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Die Enklave

Die Enklave

Titel: Die Enklave Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ann; Pfingstl Aguirre
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die Besten von allen hast.«
    »Und ich auch«, sagte Stein.
    Er hatte sich nicht die Mühe gemacht, sein Geschenk einzuwickeln, es war einfach zu groß. Die Keule war nicht so gut, wie ein Schaffer sie gemacht hätte, aber Stein hatte ein Händchen fürs Schnitzen, und er hatte ein schönes Stück Holz für sein Geschenk ausgesucht. Ich hatte den Verdacht, dass Fingerhut ihm bei den Metallbändern am Griff geholfen hatte, aber die detailreichen Schnitzereien stammten zweifellos von ihm. Ich erkannte nicht alle Tiere, aber die Keule war schön, und sie war stabil. Mit ihr auf meiner Schulter würde ich mich sicherer fühlen. Stein hatte die Schnitzereien mit irgendeiner Farbe behandelt, damit sie sich von der Maserung
abhoben. Eigentlich machten die Verzierungen es schwieriger, die Waffe sauber zu halten, aber Stein war ein Zeuger, und man konnte nicht von ihm erwarten, dass er an solche Dinge dachte.
    Ich lächelte bewundernd. »Sie ist wundervoll.«
    Die beiden umarmten mich und zogen dann den Gegenstand hervor, den wir für meine Namensgebung aufbewahrt hatten. Fingerhut hatte die Dose bereits vor langer Zeit extra für diesen Tag eingetauscht. Schon allein der Behälter war ungewöhnlich schön, weil er leuchtend rot und weiß glänzte, viel heller als das meiste, was wir sonst hier unten fanden. Wir wussten nicht, was sich darin befand, wir wussten nur, dass wir ein Werkzeug brauchen würden, um es aufzubekommen, so gut war es verschlossen.
    Ein angenehmer Duft drang daraus hervor. Noch nie hatte ich etwas Derartiges gerochen, es roch frisch und süß. Im Inneren der Büchse konnte ich nur farbigen Staub erkennen. Es war unmöglich zu sagen, was das einmal gewesen sein mochte, aber der Duft allein machte meinen Namensgebungstag zu etwas ganz Besonderem.
    »Was ist das?«, fragte Fingerhut.
    Zögernd berührte ich den rosafarbenen Staub mit der Fingerkuppe. »Ich glaube, es ist etwas, damit man besser riecht.«
    »Kommt das auf die Kleidung?« Stein beugte sich vor und schnüffelte.
    Fingerhut dachte nach. »Nur bei besonderen Gelegenheiten. «
    »Ist sonst noch was drin?« Ich grub mit dem Finger, bis ich am Boden der Dose war. »Tatsächlich!«

    Entzückt zog ich ein steifes, quadratisches Stück Papier heraus. Es war weiß mit goldenen Buchstaben darauf, die eine komische Form hatten, so dass ich sie nicht lesen konnte. Einige sahen so aus, als wären sie zum Lesen gedacht, andere nicht. In sich verschlungene Schleifen und Linien, ein verwirrendes Auf und Ab.
    »Tu es wieder rein«, sagte sie. »Vielleicht ist es wichtig.«
    Das war es, schon allein deshalb, weil es eines der wenigen vollständigen Schriftstücke war, die wir aus der Zeit vor der unseren hatten.
    »Wir sollten es dem Worthüter geben.«
    Auch wenn wir diese Büchse in einem ehrlichen Tauschgeschäft erworben hatten, konnten wir – falls die Möglichkeit bestand, dass es sich dabei um ein wertvolles Besitzstück der Enklave handelte – in ernsthafte Schwierigkeiten geraten, wenn wir sie für uns behielten. Schwierigkeiten führten zu Verbannung und Verbannung zu Dingen, die ich mir lieber gar nicht erst ausmalte. Wir einigten uns, das Stück Papier auszuhändigen, und verschlossen die Büchse wieder. Dann blickten wir uns ernst in die Augen. Wir waren uns der möglichen Konsequenzen vollauf bewusst, und keiner von uns wollte wegen Hortens angeklagt werden.
    »Lasst es uns hinter uns bringen«, sagte Stein. »Ich muss bald wieder zu den Bälgern zurück.«
    »Gib mir ein bisschen Zeit.«
    Rennend suchte ich nach Zwirn. Wenig überraschenderweise fand ich ihn im Kochbereich vor. Mir war immer noch kein eigener Raum zugeteilt worden. Doch jetzt, da ich einen Namen hatte, hatte ich ein Recht darauf. Schluss mit dem Schlafsaal für Bälger.

    »Was willst du?«, fragte er ungeduldig.
    Ich versuchte, es ihm nicht übelzunehmen. Nur weil ich jetzt einen Namen hatte, hieß das noch lange nicht, dass er mich ab sofort besser behandeln würde. Für manche würde ich noch ein paar Jahre lang nichts weiter als ein Balg bleiben. So lange, bis auch ich langsam zu den Ältesten gehören würde.
    »Dass du mir sagst, wo meine Parzelle ist?«
    Zwirn seufzte, dann führte er mich pflichtschuldig durch das Gassenlabyrinth. Unterwegs quetschten wir uns an zahllosen Leibern vorbei, schlängelten uns zwischen Trennwänden und behelfsmäßigen Unterkünften hindurch. Meine war zwischen zwei anderen eingepfercht, aber zumindest hatte ich jetzt vier Quadratmeter,

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