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Die Enklave

Die Enklave

Titel: Die Enklave Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ann; Pfingstl Aguirre
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Bedenken. Wenn die Freaks tatsächlich klüger wurden, waren wir ernsthaft in Schwierigkeiten. Im Moment waren sie nicht in der Lage, einen Plan oder gar eine Strategie zu verfolgen. Wenn sie sich aber weiterentwickelten, uns in ihrem Denken ähnlicher wurden … nun, wir hatten so schon alle Mühe zu überleben. Jede Veränderung in diesem empfindlichen Gleichgewicht konnte unser Ende bedeuten.
    Wir mussten zurück zu Enklave, bevor wir vermisst wurden. Wenn Seide von einem der anderen Jäger erfuhr, dass wir nicht die Seitentunnel durchkämmten, wie sie uns aufgetragen hatte, würde sie uns fertigmachen. Der einzige Weg, das zu verhindern, war, vorher dort zu sein.
    Ich sprang über die Kadaver und brachte uns zurück zu den Barrikaden, ohne ein einziges Mal vom Weg abzukommen. Stolz stieg in mir auf. Man hatte mir den Weg nur einmal gezeigt, und ich konnte mich immer noch an alle Abzweigungen erinnern. Ich blickte mich nach Bleich um, aber er weigerte sich, meine Leistung anzuerkennen.

    Stattdessen nahm er den Balg von der Schulter und legte ihn sich über die Arme. Wenig überraschenderweise wurden wir sofort von einem Wachposten aufgehalten, als wir drinnen waren. »Euer Dienst ist noch nicht zu Ende. Außerdem, was habt ihr denn da dabei?«
    »Ich muss mit euren Ältesten sprechen«, sagte der Balg schnaufend.
    Das Licht hier war besser, und er sah nicht gut aus. Sein schmales Gesicht war von Hunger und Wassermangel eingesunken. Seine Haut war dreckverkrustet, seine Mundwinkel verschorft, die Lippen aufgesprungen. Das Weiß seiner Augen leuchtete jetzt sogar noch unheimlicher und verstörender. Als die Wachen ihn genauer ansahen, machten sie hektisch ein paar Schritte zurück und versperrten uns mit gezogenen Waffen den Weg.
    Ich wusste, dass das hier nicht gut ausgehen würde.
    »Was geht hier vor?«, bellte Seide.
    Ich schaute zu Bleich hinüber, der nur eine Schulter hob. Was wohl bedeutete, dass ich das Reden übernehmen sollte. »Wir haben ihn in einem Notunterschlupf gefunden. Er sagt, er hätte wichtige Nachrichten.« Das war zwar eine Übertreibung, aber ich wollte nicht zugeben, dass ich es nicht fertiggebracht hatte, ihn zurückzulassen. Lehrsatz Nummer eins der Jäger: Die Starken überleben. Ich hatte mich heute als schwach erwiesen, als es darauf ankam, und ich hatte keine Ahnung, was für eine Geschichte Bleich auftischen würde.
    »Das stimmt!«, keuchte der Balg. »Sie haben mich von Nassau hierhergeschickt.« Das war die am nächsten gelegene Siedlung, drei Tage durch die Tunnel, wenn man schnell und
stark war. Ich konnte mir nicht vorstellen, warum sie den Balg ausgewählt hatten. »Sie haben mich geschickt, weil sie auf mich verzichten können«, fuhr er fort.
    Das glaubte ich sofort. Klang ganz wie eine Entscheidung, die auch unsere Ältesten treffen würden.
    »Sie konnten keine Jäger entbehren. Wir sind von den Freaks umzingelt, und sie hofften, dass ihr vielleicht Hilfe schicken würdet, wenn ich es bis hierher schaffe.«
    Unwahrscheinlich. College trieb zwar Handel mit Nassau, aber wir hatten kein Bündnis miteinander, keinen Vertrag, Hilfe zur Verfügung zu stellen. Jede Enklave regierte sich selbst und überlebte – oder auch nicht –, je nachdem wie stark sie war. Seide hatte Informationen darüber angefordert, was die Freaks so in Aufruhr versetzte; das war ein Vorteil. Vielleicht konnte ich das zu meiner Verteidigung anbringen, falls ich der Schwäche und Vernachlässigung meiner Pflicht angeklagt werden sollte.
    »Dann sind sie auch in Nassau überall?«, fragte Seide mit finsterem Gesicht. »Das ist allerdings etwas, das unsere Ältesten wissen sollten. Danke für die Nachricht.« Sie wandte sich Bleich und mir zu. »Was euch beide betrifft …« Seide lächelte.
    Oh ja, ich konnte sehen, dass es uns leidtun würde.
    »Da ihr beide es für angebracht gehalten habt, eure Befehle zu missachten, und uns stattdessen diese Information gebracht habt, könnt ihr sie auch gleich überprüfen. Ihr macht euch auf den Weg nach Nassau.«
    Ich erstarrte. »Nur wir beide?«
    Seide konnte Bleich wirklich nicht ausstehen. Ich sah es in ihren Augen. »Hast du ein Problem damit, Jägerin?«

    »Nein, Sir. Was sollen wir dort tun?«
    Ihr Lächeln verzog sich zu einer Fratze. »Wenn sie sich dort tatsächlich in so großer Anzahl rumtreiben, wie der Balg behauptet, erwarte ich nicht, dass ihr sie alle umbringt. Das ist ein Aufklärungseinsatz. Wenn ihr könnt, findet heraus, was diese

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