Die englische Rose
mir auch”, erwiderte sie forsch. “Alle tun es. Sie geben mir die Unterstützung, die ich brauche.”
“Dann macht es dir also Spaß?”
“Ich glaube, es ist eine wertvolle Erfahrung für mich”, sagte sie. “Aber ich nehme es nicht allzu ernst. Und was ist mit dir? Ich möchte alles über deine Besprechungen mit Drew erfahren. Wie geht es Eve? Hast du sie auch gesehen?”
Grant nickte. “Es geht ihr gut. Sie lässt dich herzlich grüßen. Die beiden haben sich rührend um mich gekümmert. Am ersten Abend haben sie mir zu Ehren eine Dinnerparty gegeben. Am nächsten haben sie mich zu einer Gala mit Luciano Pavarotti eingeladen. Unsere Besprechungen sind sehr gut gelaufen. Drew und ich liegen auf derselben Wellenlänge. Wollen wir zu Fuß zum Hubschrauber gehen?” Er hakte sie unter und fragte sich, warum die Dinge so leicht schieflaufen konnten, wenn er sich so verzweifelt danach sehnte, sie in die Arme zu nehmen. “Und ich habe mich mit einem Architekten in Verbindung gesetzt. Drew hatte ihn mir empfohlen.”
Sie war überglücklich. “Wirklich? Weißt du, was komisch ist? Ich habe es geträumt.”
Grant verstärkte seinen Griff. “Du schauspielerst doch nicht etwa?”
“Nein, ehrlich. Ich habe geträumt, dass w… dass du mit einem Architekten gesprochen hast. Der Traum war ziemlich realistisch. Ich habe viel darüber nachgedacht. Und ich habe selbst einige Entwürfe gemacht. Vielleicht zeige ich sie dir irgendwann mal.”
“Hol sie jetzt”, sagte er. “Ich warte so lange.”
Francesca errötete vor Aufregung. “Ich möchte, dass wir sie uns
zusammen
ansehen.”
“Dann komm heute mit nach Opal Plains”, drängte er. “Ich möchte bei dir sein. Ich möchte mit dir schlafen, wenn das Mondlicht ins Zimmer fällt.”
Sie zögerte. “Manchmal bist du verrückt.”
Er warf ihr einen ironischen Blick zu. “Willst du denn nicht mitkommen, mein Schatz?”
“Doch, und das weißt du”, flüsterte sie. “Ich habe dich schrecklich vermisst.”
“Tatsächlich?”
“Ja.”
Grant umfasste ihr Kinn. “Arme Francesca”, meinte er sanft. “Mir ist es genauso ergangen.”
Regungslos stand sie da, während er sie küsste, und spürte, wie schwer es ihm fiel, sein Verlangen zu zügeln. “Was willst du?”, fragte sie, die Augen halb geschlossen.
Er wollte die Hand über ihren Schwanenhals gleiten lassen, ihre Brüste umfassen und spüren, wie die Knospen sich aufrichteten. Er wollte die Hand tiefer gleiten lassen …
“Dich
Francesca”, antwortete er rau. “Ich habe dir so viel zu sagen.”
“Und ich möchte es hören.”
Im nächsten Moment hätte alles passieren können, wenn nicht Fee auf die Veranda gekommen wäre. “Ngaire möchte uns die ersten Kopien von heute zeigen, Schatz. Willst du sie auch sehen, Grant?”
Grant lächelte spöttisch. “Ich muss wirklich los, Fee.” Und das wusste sie natürlich, denn sonst würde er nicht vor Einbruch der Dunkelheit auf Opal Plains eintreffen. “Geh lieber rein, Francesca”, fügte er trocken an Francesca gewandt hinzu. “Fee steckt voller Überraschungen. Jetzt übt sie gerade etwas mütterlichen Druck aus.”
Verdammt, ja, dachte Francesca erstaunt. Die Phantommutter ihrer Kindheit ergriff jetzt ausgerechnet Partei für den Exmann, den sie aus ihrem Leben ausgeschlossen hatte. Trotzdem verteidigte Francesca ihre Mutter aus Gewohnheit sofort: “Mama will doch nur …”
“Sag nichts”, warnte Grant, dessen Miene verriet, wie viel Feuer in ihm steckte. “Ich glaube, Fee könnte eine rücksichtslose Gegnerin sein. Sie möchte nicht, dass du dich in der Wildnis vergräbst. Und ich kann es ihr nicht verdenken, denn ich sehe beide Seiten.”
Sanft berührte Francesca seine Hand. “Ich bringe meinen Skizzenblock morgen mit. Du musst ihn unbedingt sehen. Ich habe außerdem davon geträumt, dass wir eine Oase planen. Man könnte eine Art Gartenlandschaft entwerfen, die sich harmonisch in die Umgebung einfügt und auch durch Dürre nicht zerstört wird. Es ist wahrscheinlich viel zu hoch gegriffen, aber man könnte sogar Wasserläufe anlegen – und ein Polofeld. Es wäre eine große Herausforderung. Wir könnten unsere eigene Vision verwirklichen, statt …”
“Wir?”, unterbrach er sie heftig. “Du hast ‘wir’ gesagt, stimmt’s?”
Obwohl ihre Mutter dabei war, zögerte Francesca nicht. “Ja”, bestätigte sie und sah ihn liebevoll an.
6. KAPITEL
A m nächsten Tag kam Grant erst nachmittags von Laura weg. Er hatte
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