigte, und vereinbarten einen vorläufigen Termin am Monatsende. Madison würde zum nächsten Flugplatz im Outback fliegen, wo er, Grant, ihn abholen würde.
„Ich finde das Ganze sehr spannend", erklärte der Architekt, als sie sich voneinander verabschiedeten. „Man bekommt nicht oft die Chance, so ein Haus zu entwerfen. Das Geheimnisvolle des Outbacks wird mich bestimmt inspirieren. Ich muss meine ganzen Fähigkeiten unter Beweis stellen." Und das werde ich auch, dachte Madison. Dieser junge Mann wusste, was er wollte. Er würde ein anspruchsvoller Kunde sein, es jedoch auch zu schätzen wissen, wenn er, Madison, seinen Traum verwirklichte. Und das würde er schaffen.
Unterdessen stellte Francesca auf Opal fest, dass die Schauspielerei doch nicht so einfach war, wie sie geglaubt hatte. Als Anfängerin musste sie noch so viel lernen, doch Ngaire war sehr geduldig mit ihr und ging die einzelnen Szenen so oft wie nötig mit ihr durch. Es waren nicht viele, da Lucinda früh starb, aber sie waren entscheidend für die Geschichte. Es waren überraschend wenig Einstellungen erforderlich, manchmal nur vier oder fünf, denn Francesca legte großen Wert darauf, immer gut vorbereitet zu erscheinen
- so gut wie Fee, die aus dem Staunen nicht mehr herauskam.
Ngaire schien von ihnen beiden begeistert zu sein. Sie, Francesca, durfte sogar ihre eigenen Vorstellungen in die Rolle mit einbringen und stellte erfreut fest, wie nett und unkompliziert die Regisseurin war. Sie verlor nie die Geduld, wenn mal etwas schief lief.
Die Scheinwerfer erzeugten eine unerträgliche Hitze, und überall lagen Kabel. Das Make-up war schrecklich. Es dauerte eine Ewigkeit, bis sie fertig geschminkt und später wieder abgeschminkt war. Und die Kostüme waren alles andere als luftig. Trotzdem machte es Francesca großen Spaß. Der Trick bestand darin, Francesca de Lyle völlig zu vergessen. Sie war Lucinda, die ihren Mann verzweifelt liebte und ständig in dem Bewusstsein lebte, dass sie ihn an Kräfte verlor, über die sie keine Kontrolle hatte. Als sie eine besonders ergreifende Szene abgedreht hatte, bemerkte sie verblüfft, wie ihrer Mutter und Ngaire die Tränen über die Wangen liefen.
„O Schatz, du könntest dir einen Namen machen!" rief Fee gerührt und kam auf sie zu, um sie in die Arme zu nehmen. „Du hast doch sehr viel von deiner Mutter geerbt."
Wenn sie sich abends die abgedrehten Szenen ansahen, konnte Francesca nicht glauben, dass sie es war, die sie auf dem Bildschirm sah. Ein Schauer lief ihr über den Rücken, denn so hatte sie sich noch nie gesehen. Obwohl sie bereits wusste, dass sie überdurchschnittlich hübsch war, stellte sie fest, dass die junge Frau im Film ungewöhnlich bezaubernd und die Sprache ihrer Augen und Hände sehr ausdrucksvoll war. Dass sie ihre Sache so gut machte, heiterte sie ungemein auf und stärkte ihr Selbstbewusstsein.
„Und das ohne jegliche Erfahrung!" rief Fee, die sich noch immer nicht an diese neue Seite an ihrer Tochter gewöhnt hatte. „Aber das zeigt die Macht der Gene. Ally wird aus dem Staunen nicht herauskommen, wenn sie das sieht."
Aber Ally hat immer gewusst, dass ich schauspielern kann, dachte Francesca. Ihre Mutter hingegen betrachtete sie vielmehr als eine de
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