Die englische Rose
machen, doch mein Vater war dagegen."
„Ich schätze, Ihr Vater möchte, was Sie auch wollen. Dass Sie eine gute Partie machen und glücklich sind."
Ihr Lachen klang ein wenig hohl. „Er hat meinen zukünftigen Ehemann schon ausgesucht."
„Das werden Sie doch nicht zulassen, oder?" Es würde alles ruinieren, dachte Glenn.
„Natürlich nicht", erwiderte Francesca ruhig. „Aber meine Familie übt in der Hinsicht Druck auf mich aus. Als Australier verstehen Sie es vielleicht nicht. Ich bin ein moderner Mensch, mein Vater nicht. Immerhin ist er ein Earl."
„Das kann ich mir vorstellen", bestätigte Glenn trocken und zog die Brauen hoch.
„Und als Tochter eines Earls hat man gewisse Verpflichtungen, oder?"
Sie erinnerte sich an die Zeiten, in denen sie gelitten hatte, weil sie von den Plänen ihres Vaters gewusst hatte. „Ich kann sie nicht außer Acht lassen, aber meine Eltern haben immer ihr eigenes Leben geführt. Und ich habe auch ein Recht darauf."
„Das finde ich auch", pflichtete Glenn ihr bei. „Diesem Typ ist hoffentlich klar, dass Sie ihn nicht lieben, oder?"
Ihre Stimme klang sanft, fast resigniert. „Ich liebe ihn. Ich kenne ihn schon mein ganzes Leben. Aber es ist eine andere Art von Liebe."
Es hörte sich so an, als hätte sie die wahre Liebe bereits gefunden. „Weiß Cameron davon?" Er war sich ganz sicher, dass Cameron sie liebte.
„Grant scheint mit meinem Vater einer Meinung zu sein", bemerkte Francesca ironisch.
Glenn betrachtete sie. „Das kann ich mir nicht vorstellen. Für mich ist Grant Cameron ein Mann, der sich von niemandem reinreden lässt."
„Außer von sich selbst vielleicht", sagte sie.
Sein Vater hatte ihm immer gesagt, er solle erst gründlich über etwas nachdenken, bevor er handle. Verdammt, hatte er, Grant, denn nicht daraus gelernt? Trotzdem konnte er es nicht erwarten, zu ihr zurückzukommen, und mit jedem Tag spielte er mehr mit dem Gedanken, sie zu heiraten und auf alles andere zu pfeifen. Warum sollte er seinen Gefühlen nicht freien Lauf lassen? Ihr genau sagen, was er für sie empfand. Warum rief er nicht einfach: „Nun, da ich dich gefunden habe, werde ich dich nie wieder gehen lassen?" Warum? Opferte man sich auf, wenn man jemanden liebte? Stellte man das Wohlergehen desjenigen, den man liebte, über das eigene?
Als Geschäftsmann hatte er es sich angewöhnt, sich über seine Sorgen klar zu werden, indem er sie aufschrieb, und dann nach Lösungen zu suchen. Selbst während er einen Architekten mit Entwürfen für sein geplantes Haus betraute, sann er nach anderen Möglichkeiten und überlegte, wohin er seine Firma verlegen konnte.
Orte, an denen Francesca sich nicht so einsam fühlen würde und das Klima angenehmer war. Vielleicht waren die meisten Camerons ursprünglich blond oder rothaarig gewesen. Sie hatten Zeit gehabt, sich zu akklimatisieren. Er hatte große Angst um Francescas zarte Haut. Francesca beschäftigte ihn so sehr, dass er das Gefühl hatte, sie wäre immer bei ihm.
Als Grant an einem heißen, klaren Tag mit dem Hubschrauber über Opal flog, betrachtete er die miteinander verbundenen Wasserlöcher und Bäche, die an den grünen Ufern zu erkennen waren. Das Mulga, das große Gebiet, in dem vornehmlich Akazien wuchsen, erstreckte sich bis zum Horizont und verband das Gebiet der Eukalypten mit der Wüste.
Seine Heimat. Wie er sie liebte! Es wurde ihm umso mehr bewusst, wenn er sie verließ und dann wieder zurückkehrte. Das „Dead Heart", das „tote Herz". Es war allerdings nicht tot. Es war voller Leben und die Flora einzigartig, weil sie sich an eine solche Umgebung angepasst hatte. Selbst die Geistereukalypten wuchsen auf Felsen, wo es gelegentlich Überflutungen gab und der karge Boden sich für kurze Zeit in ein Meer wilder Blumen verwandelte.
In einer derart kargen Landschaft hatte keine Blume Dornen. Auch nicht die Bäume und Büsche, die in der Wüste wuchsen. Die exquisiten Rosen hatten Dornen, um sich zu schützen. In anderen Teilen der Welt waren Dornen eher die Regel als die Ausnahme ...
Während Grant seinen Gedanken nachhing, sah er immer wieder Francesca vor sich. Sie hätte die einzige Frau auf der Welt sein können, weil er ständig an sie dachte.
Die schöne Francesca! Eine pinkfarbene Rose mit seidenweichen Blütenblättern. Eine Rose in der Wildnis. Vor zwanzigtausend Jahren hatte im Landesinneren üppige Vegetation vorgeherrscht, und Krokodile hatten dort gelebt, wie es nördlich von Capricorn immer noch
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